Echo der Vergangenheit (German Edition)
wieder in die Flammen gestürzt.
»Ich habe wirklich etwas gefunden.« Seth fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
Monica drängte sich an ihm vorbei. »Dann erzählen Sie mal, MacIntyre.« Monica tat zwar immer so, als sei sie eisig und beherrscht, aber tief im Inneren war auch sie nur ein Mensch. Kenton hatte mitbekommen, wie sie beim Anblick der Fotos zusammengezuckt war.
Ihre harte Schale hatte einen ganz feinen Riss bekommen.
Seth wühlte in den Aktenbergen auf seinem Schreibtisch. »Die Aufzeichnungen der Feuerwache … «
Kenton hob die Brauen.
»Ich bin … ich bin alle Details dieser Brände noch mal durchgegangen.«
»Sie wissen, dass es gestern Nacht wieder eine Brandstiftung gab.« Monicas Stimme klang jetzt weicher, sie hatte sich wieder unter Kontrolle. »Wade Copeland wurde verletzt. Er liegt auf der Intensivstation des Memorial-Krankenhauses.«
Er wurde blass, nickte aber. »Ich … ich weiß. Meine Männer sind am Tatort.« Mit zitternden Fingern griff er eines der Protokolle heraus. »Ich fahre auch gleich hin, aber ich wollte vorher noch mit Ihnen sprechen.« Er gab Kenton die Akte. »Vielleicht hat es gar nichts zu bedeuten … «
Kenton nahm die Dokumente und blätterte sie durch. Monica trat neben ihn, um ebenfalls hineinsehen zu können. Seth hatte einen Namen eingekringelt, den Namen einer Feuerwehrfrau, die bei den ersten drei Phoenix-Bränden vor Ort gewesen war.
Lora. Ja, über sie wussten sie bereits Bescheid, aber …
»Frank … er teilt sein Team in Schichten ein«, sagte Seth. »Aber Lora war trotz des Schichtplans jedes Mal am Tatort, sowohl als Langley verbrannt ist als auch bei Hatchens Tod und bei Skofield.«
Kenton sah auf. »Sie denken, das spielt für den Killer eine Rolle?« Dass Lora da war? Zufall, nichts weiter. Der Täter konnte schließlich nicht wissen, wann sie Dienst hatte.
Plötzlich zuckte Kenton zusammen.
Er beobachtete sie.
Hurensohn.
Seth hob das Kinn. »Ich glaube, das ist ein Zusammenhang.« Seine Stimme klang jetzt fester. So leicht ließ er sich nicht einschüchtern, und das war auch gut so. »Was anderes ist mir nicht aufgefallen.«
»Die Opfer sind das Bindeglied.« Da war Kenton ganz sicher. Er klappte die Akte zu, gab sie Seth aber nicht zurück. »Wir werden das Leben der Opfer gründlich durchleuchten, und dann wird sich zeigen, warum sie sterben mussten. Ihr Tod war nicht gerade schön und harmlos, und ich wette, ihr Leben war es genauso wenig.«
Seth’ Adamsapfel hüpfte auf und ab. »Ich glaube, der Killer beobachtet die Feuerwehr«, sagte er mit immer überzeugter klingender Stimme. »Lora Spade, Rick Suvalis und Max Quint sind in dieser Wache die Feuerwehrleute mit den meisten Auszeichnungen. Die Tageszeitungen haben über sie berichtet.« Er zog eine andere Akte aus dem Stapel, die vor Zeitungsartikeln schier überquoll. Auch diese gab er Kenton. »Das sind die drei, die die Leute kennen. Außerdem gehen sie in Schulen und sprechen mit den Kindern. Sie sind das Aushängeschild der Wache.«
Kenton sah auf die Akte hinunter. Waren die drei dem Killer aufgefallen?
»Er benutzt flüssige Brandbeschleuniger – Benzin, Terpentin, Alkohol … er tränkt die Brandzone damit und sorgt dafür, dass das Opfer in der Falle sitzt.«
»Michael Randall saß nicht in der Falle«, fiel Monica Seth ins Wort. »Er hätte das Haus jederzeit verlassen, hätte rechtzeitig entkommen können.«
Statt einen Feuerwehrmann mit in den Tod zu reißen.
»Randall saß in der Falle.« Seth schlug so ungestüm auf den Aktenstapel, dass einige Seiten davonflogen. »Ich habe den Jungen gekannt. Verdammt, ich habe sogar mit ihm gearbeitet.« Seth war so aufgeregt, dass ihm beinahe die Stimme versagte. »Sobald das Feuer ausgebrochen war, hätte er sich nicht mehr in Sicherheit bringen können. Er war abhängig; er konnte nicht anders, er musste den Flammen zuschauen.«
»Er hat nicht nur zugeschaut.« Kenton umklammerte die Akten fester. »Er hat sich angezündet und auf Wade gestürzt.«
Seth schluckte vernehmbar.
»Sie haben mit ihm gearbeitet?«, fragte Kenton vorsichtig.
»Ja. Garrison und ich – wir haben ihn einmal besucht. Laut Malone glaubten seine Ärzte, ein Dialog mit uns könne ihm helfen.«
Das hatte wohl nicht viel gebracht.
»Wie viel weitere?«, fragte Monica.
Der Brandermittler sah sie überrascht an. »Bitte? Ich glaube, ich verstehe nicht … «
»Im Polizeirevier werden gerade die Akten sämtlicher anderer Brände herausgesucht,
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