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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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hätte weinen können, denn er hatte keine Ahnung, in welche Richtung sie gefahren waren. An diesem verwirrenden Morgen hatte es nichts gegeben, das ihm als Hinweis hätte dienen können. Er erwog, nach Hause zurückzukehren und nachzusehen, ob über seine Computer Neuigkeiten hereingekommen waren, fand es aber nicht sinnvoll. Das Internet würde ihm keinen Aufschluss darüber geben, wo Gilbey und Mackie waren.
    Das Einzige, worauf er sich verlassen konnte, war, dass sie früher oder später wieder nach North Queensferry zurückkehren würden. Über sich selbst und seine Unfähigkeit fluchend, beschloss Macfadyen, es sei am besten, dorthin zurückzufahren.
     
    Im gleichen Moment, als Graham Macfadyen die Ausfahrt passierte, auf der er hätte heimkehren können, standen Weird und Alex vor seinem Haus. »Zufrieden?«, fragte Alex. Weird war schon langsam den Weg hinaufgegangen und hatte erfolglos an die Tür geklopft. Dann versuchte er bei einem Rundgang um das Haus, durch die Fenster zu schauen. Alex war überzeugt, dass die Polizei, von irgendeinem neugierigen Nachbarn gerufen, jeden Moment kommen würde. Aber dies war keine Gegend, in der die Leute den ganzen Tag zu Hause waren.
    »Wenigstens wissen wir, wo wir ihn finden können«, sagte Weird. »Sieht so aus, als wohnte er allein.«
    »Wieso glaubst du das?«
    Weird warf ihm einen Blick zu, der bedeuten sollte: Du bist aber doof.
    »Nichts, was auf die Hand einer Frau hinweist, hm?«
    »Absolut nichts«, sagte Weird. »Okay, du hattest recht, es war Zeitverschwendung.« Er schaute auf die Uhr. »Komm, wir suchen uns einen netten Pub und essen eine Kleinigkeit. Und dann können wir in das schöne Dundee zurückkehren.«
     
    37
    rofessor David Soanes war ein pausbäckiger, kugelrunder Mann m
    P
    it rosigen Wangen und weißen Löckchen, die ihm in die Stirn fielen und rund um seinen glänzend kahlen Schädel standen. Mit seinen leuchtend blauen Augen hatte er eine verwirrende Ähnlichkeit mit einem glatt rasierten Weihnachtsmann.
    Er führte Alex und Weird in einen winzigen Raum, der seinem Schreibtisch und zwei Stühlen für Besucher kaum genug Platz bot. Das Zimmer war spartanisch eingerichtet, der einzige Schmuck war ein Zertifikat, das Soanes als Ehrenbürger von Srebrenica auswies. Alex wollte sich lieber gar nicht vorstellen, was er getan haben musste, um sich diese Ehre zu verdienen.
    Soanes bat sie, sich zu setzen, und machte es sich hinter seinem Schreibtisch bequem, wobei sein runder Bauch gegen die Kante stieß. Er schob die Lippen vor und betrachtete sie.
    »Fraser hat mir gesagt, dass Sie mit mir über den Fall Rosemary Duff sprechen wollten«, sagte er nach einer Weile. Der Tonfall seiner Stimme war so opulent und pflaumenweich wie ein Weihnachtspudding bei Dickens. »Ich habe zuerst eine oder zwei Fragen an Sie.«
    Er blickte auf ein Blatt Papier vor sich. »Alex Gilbey und Tom Mackie, richtig?«
    »Stimmt«, sagte Alex.
    »Und Sie sind keine Journalisten?«
    Alex holte seine Visitenkarte heraus und gab sie ihm. »Ich habe eine Firma, die Grußkarten herstellt. Tom ist Pfarrer. Wir sind keine Journalisten.«
    Soanes betrachtete die Karte genau und hob sie schräg gegen das Licht, um sich zu vergewissern, dass die Prägung echt war.
    »Wieso interessieren Sie sich für den Fall Rosemary Duff?«, fragte er abrupt.
    Weird beugte sich vor. »Wir sind zwei der vier jungen Männer, die sie entdeckten, als sie vor fünfundzwanzig Jahren sterbend im Schnee lag. Sie hatten wahrscheinlich unsere Kleider unter Ihrem Mikroskop.«
    Soanes neigte den Kopf leicht zur Seite. Die Fältchen um seine Augen zogen sich fast unmerklich zusammen. »Das war vor langer Zeit. Warum sind Sie jetzt hier?«
    »Wir glauben, dass wir bei jemandem auf der Abschussliste stehen«, sagte Weird.
    Diesmal hob Soanes beide Augenbrauen. »Jetzt kann ich Ihnen nicht mehr folgen. Was hat das mit mir oder Rosemary Duff zu tun?«
    Alex legte die Hand auf Weirds Arm. »Zwei von den vieren, die in der Nacht damals dort waren, sind tot. Sie starben innerhalb einer Zeitspanne von sechs Wochen. Beide wurden ermordet. Ich weiß, das könnte einfach Zufall sein. Aber bei beiden Begräbnissen gab es gleiche Kränze, auf denen stand:
    ›Rosemary zum Gedächtnis‹. Und wir vermuten, dass diese Kränze von Rosie Duffs Sohn geschickt wurden.«
    Soanes runzelte die Stirn. »Ich glaube, da sind Sie bei mir an der falschen Adresse, meine Herren. Sie sollten mit der Polizei von Fife sprechen, die zur Zeit

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