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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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der über eine auf einer Motorhaube ausgebreitete Karte gebeugt stand. Die Polizistin, mit der er und Alex im Präsidium gesprochen hatten, war bei ihm und hielt ein Mobiltelefon ans Ohr.
    Weird trat näher, sein Zorn und die Sorge ließen ihn die Schmerzen vergessen. »He, Lawson«, rief er aus ein paar Meter Entfernung. »Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Lawson drehte sich schnell um, schuldbewusst und überrascht.
    Seine Kinnlade fiel herunter, als er das übel zugerichtete Gesicht erblickte und Weird erkannte. »Tom Mackie?«, sagte er unsicher.
    »Genau der. Glauben Sie Alex jetzt? Dieser Verrückte hat sein Kind da drin. Er hat schon zwei Leute umgebracht, und Sie stehen einfach da und hoffen, dass er Ihnen die Sache erleichtert, indem er den dritten erwischt.«
    Lawson schüttelte den Kopf. Weird sah die Angst in seinen Augen. »Das ist nicht wahr. Wir tun alles, was wir können, um das Baby der Gilbeys unversehrt zurückzubekommen. Und Sie können ja nicht wissen, ob Graham Macfadyen irgendeiner anderen Tat schuldig ist als dieser.«
    »Meinen Sie? Und wer, verdammt noch mal, hat Ziggy und Mondo umgebracht? Wer sonst hat mir das hier beigebracht?«
    Er zeigte mit einem Finger auf sein Gesicht. »Er hätte auch mich gestern Nacht umbringen können.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein, ich musste zusehen, dass ich lebend davonkam.«
    »Dann sind wir genauso weit wie vorher. Keine Beweise, Mr. Mackie. Keine Beweise.«
    »Hören Sie, Lawson. Wir haben fünfundzwanzig Jahre mit Rosie Duffs Tod gelebt. Plötzlich taucht ihr Sohn aus dem Nichts auf. Und gleich darauf werden zwei von uns ermordet.
    Um Himmels willen, Mann, warum sind Sie der Einzige, der nicht begreift, dass es hier um Ursache und Wirkung geht?«
    Weird schrie jetzt und beachtete nicht, dass mehrere Polizisten ihn mit aufmerksamen, ungerührten Blicken betrachteten.
    »Mr. Mackie, ich versuche hier eine komplexe Operation in Gang zu setzen. Es hilft wirklich nicht, wenn Sie im Weg stehen und mit haltlosen Behauptungen um sich werfen. Theorien sind ja etwas ganz Schönes, aber wir halten uns an Beweise.«
    Lawsons Wut war jetzt offensichtlich. Karen Pirie neben ihm hatte ihren Anruf beendet und näherte sich Weird unauffällig.
    »Sie finden keine Beweise, wenn Sie nicht danach suchen.«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, in Mordfällen zu ermitteln, die außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs passieren«, schnauzte Lawson. »Sie verschwenden meine Zeit, Mr. Mackie. Und, wie Sie selbst betonten, das Leben eines Kindes ist gefährdet.«
    »Das werden Sie büßen«, sagte Weird. »Beide«, fügte er hinzu und wandte sich Karen zu, um sie in seine Verdammung einzuschließen. »Sie waren gewarnt, und Sie haben nichts getan.
    Wenn er dem Kind ein Haar krümmt, schwöre ich Ihnen, Lawson, dann werden Sie sich wünschen, Sie wären nie geboren. Also, wo ist Lynn?«
    Lawson schauderte insgeheim, als er daran dachte, wie Lynn Gilbey hier erschienen war. Sie hatte sich aus dem Streifenwagen gestürzt, sich ihm entgegengeworfen, mit den Fäusten auf seine Brust getrommelt und unzusammenhängende Worte geschrien. Karen Pirie hatte geschickt eingegriffen und ihre Arme um die verzweifelte Frau gelegt.
    »Sie ist dort drüben in dem weißen Wagen. Karen, führen Sie Mr. Mackie zu dem Fahrzeug des Spezialeinsatzkommandos hinüber. Und bleiben Sie bei ihm und Mrs. Gilbey. Ich will nicht, dass sie hier herumlaufen und sich gefährden, wo wir hier überall Scharfschützen postiert haben.«
    »Wissen Sie, wenn all dies vorbei ist«, sagte Weird, als Karen ihn wegführte, »dann werden Sie und ich miteinander abrechnen.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen, Mr. Mackie«, sagte Lawson. »Ich bin Polizeibeamter in höherer Position, und mir zu drohen ist strafbar. Gehen Sie jetzt und halten Sie eine Gebetsversammlung ab. Sie bleiben bei Ihrem Job, und ich tu den meinen.«
     
    Carlton Way sah aus wie die Gasse einer Geisterstadt. Nichts regte sich. Es war am Tag immer ruhig hier, aber heute war es unnatürlich still. Der Arbeiter in Nummer sieben, der von der Nachtschicht gekommen war, wurde in seinem Bett durch ein Hämmern an der Hintertür geweckt. Die zwei Polizisten, die vor seiner Tür standen, hatten den noch ganz Benommenen überredet, sich anzuziehen und ihnen über den Zaun am Ende seines Gartens und durch den Spielplatz zur Hauptstraße zu folgen. Dort hatte man ihm solch unwahrscheinliche Vorkommnisse berichtet, dass er wohl gedacht hätte, man wolle ihn auf

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