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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sein Blick war scharf und wach und seine Körperhaltung ruhig und beherrscht.
    »Hier lang«, wies Jason sie an. »Lass mich das Baby tragen«, fügte er hinzu und nahm die Babytragetasche. »Sie ist wirklich niedlich.«
    »Um drei Uhr morgens würdest du das vielleicht nicht sagen«, meinte Lynn mit offensichtlichem Mutterstolz.
    »Vielleicht nicht. Übrigens, es tut mir leid wegen deines Bruders«, sagte er und sah verlegen über die Schulter zu Lynn zurück. »Das muss ja schrecklich gewesen sein.«
    »Es war nicht leicht«, sagte Lynn und folgte Jason durch den schmalen Korridor, dessen Wände zart hellblau gestrichen waren. Als sie am Ende angekommen waren, führte sie Jason in ein beeindruckendes Labor. Geheimnisvolle Apparate glänzten in jeder Ecke. Die Arbeitsflächen waren sauber und ordentlich, und der Techniker, der durch eine Art Rohr sah – Alex hielt es für ein futuristisches Mikroskop –, zuckte nicht mit der Wimper, als sie geräuschvoll hereinkamen. »Ich habe das Gefühl, den Raum hier schon allein durch meinen Atem zu verunreinigen«, sagte er.
    »Bei Farbe ist das nicht so problematisch«, antwortete Jason.
    »Wenn ich mit DNA arbeiten würde, könntet ihr hier nicht so einfach reinkommen. Also, jetzt sagt mir noch mal, was ihr für mich habt.«
    Alex fasste das zusammen, was Soanes ihm am vorhergehenden Nachmittag erklärt hatte. »Soanes meint, die Wahrscheinlichkeit, eine entsprechende Farbe zu finden, sei gering, aber vielleicht könnten Sie auf Grund der Tropfenform etwas Neues herausbekommen«, fügte er hinzu. Jason betrachtete die Objektträger. »Sie scheinen sie jedenfalls gut erhalten zu haben, was von Vorteil ist.«
    »Was werden Sie damit machen?«, fragte Weird. Lynn stöhnte. »Ich wünschte, du hättest das nicht gefragt.«
    Jason lachte. »Beachten Sie sie nicht, sie tut nur gern so, als hätte sie keine Ahnung. Wir haben eine ganze Reihe von Methoden, mit denen wir den Träger und das Pigment analysieren. Außer der Mikrospektrofotometrie, mit der wir den Farbton feststellen, können wir noch eine gründlichere Untersuchung machen, um die Zusammensetzung der Farbproben herauszubekommen. Die infrarote Fourier-Spektrometrie, die pyrolytische Gaschromatographie und die Elektronenmikroskopie. Diese Art von Untersuchungen.«
    Weird schien verwirrt. »Und was können Sie damit herausfinden?«, fragte Alex.
    »Allerhand. Wenn es ein abgebrochenes Stückchen ist, die Art der Oberfläche, von der es stammt. Bei Autofarben analysieren wir die verschiedenen Schichten und bekommen so eine Datensammlung, nach der wir die Marke, das Modell und das Baujahr bestimmen können. Bei Tropfen können wir so ziemlich das Gleiche machen, obwohl wir natürlich keine Einzelheiten zur Oberfläche bekommen, weil die Farbe niemals auf eine Oberfläche aufgetragen wurde.«
    »Wie lange wird das alles dauern?«, fragte Weird. »Wir sind nämlich etwas unter Druck, Zeitdruck.«
    »Ich werde es in meiner Freizeit machen. Zwei Tage? Ich werde so schnell wie möglich arbeiten. Aber ich will ja nichts weniger als beste Arbeit leisten. Wenn Sie recht haben in der Sache, könnten wir zum Schluss alle vor Gericht aussagen müssen, und da will ich nichts verkürzen. Ich gebe Ihnen auch eine Bestätigung, dass ich diese Proben von Ihnen erhalten habe, nur für den Fall, dass irgendjemand später versuchen sollte, etwas anderes zu behaupten.«
    »Danke dir, Jason«, sagte Lynn. »Ich steh in deiner Schuld.«
    Er grinste. »Das mag ich bei einer Frau.«
     
    39
    ackie Donaldson hatte gelegentlich über ein Klopfen an der J Tür am frühen Morgen geschrieben, darüber, wie jemand zum wartenden Polizeiauto geführt wurde, über die schnelle Fahrt durch leere Straßen und das absolut zermürbende Warten in einem engen Raum, der nach anderen Leuten roch. Aber es war ihr nie eingefallen, dass sie dies eines Tages selbst erleben würde, anstatt es zu beschreiben. Sie war durch die summende Klingel aus dem Schlaf gerissen worden, hatte festgestellt, wie spät es war – 03.47 –, stolperte zur Tür und zog dabei ihren Morgenmantel über. Als Detective Inspector Darren Heggie seinen Namen durch die Sprechanlage gerufen hatte, war ihr erster Gedanke gewesen, dass Hélène etwas Schreckliches passiert sein könnte. Sie begriff nicht, warum er zu dieser Zeit Zutritt verlangte. Aber sie machte keine Einwände. Sie wusste, es wäre Zeitverschwendung.
    Heggie hatte mit einer Frau in Zivil und zwei uniformierten Polizisten, die

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