Echo Einer Winternacht
solange das Auto stand.«
»Lassen Sie jemanden das weiterverfolgen. Aber ich glaube, ich weiß, wer dafür verantwortlich ist. Er heißt Graham Macfadyen und wohnt in Carlton Way 12 in St. Monans. Ich vermute, dass er das Kind dorthin gebracht hat. Wahrscheinlich legt er es auf eine Geiselsituation an. Treffen Sie mich also dort am Ende der Straße. Bringen Sie nicht so viele Leute mit und veranlassen Sie, dass Mrs. Gilbey in einem separaten Wagen dorthin gefahren wird. Kein Funkkontakt in dem Wagen. Ich werde von hier aus das Verhandlungsteam für Geiselnahmen organisieren und Sie aufs Laufende bringen, wenn ich dort bin. Halten Sie sich nicht weiter auf, Cathy. Ich sehe Sie in St. Monans.«
Lawson legte auf und kniff dann die Augen zu, um sich zu konzentrieren. Geiseln freizubekommen war die schwerste Aufgabe, die es für Polizeibeamte gab. Der Umgang mit Hinter-bliebenen war dagegen ein Kinderspiel. Er rief noch einmal die Einsatzzentrale an und befahl, das Team für Geiselnahmen und ein Sondereinsatzkommando zu mobilisieren. »Ach, und schicken Sie auch einen Fernmeldetechniker hin. Ich will, dass jede Verbindung zur Außenwelt gekappt wird.« Schließlich rief er Karen Pirie an. »Treffen Sie mich in fünf Minuten auf dem Parkplatz«, schnauzte er. »Ich erkläre alles unterwegs.«
Er war schon halb aus der Tür, als das Telefon schrillte. Er überlegte, ob er es klingeln lassen sollte, kehrte dann aber um.
»Lawson«, meldete er sich.
»Hallo, Mr. Lawson. Hier ist Andy von der Pressestelle. Ich hatte gerade jemanden vom Scotsman mit einer sehr merkwürdigen Geschichte am Apparat. Man sagte mir, sie hätten dort eine E-Mail von einem Typ bekommen, der behauptet, er hätte ein Baby entführt, weil die Polizei von Fife die Mörder seiner Mutter schütze. Er gibt besonders Ihnen die Schuld an der Situation. Es ist offenbar eine sehr lange und ausführliche E-Mail.
Sie werden sie mir schicken. Und die Frage ist im Grunde, ob es stimmt. Gibt es denn im Revier eine Kindesentführung?«
»Ach Herrgott«, stöhnte Lawson. »Ich hatte schon das schreckliche Gefühl, dass das passieren würde. Hören Sie, wir haben eine sehr komplizierte Situation hier. Ja, ein Säugling ist entführt worden, aber ich habe selbst noch nicht alle Details. Sie müssen mit der Einsatzzentrale sprechen, die können Ihnen die genauen Einzelheiten geben. Ich habe den Verdacht, dass Sie in der Sache noch eine Menge Anrufe bekommen werden, Andy.
Geben Sie ihnen so viele Hinweise zu dem Einsatz wie möglich.
Kündigen Sie eine Pressekonferenz für den Nachmittag an, allerdings so spät es sich machen lässt. Aber heben Sie ausdrücklich hervor, dass der Typ gestört ist und dass man seinen Faseleien keinen Glauben schenken sollte.«
»Der offizielle Standpunkt ist also, dass es ein Spinner ist«, sagte Andy.
»Ja, so ungefähr. Aber wir nehmen die Sache sehr ernst. Das Leben eines Kindes steht auf dem Spiel, ich will keine unverantwortliche Berichterstattung, die den Typ vollends zum Überschnappen bringt. Ist das klar?«
»Wird gemacht. Bis später.«
Lawson fluchte leise vor sich hin und eilte dann zur Tür. Das würde ein höllischer Tag werden.
Weird bat den Taxifahrer, einen Umweg zum Einkaufscenter in Kirkcaldy zu machen. Als sie da waren, gab er dem Fahrer ein Bündel Banknoten. »Tun Sie mir doch bitte einen Gefallen. Sie sehen ja, in welchem Zustand ich bin. Gehen Sie rein und kaufen Sie mir ein Mobiltelefon. Eins von denen mit Karte und gleich noch zwei Extrakarten dazu. Ich muss Kontakt mit der Welt haben.«
Eine Viertelstunde später waren sie wieder unterwegs. Er holte den Zettel heraus, auf dem er die Handynummern von Alex und Lynn notiert hatte. Er versuchte noch einmal Alex. Noch immer keine Antwort. Wo in aller Welt war er nur?
Macfadyen starrte verwirrt auf das Baby. Sobald er es ins Haus gebracht hatte, hatte es angefangen zu schreien, aber er hatte keine Zeit gehabt, sich darum zu kümmern. Er musste E-Mails rausschicken, um der Welt da draußen mitzuteilen, was hier lief.
Alles war bereit. Er musste nur online gehen, und mit ein paar Mausklicks würde seine Botschaft an alle Nachrichtenorgane im Land und an mehrere Nachrichten-Sites im Internet gehen. Jetzt würden sie endlich aufmerken müssen. Er kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo er die Babytragetasche auf den Boden gestellt hatte. Er wusste, er sollte bei dem Baby bleiben, um zu vermeiden, dass sie bei einem Angriff der Polizei getrennt waren,
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