Echo Einer Winternacht
aus, als hätte er es gefunden.
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s war nicht leicht gewesen, eine Stelle zu finden, von der aus m
E an eine gute Sicht auf Alex Gilbeys Haus hatte. Aber Macfadyen hatte nicht aufgegeben, war über Felsen geklettert und zwischen zerzausten Grasbüscheln unter den schweren Eisenpfeilern der Eisenbahnbrücke herumgekrochen. Und endlich hatte er die perfekte Stelle entdeckt, zumindest zum Beobachten während der Nacht. Bei Tageslicht wäre er schrecklich exponiert gewesen, aber am Tag war Gilbey nie da.
Nach Einbruch der Dunkelheit verschwand Macfadyen im tiefen schwarzen Schatten unter der Brücke und schaute direkt auf den Wintergarten, in dem Gilbey und seine Frau abends immer saßen, um die wunderbare Aussicht zu genießen.
Es war ungerecht. Hätte Gilbey den Preis für seine Taten gezahlt, würde er entweder noch hinter Gittern schmachten oder ein so beschissenes Leben führen wie die meisten Gefangenen, die nach langer Zeit im Knast in einer miesen Sozialwohnung landen, von Junkies und Schmalspurgangstern umgeben, wo das Treppenhaus nach Urin und Erbrochenem riecht, das hätte er verdient. Nicht dieses teure Anwesen mit der spektakulären Aussicht und den Lärmschutzfenstern gegen den Krach der Züge , die den ganzen Tag und den größten Teil der Nacht über die Brücke ratterten. All dies wollte Macfadyen ihm nehmen, um ihm klar zu machen, was er gestohlen hatte, als er sich am Mord an Rosie Duff beteiligte.
Aber das hob er sich für einen anderen Tag auf. Heute Abend wollte er Wache halten. Er war in Glasgow gewesen und hatte geduldig gewartet, bis jemand die Parklücke freimachte, von der er, so hatte die Erfahrung ihn gelehrt, die beste Sicht auf Kerrs Parkbucht auf dem Universitätsparkplatz hatte. Als sein Opfer kurz nach vier herauskam, war Macfadyen überrascht, dass er nicht nach Bearsden fuhr. Stattdessen ging es zur Stadtautobahn, die sich mitten durch Glasgow schlängelt, bevor sie über Land nach Edinburgh führt. Als Kerr zur Brücke über den Forth of Firth abgebogen war, hatte Macfadyen ahnungsvoll gelächelt. Es sah so aus, als würden sich die Verschwörer jetzt doch treffen.
Seine Ahnung erwies sich als zutreffend. Aber nicht sofort.
Kerr verließ auf der Nordseite der Förde die Autobahn, und statt nach North Queensferry hinunter fuhr er zu einem modernen Hotel, das von einer Sandsteinklippe über der Bucht eine erstklassige Aussicht bot. Er stellte das Auto ab und eilte hinein.
Als Macfadyen nur eine Minute nach ihm das Hotel betrat, war keine Spur von seinem Opfer zu sehen. Er war weder in der Bar noch im Restaurant. Macfadyen lief im Gästebereich hin und her, und seine besorgte Hast zog neugierige Blicke von Personal und Gästen auf sich. Aber Kerr war nirgends zu sehen. Wütend, dass er ihn verloren hatte, stürmte Macfadyen wieder hinaus und schlug mit der flachen Hand auf das Dach seines Wagens.
Herrgott noch mal, so sollte es nicht laufen. Was hatte Kerr vor?
Hatte er gemerkt, dass ihm jemand folgte, und absichtlich seinen Verfolger abgeschüttelt? Macfadyen fuhr herum. Nein, Kerrs Auto war noch da, wo es sein sollte.
Was war hier los? Offensichtlich traf sich Kerr mit jemandem und wollte nicht, dass sie dabei gesehen wurden. Aber wer konnte das sein? War es möglich, dass Alex Gilbey aus den Staaten zurückgekehrt war und seinen Komplizen auf neutralem Gebiet treffen wollte, damit seine Frau nichts davon erfuhr? Es gab keine einfache Methode, das herauszufinden.
Leise fluchend setzte er sich wieder in seinen Wagen und behielt den Hoteleingang im Auge.
Es dauerte nicht lange. Ungefähr zehn Minuten nachdem Kerr das Hotel betreten hatte, kam er zu seinem Auto zurück.
Diesmal fuhr er nach North Queensferry hinunter. Das war die Antwort auf die eine Frage. Wen immer er getroffen hatte, es war jedenfalls nicht Gilbey gewesen. Macfadyen zögerte an der Straßenecke, bis Kerr seinen Wagen in Gilbeys Einfahrt lenkte.
Innerhalb von zehn Minuten hatte er seine Stellung unter der Brücke eingenommen, dankbar, dass der Regen nachgelassen hatte. Er hob das starke Fernglas an die Augen und richtete es auf das Haus unter ihm. Ein matter Schimmer drang von drinnen in den Wintergarten, aber sonst konnte er nichts sehen. Er fuhr mit dem Okular an der Mauer entlang bis zu dem ovalen Lichtkegel aus der Küche. Er sah Lynn Gilbey mit einer Flasche Rotwein in der Hand vorbeikommen. Zwei lange Minuten geschah nichts, dann gingen die hellen Lampen im Wintergarten an. David Kerr folgte
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