Echo Einer Winternacht
unglücklich über diesen Vorschlag.
»Also zurück nach Dundee?«
»Nein, ich glaube nicht. Ich bin doch zum Teil zurückgekommen, um diesen Graham Macfadyen wegen der Kränze zur Rede zu stellen. Nach St. Monans ist es doch nicht weit?
Wir fahren hin und sehen mal, was er zu sagen hat.«
»Mitten am Tag – bestimmt ist er bei der Arbeit«, sagte Alex und beeilte sich, mit Weird Schritt zu halten, als sie zum Wagen zurückgingen.
»Wenigstens können wir einen Blick auf sein Haus werfen. Und vielleicht können wir nach dem Gespräch mit Professor Soanes noch mal hinfahren.« Wenn Weird in so einer Stimmung war, konnte man nicht mit ihm streiten, stellte Alex resigniert fest.
Macfadyen begriff nicht, was das sollte. Er hatte ab sieben Uhr morgens vor Gilbeys Haus gestanden und ein angenehmes Triumphgefühl verspürt, als der Wagen mit den beiden Männern weggefahren war. Die beiden Komplizen hatten ja offensichtlich etwas vor. Er war ihnen durch Fife nach Dundee hinein bis zur Small’s Wynd gefolgt. Sobald sie in dem alten Sandstein-gebäude waren, eilte er ihnen nach. Das Schild an der Tür mit der Aufschrift GERICHTSMEDIZINISCHES INSTITUT ließ ihn stutzen. Was suchten sie nur? Warum waren sie hier? Was immer es war, sie hatten nicht viel Zeit dafür gebraucht.
Innerhalb von zehn Minuten waren sie wieder draußen. Bei der Zufahrt auf die Tay-Brücke verlor er sie fast aus den Augen, schaffte es aber, sie einzuholen, als sie bremsten, um in die St.
Andrews Road einzubiegen. Es war nicht ganz leicht gewesen, einen Parkplatz zu finden, und er hatte das Auto schließlich vor einer Einfahrt stehen lassen. Als sie durch die Stadt gingen, hatte er sie im Auge behalten. Sie schienen kein bestimmtes Ziel zu haben, gingen zweimal wieder zurück und überquerten die North Street, Market Street und South Street. Zum Glück war Mackie so groß, dass er auf der Straße gut sichtbar und es nicht allzu schwer war, ihm zu folgen. Dann merkte er plötzlich, dass dieser anscheinend ziellose Spaziergang sie West Port immer näher brachte.
Sie waren auf dem Weg zur Lammas Bar. Sie hatten tatsächlich die Stirn, durch die Tür zu treten und den Ort zu besuchen, an dem sie seine Mutter zuerst ins Visier genommen hatten.
Obwohl es ein feuchtkalter Tag war, stand Macfadyen jetzt Schweiß auf der Oberlippe. Die Hinweise auf ihre Schuld nahmen von Stunde zu Stunde zu. Wären sie schuldlos, dann hätte der Respekt sie von der Lammas Bar fern gehalten. Aber er war ganz sicher, dass ihre Schuld sie wie ein Magnet anzog.
Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er sie fast angerempelt hätte. Unerwartet waren sie mitten auf dem Gehweg stehen geblieben, während er weitergegangen war.
Macfadyen wich ihnen mit abgewandtem Gesicht und heftig pochendem Herzen aus. Er trat schnell in einen Ladeneingang, schaute zurück und ballte die feuchten Hände in den Taschen zur Faust. Er konnte seinen Augen kaum trauen. Sie waren eingeknickt, hatten sich von West Port abgewendet und gingen jetzt die South Street hinunter in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Als sie durch eine ganze Reihe enger Gassen und Passagen gingen, musste er fast anfangen zu laufen, um sie im Blick zu behalten. Dass sie diese schmalen Straßen nahmen statt der größeren, schien Macfadyen ein klares Zeichen ihrer Schuldgefühle. Gilbey und Mackie versteckten sich vor der Welt und den anklagenden Blicken, die sie überall vermuten mussten.
Bis er zu seinem eigenen Wagen zurückkam, fuhren sie schon auf die Kathedrale zu. Fluchend setzte sich Macfadyen hinters Steuer und gab Vollgas. Er hatte sie fast eingeholt, als das Schicksal ihm einen grausamen Streich spielte. Am Ende von Kinkell Braes wurden Straßenarbeiten durchgeführt und der Verkehr auf der einzigen, jetzt befahrbaren Spur durch eine Ampel geregelt. Die Ampel schaltete auf Rot, und Gilbey schoss gerade noch durch, als wüsste er, dass es darauf ankam, zu entwischen. Wäre kein Fahrzeug zwischen ihnen gewesen, hätte Macfadyen es riskiert, einfach bei Rot durchzufahren. Aber ein Kleinlaster mit Autoersatzteilen versperrte ihm den Weg. Er schlug mit der Faust erbittert auf das Steuerrad und kochte vor Wut, als Minuten verstrichen, bis das grüne Licht endlich wieder aufleuchtete. Der Laster kroch langsam den Hügel hoch, Macfadyen dicht hinter ihm. Aber er konnte ihn erst zwei Meilen später überholen und wusste im Grunde seines Herzens, dass es unmöglich war, Gilbeys BMW noch einzuholen.
Er
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