Echo der Vergangenheit (German Edition)
mit den Lippen über ihre Haut. »Schlaf noch ein wenig.«
Ein Stöhnen entrang sich ihrer Kehle. Also wirklich – wollte sie ihn völlig fertigmachen?
»Tue ich«, versprach sie, und schon wurde ihre Stimme undeutlich, fielen ihr die Augen zu.
Kenton stieg behutsam aus dem Bett und sah sie noch einen Augenblick lang an. Sie drehte sich auf die Seite, weg vom Licht, und zog die Beine an. So schön – und so verletzlich im Schlaf.
Wenn diese Frau wach war, strahlte sie Entschlossenheit und Mut aus. Es gab nichts, womit sie nicht fertigwurde – nichts.
Aber als sie so von ihm lag, fiel ihm auf, wie zart und fragil ihre Knochen waren. Ihre Haut war weich.
Ihr durfte nichts passieren.
Er suchte die Kleidung zusammen, die er sich zuvor vom Leib gerissen hatte. Es dauerte eine Zeit lang, bis er sich angezogen hatte, weil er sie immer wieder in Augenschein nehmen musste – ihre langen Beine, die sanfte Wölbung ihrer Hüfte.
»Ich komme wieder«, sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Aber Lora hörte ihn nicht. Sie war eingeschlafen.
Als Kenton ging, achtete er gewissenhaft darauf, dass der Hauseingang richtig zu war. Das Schloss schien nicht viel Schutz zu bieten. Denn jemand wie Phoenix würde sich von Schlössern nicht aufhalten lassen.
Aber er würde ihn aufhalten.
***
Als Erstes fuhr Kenton in die Klinik. Er wollte sich selbst ein Bild von Wade Copelands Zustand machen. Ein angenehmer Anblick war der Feuerwehrmann nicht, und seine Frau weinte die ganze Zeit, die Kenton dort verbrachte.
Als Kenton ging, waren seine Schultern verspannt, und hinter seinem rechten Auge spürte er einen gedämpften, pochenden Schmerz. Er fuhr in die Tiefgarage und blieb schlagartig stehen, als er Frank Garrison sah.
Von uns ist es niemand , hörte er Loras Stimme in seinem Kopf.
Garrison ging mit gesenktem Kopf zum Aufzug. Kenton bewegte sich und versperrte ihm den Weg.
Garrison sah auf und runzelte kurz die Stirn. »Special Agent? Was tun Sie … «
»Ich bin nur vorbeigefahren, um nach Wade Copeland zu sehen.« Er fixierte Garrisons Gesicht. Der Chief sah ziemlich fertig aus, und unter den Augen hatte er dunkle Ringe. Kenton zögerte. Mist, Lora würde ihm das total übelnehmen, aber er musste schließlich seine Arbeit machen. »Wohin sind Sie gegangen, als wir auf der Wache waren?«
Garrison sah ihn überrascht an.
»Als der Brand gemeldet wurde, bei dem Randall starb, waren Sie nicht da.« Kenton hob eine Braue. »Dennoch waren Sie bemerkenswert schnell am Brandort.« Schneller als Kenton.
»Ich hatte einen Termin«, antwortete Garrison grimmig. »Ich führte mit Grundschülern ein Sicherheitstraining durch. Die Schule liegt nur ein paar Straßen von Randalls Haus entfernt. Als der Anruf kam, war ich in der Klasse. Aus diesem Grunde war ich so schnell am Brandort.«
Garrison drängte sich an ihm vorbei.
»Lora empfindet Respekt für Sie«, sagte Kenton leise.
Der Chief blieb stehen. »Das beruht auf Gegenseitigkeit. Es gibt nichts, wovor diese Frau Angst hat. Sie ist gescheit, sie ist willensstark, und ich verstehe wirklich nicht, wieso sie sich ausgerechnet mit Ihnen abgibt.«
Kenton nahm die Bemerkung hin, denn er fand, es sei Garrisons gutes Recht, ärgerlich zu sein. Nachdenklich sah er ihm nach, wie er auf den Aufzug zueilte.
Garrisons Geschichte ließ sich leicht überprüfen. Aber wenn sich herausstellte, dass er log … Dann würde er den Chief das nächste Mal auf dem Polizeirevier vernehmen.
Dreißig Minuten später trat Kenton in Seth MacIntyres Büro und blieb wie angewurzelt stehen. Sein Blick war auf die Magnettafel an der rechten Wand gefallen – bedeckt mit Bildern verbrannter Körper und von Bränden.
Monica rannte in ihn hinein. »Kenton, was hast du … «
Er trat zur Seite und hörte sie nach Luft schnappen.
»Alles sein Werk.« Seth stand von seinem Schreibtischstuhl auf und wies auf die Fotos. »Ich habe mir alle Fälle noch mal angeschaut und versucht, Gemeinsamkeiten zu finden.«
Gott, waren diese Fotos abscheulich! Dabei hatte Kenton in seiner Zeit als Polizist und FBI -Agent genügend grauenhafte Verbrechen gesehen. Aber …
Kenton zwang sich, den Blick von den Fotos abzuwenden. »Haben Sie etwas gefunden?« Loras verstorbener Liebhaber hing auch an der Tafel. Ein Glück, dass sie nicht da war. Er wollte nicht, dass sie das sah.
Aber sie war in jener Nacht dort gewesen. Sie hatte ihn so gesehen, aus nächster Nähe, und dennoch hatte sie weitergearbeitet und sich
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