WoW 01 - Aufstieg der Horde
Prolog
Die Macht, die der Fremde ausstrahlte, umkreiste ihn in Wellen aus herrlichen Farben, umgab ihn wie einen Umhang und bildete auf seinem mächtigen Schädel eine Krone aus Licht. Seine Stimme erschallte gleichzeitig in Ohren und Geist und raste durch das Blut wie eine süße, lang vergessene Melodie, an die man sich plötzlich erinnerte.
Was er anbot, war verführerisch, erregend und ließ das Herz vor Verlangen pochen. Aber dennoch, dennoch war da etwas, dass...
Als er fort war, wandten sich die Anführer der Eredar einander zu und unterhielten sich leise.
»Er verlangt wenig für das, was er uns anbietet«, sagte der Erste. Er streckte sich, und zwar sowohl in der physischen als auch der metaphysischen Welt, und sandte so Echos seiner Stärke aus.
»Eine solche Macht«, murmelte gedankenverloren der Zweite. Er war der Elegante, der Schöne, und sein Wesen war herrlich und strahlend. »Und er sagt die Wahrheit. Was er uns gezeigt hat, wird geschehen. Niemand kann bei so einer Weissagung lügen.«
Der Dritte war still. Es stimmte, was der Zweite gesagt hatte: Das machtvolle Geschöpf hatte ihnen sein Angebot auf eine Art und Weise unterbreitet, die keine Täuschung ermöglichte. Aber dennoch hatte dieses Wesen, dieser...
Sargeras
etwas an sich, das Velen missfiel.
Die anderen beiden Anführer waren gleichzeitig auch Velens Freunde. Er stand Kil'jaeden, dem Mächtigsten und Entscheidungsfreudigsten der drei, sehr nah. Schon seit Jahren waren sie befreundet. Jahre, die verstrichen waren, ohne dass die Wesen, für die Zeit bedeutungslos war, es bemerkt hätten. Dass Kil'jaeden das Angebot in Betracht zog, erschien Velen bedeutsamer als Archimondes Meinung. Denn obwohl der normalerweise gründlich nachdachte, ließ er sich durch seine Eitelkeit leicht beeinflussen.
Velen dachte wieder an das Bild, das ihnen Sargeras gezeigt hatte. Welten, die sie erobern konnten. Und was weitaus wichtiger war: die sie erforschen und untersuchen konnten. Die Eredar waren vor allen Dingen neugierig. Derart mächtigen Wesen war Wissen so wichtig wie niederen Geschöpfen Fleisch und Trank. Sargeras bot ihnen einen verlockenden Blick auf Dinge, die ihnen gehören konnten, wenn sie nur...
... ihm Treue schworen.
... und dies auch für ihr Volk taten.
»Wie immer ist unser Velen vorsichtig«, sagte Archimonde. Die Worte hätten ein Kompliment sein können, stattdessen erschienen sie Velen herablassend. Er wusste, was Archimonde wollte. Dabei war Velen klar, dass der andere seine Unschlüssigkeit nur als ein kleines Hindernis auf dem Weg ansah, den er beschreiten wollte.
Velen lächelte. »Ja, ich bin vorsichtig, und manchmal hat uns genau diese Vorsicht ebenso gerettet wie deine Entscheidungsfreudigkeit, Kil'jaeden, und dein Ungestüm, Archimonde.«
Beide lachten. Einen Moment lang spürte Velen die Wärme ihrer Zuneigung. Dann verstummten sie, und er begriff, dass sie sich bereits entschieden hatten. Als sie gingen, sank Velens Herz. Dabei hoffte er, dass er trotzdem die richtige Entscheidung gefällt hatte.
Die drei hatten immer gut zusammengearbeitet. Ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten ermöglichten es stets, ein Gleichgewicht zu finden. Das Ergebnis waren Harmonie und Friede für ihr Volk. Er wusste, dass Kil'jaeden und Archimonde nur das Beste für ihre Schützlinge wollten. Das galt auch für Velen, und bislang hatten sie sich stets geeinigt.
Velen fröstelte. Warum verunsicherte ihn dieser so selbstsichere, einnehmende Sargeras derart? Die anderen waren offenbar geneigt, sein Angebot anzunehmen. Sargeras hatte ihnen gesagt, dass die Eredar genau das waren, wonach er gesucht hatte: ein starkes, leidenschaftliches und stolzes Volk, das ihm dienen konnte und dazu beitragen würde, alle Welten zu vereinen. Er hatte ihnen versprochen, dass er sie verändern, sie verbessern, stärker machen würde. Er wollte ihnen ein Geschenk machen, wie es im Universum einmalig war. Und tatsächlich nie zuvor war solche Macht, wie Sargeras sie repräsentierte, mit der Einzigartigkeit der Eredar zusammengebracht worden. Geschah dies, konnte das, was Sargeras ihnen verheißen hatte, tatsächlich wahr werden.
Aber dennoch, dennoch...
Velen ging zum Tempel. Das machte er immer, wenn er Sorgen hatte. An diesem Abend waren auch ein paar andere dort. Sie saßen im Kreis um eine Säule, in jenem Raum, der auch den wertvollen Ata'mal-Kristall beherbergte. Das Artefakt war alt, so alt, dass sich keiner der Eredar an seine Herkunft
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