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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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zur Abwehr gegen Füchse zugesellten, konnte aber partout nicht verstehen, wie so ein großer träger Klotz mit Augenwimpern, auf die ein Fotomodell neidisch wäre, ein so furchtloses Tier wie einen Fuchs abschrecken sollte. Er würde Davina hierher bringen und ihr eines Tages das Lama zeigen. Das würde ihr gefallen, wenn sie größer war. Der Weg, den er hinunterfuhr, führte an einer armselig aussehenden Farm vorbei. Die Gebäude waren heruntergekommen, die Regenrinnen hingen durch, und an den Fensterrahmen blätterte die Farbe ab. Der Hof glich einem Friedhof für Maschinen, die seit Generationen still vor sich hin rosteten. Ein dürrer Collie mit irrem Blick zog an seiner Kette und bellte wütend und erfolglos, als er vorbeifuhr. Etwa hundert Meter hinter dem Tor der Farm wurden die Wagenspuren tiefer, dazwischen wuchs ein spärlicher Streifen Gras. Alex fuhr spritzend durch die Pfützen und zuckte zusammen, als ein Stein gegen die Karosserie flog.
    Links von ihm in einer Hecke war ein hohes Tor, und Alex hielt müde davor an. Er ging vorn um seinen Wagen herum und lehnte sich auf die Eisenstangen, blickte nach links und sah eine Handvoll schmutzig brauner, traurig wiederkäuender Kühe. Er ließ den Blick flüchtig nach rechts schweifen, und da stockte ihm der Atem. Er konnte es kaum glauben. War er hier tatsächlich richtig?
    Alex machte sich an der rostigen Kette zu schaffen, die das Tor verschloss, ging auf die Wiese und legte die Kette locker wieder um den Pfosten herum. Langsam bahnte er sich einen Weg durch das Gras; dass Dreck und Kot an seinen teuren amerikanischen Mokassins hängen blieben, war ihm egal. Je näher er seinem Ziel kam, desto sicherer war er, dass er gefunden hatte, was er suchte.
    Seit fünfundzwanzig Jahren hatte er den Wohnwagen nicht gesehen, aber sein Gedächtnis sagte ihm, dass es dieser hier war.
    Zweifarbig, erinnerte er sich, oben cremefarben, unten graugrün.
    Die Farben hatten an Leuchtkraft verloren, aber sie entsprachen dem, was ihm im Gedächtnis geblieben war. Als er näher kam, sah er, dass er noch in gutem Zustand war. An beiden Seiten standen die Räder auf Leichtsteinen, damit sie nicht versanken, und auf dem Dach und den Fenstersimsen wuchs kein Moos. Als er vorsichtig darum herumging, sah er, dass die brüchige Gummifassung der Fensterrahmen mit einem Dichtungsmaterial repariert worden war, damit sie wasserdicht blieb. Nichts rührte sich. Die hellen Vorhänge waren zugezogen. Ungefähr zwanzig Meter unterhalb des Wohnwagens war ein kleines Tor im Zaun zum See hinunter. Alex sah, dass ein Ruderboot am Strand lag.
    Er kehrte um, starrte wieder auf den Wohnwagen und konnte seinen Augen kaum trauen. Was ließ sich daraus machen, fragte er sich. Wahrscheinlich war die Chance nicht so winzig, wie es zunächst scheinen mochte. Möbel, Teppiche, Autos entsorgte man. Aber Wohnwagen blieben erhalten und behielten ein Eigenleben. Er dachte an das ältere Ehepaar, das gegenüber von seinen Eltern wohnte. Sie hatten seit damals, als er noch Teenager war, den gleichen winzigen Wohnwagen mit zwei Betten. Im Sommer hängten sie ihn jeden Freitag ans Auto und fuhren ab. Nicht weit weg, nur die Küste entlang nach Leven oder Elie. Manchmal zogen sie wirklich los, überquerten den Forth und fuhren nach Dunbar oder North Berwick. Und sonntagabends kamen sie zurück, sehr von sich eingenommen, als wären sie am Nordpol gewesen. Es war also nicht so überraschend, dass PC Jimmy Lawson den Wohnwagen besaß, in dem er gewohnt hatte, während er sein Haus baute. Besonders da jeder Angler einen Unterschlupf braucht. Die meisten Leute hätten es wahrscheinlich genauso gemacht. Nur hätten natürlich die meisten Leute einen Tatort wohl nicht behalten.
     
    »Glauben Sie Alex jetzt endlich?«, fragte Weird Lawson. Die Wirkung seiner Worte wurde dadurch abgeschwächt, dass er leicht gebückt dastand und die Arme an seine Rippen drückte, damit sie nicht gegeneinander stießen und ihm stechende Schmerzen verursachten.
    Die Polizei war nicht viel früher da gewesen als Weird, der ein augenscheinliches Chaos vorfand. Männer in kugelsicheren Westen mit Helmen und Schusswaffen standen herum, während andere Polizisten mal hier-und mal dahin liefen, um ihre jeweiligen geheimnisvollen Aufgaben zu erfüllen.
    Merkwürdigerweise schien ihn kaum jemand zu beachten. Er stieg aus dem Taxi und hinkte mit prüfendem Blick näher an den Ort des Geschehens heran. Es dauerte nicht lange, bis er Lawson entdeckte,

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