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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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umgedreht hätte, um es innen zu streichen, würde man das nicht an einem Ort tun, wo Teppichboden liegt, oder? Und die Tröpfchen würden in der Größe variieren, weil ein Teil der Oberfläche einem näher wäre, nicht wahr?« Er hielt inne und sah sich im Raum um. Alle schüttelten die Köpfe, von seiner Begeisterung fasziniert.
    »Was bleibt uns also? Wenn es ein Boot war, dann hätte euer Mann wahrscheinlich das Dach der Kajüte gestrichen. Von innen. Ich habe also mit einer ganz ähnlichen Farbe experimentiert, und um diese Wirkung zu bekommen, musste ich mich sehr strecken. Kleine Boote haben diese lichte Höhe nicht. Ich würde also schätzen, dass euer Mann ein ziemlich großes Boot hatte.«
    »Wenn es ein Boot war«, sagte Lynn. »Hätte es nicht etwas anderes sein können? Etwa der Innenraum eines Wohnwagens?
    Oder eines Wohnwagenanhängers?«
    »Könnte sein. Man würde aber in einem Wohnwagen wahrscheinlich keinen Teppichboden haben, oder? Es hätte eine Hütte sein können, oder auch eine Garage. Denn Farben für Glasfaser eignen sich auch recht gut für Asbest, und davon hat es damals in den siebziger Jahren noch viel mehr gegeben.«
    »Die Schlussfolgerung ist also, dass es uns nicht weiterbringt«, sagte Weird enttäuscht.
    Das Gespräch ging danach in verschiedene Richtungen. Aber Alex hatte aufgehört zuzuhören. Sein Gehirn arbeitete, das gerade Gehörte hatte einen bestimmten Gedankengang in Bewegung gesetzt. Verbindungen entstanden, einzelne Fetzen von Information setzten sich in seinem Kopf zu einer Kette zusammen. Wenn man dem zunächst Undenkbaren erst einmal Raum gab, fingen so viele Dinge an, einen Sinn zu bekommen.
    Die Frage war jetzt, was man tun konnte. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er dem Gespräch nicht mehr gefolgt war. Alle sahen ihn gespannt an und warteten auf seine Antwort auf eine Frage, die er nicht gehört hatte.
    »Was?«, sagte er. »Tut mir leid, ich war in Gedanken ganz woanders.«
    »Jason hat gefragt, ob du möchtest, dass er einen offiziellen Bericht schreibt«, sagte Lynn. »Damit ihr ihn Lawson zeigen könnt.«
    »Ja, tolle Idee«, sagte Alex. »Das ist prima, Jason, wirklich eindrucksvoll.«
    Als Lynn Jason zur Tür begleitete, schaute Weird Alex durchdringend an. »Du hast doch eine Idee, Gilly«, sagte er.
    »Den Blick kenne ich doch.«
     
    »Nein. Ich hab mir nur das Gehirn zermartert und versucht, mich an jemanden aus der Lammas Bar zu erinnern, der ein Boot hatte. Es gab da zwei Fischer, oder?« Alex wandte sich ab und beschäftigte sich mit den zwei Scheiben Brot im Toaster.
    »Jetzt wo du das erwähnst … Wir sollten Lawson daran erinnern«, sagte Weird.
    »Ja, wenn er anruft, kannst du es ihm ja sagen.«
    »Warum? Wo wirst du denn sein?«
    »Ich muss mal für ein paar Stunden ins Büro. Ich habe die Firma vernachlässigt. Sie läuft nicht von selbst. Heute früh sind zwei Besprechungen, bei denen ich wirklich dabei sein muss.«
    »Aber solltest du alleine herumfahren?«
    »Ich habe keine andere Wahl«, sagte Alex. »Aber ich glaube, dass ich am helllichten Tag auf der Straße nach Edinburgh ziemlich sicher bin. Und ich werde lange vor Dunkelheit wieder zurück sein.«
    »Hoffentlich.« Lynn kam herein und brachte die Morgenzeitungen mit. »Sieht so aus, als hätte Jackie recht gehabt. Sie sind überall auf den Titelseiten.«
    Alex kaute gedankenverloren auf seinem Toast herum, während die anderen in den Zeitungen blätterten. Während sie beschäftigt waren, nahm er die Farbskala, die Jason dagelassen hatte, und steckte sie sich in die Hosentasche. In einer Gesprächspause sagte er, er gehe jetzt, küsste seine Frau und das schlafende Kind und verließ das Haus.
    Er steuerte den BMW vorsichtig aus der Garage auf die Straße und fuhr los zur Autobahn, die über die Brücke nach Edinburgh führte. Aber als er den Kreisverkehr erreichte, nahm er die Ausfallstraße nach Norden, statt nach Süden auf die M90
    abzubiegen. Wer immer ihnen nachstellte, war jetzt in seinem Gebiet angekommen. Da konnte Alex seine Zeit nicht mit Besprechungen verschwenden.
     
     
    Lynn setzte sich mit einem Gefühl der Erleichterung, auf das sie nicht gerade stolz war, hinters Steuer. Sie fing an, in ihrem eigenen Zuhause Platzangst zu bekommen. Nicht einmal in ihr Arbeitszimmer konnte sie sich zurückziehen und Ruhe finden, indem sie an ihrem neuesten Bild malte. Sie wusste, sie sollte so bald nach einer schwierigen Entbindung nicht Auto fahren, aber sie musste mal raus. Dass

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