Echo Einer Winternacht
fuhr auf den Botanischen Garten zu. »Du kannst doch einfach nicht wegbleiben oder?«, murmelte Macfadyen. »Kannst sie nicht in Frieden lassen.«
Wie er erwartet hatte, bog der Audi in den Trinity Place ein.
Macfadyen parkte auf der Hauptstraße und eilte die ruhige Vorortstraße entlang. Hinter den Fensterscheiben war Licht, aber es zeigte sich kein anderes Lebenszeichen. Der Audi war am Ende der Sackgasse abgestellt, die Seitenlichter brannten noch. Macfadyen ging vorbei und bemerkte den leeren Fahrersitz. Er nahm den Weg, der am Fuß des Hügels entlanglief, und fragte sich, wie oft diese vier Studenten vor jener Nacht, in der sie ihre verhängnisvolle Entscheidung trafen, dieselbe Erde zertrampelt hatten. Er blickte nach links hoch und sah, was er erwartet hatte. Mit gesenktem Kopf stand Kerr am Berghang und zeichnete sich vor dem Nachthimmel ab.
Macfadyen verlangsamte seine Schritte. Es war merkwürdig, dass alles so zusammentraf und seine Überzeugung bestärkte, dass die vier Männer, die die Leiche seiner Mutter gefunden hatten, viel mehr über ihren Tod wussten, als man sie je zuzugeben gezwungen hatte. Es war kaum zu begreifen, wie die Polizei damals so versagt haben konnte. Etwas so Einfaches zu verpfuschen, es war kaum zu glauben. Er hatte in ein paar Monaten mehr für die Gerechtigkeit getan, als sie mit all ihren Mitteln und dem Personal, das ihnen zur Verfügung stand, in fünfundzwanzig Jahren erreicht hatten. Gut, dass er sich nicht auf Lawson und seine trainierten Affen verlassen hatte, um seine Mutter zu rächen.
Vielleicht hatte sein Onkel recht gehabt, und sie waren damals Sklaven der Universität gewesen. Oder vielleicht war er selbst der Sache näher gekommen, als er die Polizei der Korruption bezichtigt hatte. Was immer die Wahrheit sein mochte, die Welt hatte sich geändert. Die alte Unterwürfigkeit gab es nicht mehr.
Niemand hatte mehr Angst vor der Universität. Und die Leute wussten jetzt, dass ein Polizist ebenso bestechlich sein konnte wie jeder andere Mensch. Deshalb war man noch angewiesen auf Individualisten wie ihn, um sicherzustellen, dass Gerechtigkeit geschah.
Er sah zu, wie Kerr sich aufrichtete und zu seinem Wagen zurückging. Ein weiterer Eintrag in das Buch der Schuld, dachte Macfadyen. Und ein weiterer Baustein in der Mauer.
Alex drehte sich auf die Seite und sah nach, wie spät es war.
Zehn vor drei. Fünf Minuten, seit er zuletzt auf den Wecker gesehen hatte. Es brachte nichts. Sein Körper war durch den Flug und die Zeitumstellung ganz durcheinander. Wenn er weiter zu schlafen versuchte, würde er dabei nur Lynn aufwecken. Und ihre Schlafgewohnheiten waren durch die Schwangerschaft so gestört, dass er das nicht riskieren wollte.
Alex schlüpfte unter der Decke hervor und fröstelte in der kalten Luft an seiner Haut. Auf dem Weg aus dem Zimmer nahm er seinen Morgenmantel und schloss leise die Tür hinter sich.
War das ein Tag gewesen! Als er sich von Paul verabschiedete, hatte er das Gefühl gehabt, ihn im Stich zu lassen, und sein natürlicher Wunsch, zu Hause bei Lynn zu sein, schien egoistisch.
Beim ersten Flug saß er eingeklemmt auf einem Platz ohne Fenster neben einer Frau, die so dick war, dass er glaubte, sie würde beim Aufstehen die ganze Sitzreihe mitnehmen. Auf der zweiten Strecke hatte er es etwas besser getroffen, war aber dann schon zu müde, um schlafen zu können. Gedanken an Ziggy hatten ihn gequält und mit Bedauern darüber erfüllt, dass sie in den letzten zwanzig Jahren so viele Gelegenheiten ungenutzt hatten verstreichen lassen. Und statt eines erholsamen Abends mit Lynn hatte er sich mit Mondos Gefühlsausbruch befassen müssen. Am Morgen würde er ins Büro gehen, wusste aber schon jetzt, dass es nichts bringen würde. Seufzend betrat er die Küche und stellte Wasser auf. Vielleicht würde eine Tasse Tee ihn beruhigen und wieder schläfrig machen.
Mit der Tasse in der Hand wanderte er durchs Haus und berührte vertraute Gegenstände wie Talismane, die ihn hier sicher verankern könnten. Plötzlich stand er im Kinderzimmer und lehnte sich an das Bettchen. Dies war die Zukunft, sagte er sich. Eine Zukunft, für die es sich zu arbeiten lohnte und die ihm die Gelegenheit bot, etwas aus seinem Leben zu machen, bei dem es um mehr als Geld verdienen und ausgeben ging.
Die Tür öffnete sich, und im warmen Licht vom Flur erschien Lynns Gestalt. »Ich hab dich doch nicht aufgeweckt, oder?«, fragte er.
»Nein, das hab ich ganz allein
Weitere Kostenlose Bücher