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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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war sozusagen immer schon eine Plage«, sagte er trocken. »Und ich habe dies seit Jahren nicht mehr angesehen. Also, wo waren wir …? Blut
    … Sperma … Schlamm.« Er blätterte zwei dicht mit winzigen Buchstaben beschriebene Seiten um. »Haare … Hier ist es –
    Farbe.« Er tippte mit dem Finger auf die Seite und blickte auf.
    »Was wissen Sie über Farbe?«
    »Emulsionsfarbe für Wände, Glanzlack für Holz«, sagte Weird. »Das ist alles, was ich über Farbe weiß.«
    Soanes lächelte zum ersten Mal. »Farbe besteht aus drei Hauptbestandteilen. Der Farbträger ist normalerweise Polymer.
    Das ist der feste Bestandteil, der an Ihrem Arbeitsanzug haften bleibt, wenn Sie ihn nicht sofort wegmachen. Dann gibt es das Lösungsmittel, meistens eine organische Flüssigkeit. Der Träger wird im Lösungsmittel aufgelöst, damit man für Pinsel oder Roller eine günstige Konsistenz beim Anstrich bekommt. Das Lösungsmittel ist für kriminaltechnische Belange selten wichtig, weil es gewöhnlich schon lange verdunstet ist. Schließlich gibt es noch das Pigment, das den Farbton abgibt. Unter den Pigmenten, die am häufigsten verwendet werden, hat man Titaniumdioxid und Zinkoxid für Weiß, Phthalocyanine für Blau, Zinkchromat für Gelb und Kupferoxid für Rot. Aber jede Charge hat ihre eigene mikroskopische Struktur. So ist es möglich, einen Farb-fleck zu analysieren und zu bestimmen, was für eine Farbe es ist.
    Es gibt ganze Bibliotheken von Farbmustern, mit denen wir die einzelnen Proben vergleichen können.
    Und natürlich sehen wir uns nicht nur die Farbe, sondern auch die Art des Flecks an. Ist es ein Spritzer? Ist es ein Tropfen?
    Oder ein abgekratzter Partikel?« Er hob einen Finger. »Bevor Sie mich weiter fragen, ich bin kein Experte für so etwas. Es ist nicht mein Spezialgebiet.«
    »Das hätte ich Ihnen jetzt aber glatt abgenommen«, sagte Weird. »Was steht also in Ihren Notizen über die Farbe an Rosies Jacke?«
     
    »Ihr Freund kommt wirklich gern schnell zur Sache, was?«, sagte Soanes zu Alex, Gott sei Dank eher amüsiert als ärgerlich.
    »Wir wissen doch, wie kostbar Ihre Zeit ist, das ist alles«, sagte Alex und schämte sich insgeheim seiner Kriecherei.
    Soanes kehrte zu seinen Notizen zurück. »Das ist wahr«, sagte er. »Die Farbe, von der wir hier sprechen, war ein blassblaues aliphatisches Polyurethan-Email. Keine Farbe, die man oft für Wohnungen nimmt. Mehr so etwas, das man auf Booten oder auf Glasfasermaterial verwendet. Wir haben keine genaue Übereinstimmung mit den vorliegenden Mustern, allerdings eine Ähnlichkeit mit zwei Bootsfarben unserer Bibliothek gefunden.
    Und am interessantesten war das Profil der Tröpfchen, das die Form von winzigen Tränen hatte.«
    Alex runzelte die Stirn. »Was bedeutet das?«
    »Es heißt, dass die Farbe nicht nass war, als sie auf die Jacke kam. Es waren kleine, winzige Tropfen getrockneter Farbe, die ohne Zweifel von einer Oberfläche, auf der Rosie lag, auf ihre Kleidung gelangte. Wahrscheinlich war es ein Teppich.«
    »Jemand hatte also an dem Platz, auf dem sie lag, etwas gestrichen? Und von der Farbe war etwas auf den Teppich getropft?«, fragte Weird.
    »Das ist fast sicher. Aber ich muss noch einmal auf die merkwürdige Form der Tröpfchen zurückkommen. Wenn Farbe von einem Pinsel tropft oder auf einen Teppichboden spritzt, würden die Tröpfchen nicht so aussehen. Und alle die Tröpfchen, die wir in diesem Fall betrachtet haben, hatten die gleiche Form.«
    »Warum haben Sie all das nicht in Ihrem Bericht geschrieben?«, fragte Alex.
    »Weil wir es nicht erklären konnten. Es ist sehr gefährlich für die Anklage, wenn ein Experte als Zeuge aussagt: ›Ich weiß es nicht.‹ Ein guter Verteidiger würde die Fragen nach der Farbe erst ganz am Schluss zur Sprache bringen. Dann würden sich die Geschworenen noch am besten an die Antwort meines Chefs erinnern, nachdem der zugeben musste, dass er die Antworten nicht kannte.« Soanes schob seine Unterlagen in den Hefter zurück. »Also haben wir es weggelassen.«
    Jetzt also zur einzigen Frage, auf die es ankommt, dachte Alex.
    »Wenn Sie sich die Beweisstücke jetzt noch einmal betrachten würden, könnten Sie dann zu einem anderen Ergebnis kommen?«
    Soanes sah ihn über seine Brille an. »Ich persönlich? Nein.
    Aber ein Experte für Kriminaltechnik könnte vielleicht schon eine brauchbarere Analyse liefern. Ihre Chancen, nach fünfundzwanzig Jahren noch die dazu passende Farbe zu finden, sind

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