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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ihr auf die Füße.
    Sie ging in die Hocke und lehnte sich gegen ein Regal mit Süßigkeiten, bedeckte den Kopf mit den Armen und schluchzte.
    Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, bevor sie eine leise, beruhigende Frauenstimme hörte und in das Gesicht einer Fremden aufsah.
    »Ich bin Detective Inspector Cathy McIntyre«, sagte die Frau.
    »Würden Sie mir sagen, was geschehen ist?«
    »Er heißt Graham Macfadyen. Und er wohnt in St. Monans«, sagte Lynn. »Er hat mein Baby entführt.«
    »Kennen Sie den Mann?«, fragte DI McIntyre.
    »Nein. Aber er hat es auf meinen Mann abgesehen. Er glaubt, dass Alex seine Mutter umgebracht hat. Aber natürlich stimmt das nicht. Er ist verrückt. Er hat schon zwei Leute umgebracht.
    Lassen Sie ihn nicht mein Baby umbringen.«
    Lynns Worte kamen so schnell und wirr heraus, dass sie klang, als sei sie übergeschnappt. Sie versuchte, tief Luft zu holen, und bekam Schluckauf. »Ich weiß, ich höre mich verrückt an, aber das bin ich nicht. Sie müssen den Assistant Chief Constable anrufen. James Lawson. Er weiß Bescheid.«
    DI McIntyre war unschlüssig. Diese Sache lag weit außerhalb ihres Erfahrungsbereichs, und das wusste sie auch. Bis jetzt hatte sie es nur geschafft, alle Kollegen, die im Auto oder zu Fuß auf Streife waren, über Funk zu verständigen und ihnen zu sagen, sie sollten auf einen silbernen Golf mit einem dunkelhaarigen Mann am Steuer achten. Vielleicht würde ein Anruf beim ACC ihr eine Demütigung ersparen. »Überlassen Sie das mir«, sagte sie und ging wieder auf den Vorplatz hinaus, um zu überlegen, welche Möglichkeiten sie hatte.
     
    Weird saß in der Küche und kochte vor Wut, dass er nichts tun konnte. Beten war ja gut und schön, aber man brauchte eine tiefe innere Ruhe, um mit Gebeten irgendetwas Förderliches zu erreichen. Seine Phantasie raste und führte ihm Filmszenen vor, in denen seine eigenen Kinder in den Händen eines Entführers waren. Er wusste, dass er an Lynns Stelle zu keiner rationalen Reaktion fähig wäre. Er musste etwas Konkretes tun, das vielleicht helfen konnte.
    Er versuchte, Alex anzurufen. Aber auf seinem Mobiltelefon war er nicht zu erreichen, und in Alex’ Büro hieß es, man hätte den ganzen Morgen nichts von ihm gehört oder gesehen. Also stand Alex auch auf der Vermisstenliste. Weird war nicht unbedingt überrascht. Er war überzeugt gewesen, dass Alex etwas im Sinn hatte, was er in Angriff nehmen wollte. Er griff nach dem Telefon, zuckte bei dieser kleinen Bewegung schon zusammen und ließ sich von der Auskunft die Nummer der Polizei von Fife geben. Er musste alle ihm zu Gebote stehenden Überredungskünste einsetzen, um bis zu Lawsons Sekretärin vorzudringen. »Ich muss unbedingt mit dem Assistant Chief Constable sprechen«, sagte er. »Es ist dringend. Es liegt eine Kindesentführung vor, und ich habe wichtige Informationen dazu«, sagte er zu der Frau, die offensichtlich genauso viel Geschick im Abwimmeln hatte wie er im Schönreden.
     
    »Mr. Lawson ist in einer Besprechung«, sagte sie. »Wenn Sie mir Ihren Namen und Ihre Nummer hinterlassen, werde ich ihn bitten, Sie anzurufen, wenn er kann.«
    »Sie haben wohl nicht gehört, was ich gesagt habe? Da draußen gibt es irgendwo ein Kleinkind, dessen Leben in Gefahr ist. Wenn dem Baby irgendwas passiert, können Sie Ihre Pension darauf verwetten, dass ich innerhalb von einer Stunde mit der Presse und dem Fernsehen sprechen und sie darüber informieren werde, wie Sie und Ihre Kollegen versagt haben.
    Wenn Sie Lawson nicht sofort an den Apparat holen, werden Sie der Sündenbock sein.«
    »Sie brauchen sich nicht so aufzuregen, Sir«, sagte die Frau kühl. »Wie war Ihr Name noch mal?«
    »Pfarrer Tom Mackie. Er wird mit mir sprechen, das kann ich Ihnen garantieren.«
    »Bleiben Sie bitte am Apparat.«
    Bei den Klängen eines hektischen Concerto grosso tobte Weird innerlich. Nach einer Wartezeit, die ihm endlos vorkam, erklang eine Stimme, die ihm nach all den Jahren noch vertraut war. »Hoffentlich geht’s um etwas Wichtiges, Mr. Mackie. Man hat mich aus einer Besprechung mit dem Polizeipräsidenten herausgeholt, damit Sie mit mir reden können.«
    »Graham Macfadyen hat Alex Gilbeys Kind geraubt. Es ist unglaublich, dass Sie in einer Besprechung sitzen, während sich so etwas abspielt«, sagte Weird bissig.
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Lawson.
    »Sie haben eine Kindesentführung auf dem Hals. Vor etwa einer Viertelstunde hat Macfadyen Davina

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