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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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aber das Schreien hatte ihn ganz rasend gemacht, und er hatte es nach nebenan gebracht, damit er sich konzentrieren konnte. Dort und überall sonst im Haus hatte er die Vorhänge vorgezogen und sogar eine Decke vor das Badezimmerfenster genagelt, dessen Milchglas normalerweise ohne Vorhang war.
    Er wusste, wie Belagerungen abliefen. Je weniger die Bullen darüber wussten, was im Haus vor sich ging, desto besser für ihn.
    Das Baby schrie immer noch. Sein Weinen war zu einem leisen Quengeln geworden, aber sobald er den Raum wieder betrat, hatte es von neuem angefangen zu brüllen. Das Geschrei drang wie ein Bohrer in seinen Kopf und machte das Denken unmöglich. Er musste es zum Schweigen bringen. Vorsichtig hob er es hoch und hielt es an seine Brust gedrückt. Das Schreien wurde so laut, dass er spürte, wie es in seiner Brust mitschwang. Vielleicht hat es etwas in der Windel, dachte er. Er legte es auf den Boden und nahm die Decke ab, in die es eingewickelt war. Darunter war eine Fleecejacke. Er knöpfte sie auf und öffnete die Druckknöpfe an der Innenseite der Beinchen. Dann löste er das Hemdchen darunter. Wie viele Schichten brauchte das verdammte Balg? Vielleicht war ihm einfach zu heiß.
    Er holte eine Rolle Küchenpapier und kniete sich hin, zog die Klebebänder ab, mit denen die Windel um den Bauch des Kindes befestigt war, und schreckte zurück. Oh Gott, das war ja ekelhaft. Herrgott, das war ja grün. Er rümpfte angewidert die Nase, nahm die schmutzige Windel ab und wischte den Rest weg. Hastig, bevor wieder etwas passieren konnte, legte er das Baby auf ein dickes Bündel Küchenpapier. Und nach alldem weinte es immer noch. Mein Gott, was musste man tun, um der kleinen Göre das Maul zu stopfen? Er brauchte sie lebendig, zumindest noch für eine Weile, aber dieser Lärm machte ihn verrückt. Er schlug auf das rote Gesicht und hatte für einen Moment Ruhe. Aber sobald sich die Lunge des erschrockenen Kindes wieder gefüllt hatte, wurden die Schreie noch lauter.
    Vielleicht sollte er es füttern? Er ging in die Küche zurück, schüttete Milch in eine Tasse und setzte sich, das Baby ungeschickt in der Armbeuge haltend, wie er es im Fernsehen gesehen hatte. Er steckte ihm einen Finger in den Mund und versuchte, etwas Flüssigkeit hineinzuträufeln. Milch lief über das Kinn herunter auf seinen Ärmel. Er versuchte es noch einmal, und diesmal wehrte es sich gegen ihn, wedelte mit den winzigen Armen und strampelte mit den Beinen. Wieso wusste das Balg nicht, wie man schluckt? Wieso benahm es sich, als wolle er es vergiften? »Was ist nur los mit dir, verdammt noch mal?«, rief er. Es wurde steif in seinen Armen und heulte nur noch lauter.
     
    Er versuchte es noch eine Weile, aber ohne Erfolg. Doch ganz plötzlich hörte das Schreien auf. Das Baby schlief ein, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Gerade hatte es noch gequengelt, und im nächsten Moment fielen ihm die Augen zu, und es war weg. Macfadyen entfernte sich ganz langsam von der Couch und zwang sich, es möglichst sanft in die Tasche zurückzulegen. Dass das höllische Geplärr wieder von neuem losging, konnte er nun gar nicht gebrauchen. Er kehrte zu seinen Computern zurück und wollte ein paar Websites aufrufen, um zu sehen, ob sie die Neuigkeit schon brachten. Als er sah, dass auf den Bildschirmen die Botschaft »Keine Verbindung« erschien, war er nicht sonderlich überrascht. Er hatte erwartet, dass sie seine Telefonverbindung kappen würden. Als ob ihn das hindern könnte. Er nahm ein Mobiltelefon aus der Ladestation, verband es durch ein kurzes Kabel mit seinem Laptop und wählte sich dann ein. Gut, es war wie eine Reise auf dem Maultier, nachdem man einen Ferrari gefahren hatte. Aber obwohl es wahnsinnig lange dauerte, alles herunterzuladen, war er doch online. Wenn sie meinten, sie könnten ihn so leicht zum Schweigen bringen, dann würden sie das noch mal überdenken müssen. Er war auf einen langwierigen Konflikt eingestellt, und er würde gewinnen.
     
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    lex’ Begeisterung begann nachzulassen. Nur die verbissene Überzeugung, dass die so verzweifelt gesuchte A
    Antwort irgendwo da draußen war, ließ ihn weitermachen. Sie musste da sein. Er hatte die Südseite des Sees abgesucht, und jetzt ging er das Nordufer ab. Er wusste nicht, auf wie viele Felder er geblickt hatte. Gänse, Pferde, Schafe und einmal sogar ein Lama hatten in angestarrt. Er erinnerte sich vage, irgendwo gelesen zu haben, dass die Schäfer ihren Herden Lamas

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