Echo Einer Winternacht
alte Fälle wieder aufgenommen hat, unter anderem gerade diesen.«
Alex schüttelte den Kopf. »Ich habe das schon versucht, ACC
Lawson hat mir praktisch erklärt, ich sei paranoid. Solche Zufälle kämen eben vor, und ich solle gehen und aufhören, mir Sorgen zu machen. Aber ich glaube, er irrt sich. Ich meine, jemand bringt uns um, weil er überzeugt ist, dass wir Rosie ermordet haben. Und die einzige Möglichkeit, aus dieser schwierigen Lage herauszukommen, ist aufzuklären, wer tatsächlich der Täter war.«
Bei der Erwähnung von Lawsons Namen huschte ein merkwürdiger Ausdruck über Soanes’ Gesicht. »Trotzdem verstehe ich immer noch nicht, wieso Sie hergekommen sind. Meine persönliche Beteiligung an dem Fall war vor fünfundzwanzig Jahren abgeschlossen.«
»Das ist nur darum so, weil die Beweisstücke verloren gegangen sind«, unterbrach Weird, der es nicht ertragen konnte, längere Zeit seine eigene Stimme nicht zu hören.
»Ich glaube, da irren Sie sich. Wir haben kürzlich für ein Kleidungsstück Analysen durchgeführt. Aber wir haben nichts gefunden, was für eine DNA-Untersuchung relevant wäre.«
»Sie hatten die Strickjacke«, sagte Alex. »Aber die wichtigen Stücke, an denen Blut und Sperma war, sind verloren gegangen.«
Unverkennbar erwachte jetzt Soanes’ Interesse. »Die Original-Beweisstücke gingen verloren?«
»Das hat ACC Lawson mir gesagt«, antwortete Alex. Soanes schüttelte ungläubig den Kopf. »Das ist ja erschreckend«, sagte er. »Wenn auch nicht unbedingt erstaunlich unter dieser Leitung.« Seine Stirn legte sich in missbilligende Falten. Alex fragte sich, was die Polizei von Fife sonst noch getan hatte, um Soanes’ Missfallen zu erregen. »Also, ohne die hauptsächlichen Beweisstücke weiß ich eigentlich nicht, wie Sie glauben, dass ich Ihnen helfen kann.«
Alex holte tief Luft. »Ich weiß, Sie haben die Originalunter-suchungen des Falls gemacht. Und ich habe gehört, dass Experten der Gerichtsmedizin nicht immer jedes Detail in ihre Berichte einbeziehen. Ich habe mich gefragt, ob es etwas gab, das Sie sich vielleicht damals aufgeschrieben haben. Ich denke da besonders an Farbe. Weil die Strickjacke das Einzige ist, was nicht verloren wurde. Und nachdem sie die damals gefunden hatten, kamen sie und nahmen Farbproben von unserer Wohnung.«
»Und warum sollte ich Ihnen so etwas mitteilen, immer vorausgesetzt, dass es da etwas gäbe? Das ist wohl kaum üblich.
Schließlich könnte man ja sagen, Sie waren Verdächtige.«
»Wir waren Zeugen, nicht Verdächtige«, sagte Weird ärgerlich. »Und Sie sollten es tun, weil es sehr schwierig für Sie sein wird, es vor Gott und Ihrem Gewissen zu verantworten, wenn Sie es unterlassen und wir ermordet werden.«
»Und weil Wissenschaftler der Wahrheit verpflichtet sein sollten«, fügte Alex hinzu. Zeit, etwas zu riskieren, dachte er.
»Und ich habe das Gefühl, dass Sie ein Mann sind, der die Wahrheit zu seinem Aufgabenbereich zählt, ganz im Gegensatz zur Polizei, der es im Allgemeinen nur darum zu gehen scheint, dass sie irgendein Ergebnis bekommt.«
Soanes stützte sich mit einem Ellbogen auf den Schreibtisch und spielte an seiner Unterlippe, deren fleischige Innenseite zu sehen war. Er sah sie lange an, als müsse er etwas überlegen.
Dann richtete er sich entschlossen auf und öffnete einen Hefter, der das Einzige war, was neben dem Blatt auf seinem Schreibtisch lag. Er warf einen Blick auf die Unterlagen, schaute dann auf und begegnete ihren erwartungsvollen Blicken. »Mein Bericht befasste sich hauptsächlich mit Blut und Sperma. Das Blut war ausschließlich von Rosie Duff, das Sperma stammte, so nahmen wir an, von dem Mörder. Weil derjenige, von dem das Sperma kam, Sekretor war, konnten wir die Blutgruppe feststellen.« Er blätterte zwei Seiten weiter.
»Es gab auch Fasern von billigem braunem Teppichboden und zwei von einem anthrazitfarbenen Teppichmaterial, das von mehreren Autoherstellern in ihren Mittelklassewagen verwendet wird. Die Hundehaare stammten von dem Springerspaniel des Wirts, der den Pub führte, in dem sie arbeitete. Dies stand mit allen Details in meinem Bericht.«
Er bemerkte Alex’ Enttäuschung und lächelte leicht. »Und dann gibt es da noch meine eigenen Notizen.«
Er zog ein Bündel handbeschriebener Blätter heraus. Einen Augenblick sah er mit zusammengekniffenen Augen darauf, dann nahm er eine Lesebrille mit Goldrand aus seiner Westen-tasche und setzte sie auf. »Meine Handschrift
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