Echo Einer Winternacht
erhoben. Und nachdem Sie kürzlich mit viel Trara und Getue, dass man alte Fälle mit DNA-Analysen lösen könne, den Fall wieder aufgerollt haben, stellte sich heraus, dass Sie die Beweisstücke verloren haben. Wie konnte Ihnen so etwas passieren? Wie konnte etwas so Wichtiges verloren gehen?«
»Wir verlieren die Kontrolle«, flüsterte Duncan. »Er spricht von Davina als ›es‹. Das ist schlecht. Sehen Sie zu, dass wir das Baby zurückbekommen.«
»Davinas Entführung wird daran nichts ändern, Graham.«
»Aber es wird Sie davon abhalten, die Ermordung meiner Mutter unter den Teppich zu kehren. Jetzt wird die ganze Welt erfahren, was Sie getan haben.«
»Graham, ich bin so engagiert wie nur möglich, was das Vorgehen gegen die Mörder Ihrer Mutter betrifft.«
Ein hysterisches Lachen kam aus der Leitung. »Ach ja, das weiß ich. Ich glaube nur nicht an Ihre Art des Vorgehens. Ich will, dass die Täter noch in dieser Welt leiden, nicht in der nächsten. Sie sterben wie Helden. Aber was sie wirklich waren, wird unter den Teppich gekehrt. Das kommt davon, wenn man es auf Ihre Art und Weise handhabt.«
»Graham, wir müssen über Ihre momentane Situation sprechen. Davina braucht ihre Mutter. Bringen Sie sie doch jetzt heraus, und wir sprechen dann über alles, was Ihnen missfällt, ja? Ich verspreche, ich werde Ihnen zuhören.«
»Sind Sie verrückt? Das hier ist die einzige Möglichkeit, Sie zum Zuhören zu zwingen, Lawson. Und ich habe vor, so viel wie möglich herauszuschlagen, bevor dies hier vorbei ist.« Das Gespräch endete abrupt, als der Hörer auf die Gabel geknallt wurde.
Duncan versuchte seine Frustration zu verbergen. »Na ja, wenigstens wissen wir jetzt, was ihn so aufregt.«
»Er ist übergeschnappt. Wir können nicht mit ihm verhandeln, wenn er es überallhin überträgt. Wer weiß, was für verrückte Anschuldigungen er noch erfindet? Der Mann sollte abgeschottet werden, statt dass man ihm seinen Willen lässt.«
Lawson schlug mit der flachen Hand gegen die Karosserie.
»Bevor wir das tun können, müssen wir ihn und das Kind da herauskriegen.«
»Zum Teufel damit«, sagte Lawson. »In einer Stunde wird es dunkel. Wir werden das Haus stürmen.«
Duncan schien verblüfft. »Sir, das geht weit über die Regeln des Einsatzes hinaus.«
»Ein Baby zu entführen auch«, rief Lawson ihm über die Schulter zu, als er zu seinem Auto zurückging. »Ich stehe nicht tatenlos daneben, wenn das Leben eines Kindes in Gefahr ist.«
Alex fuhr mit einem Gefühl überwältigender Erleichterung den Weg entlang. Ein paar Augenblicke hatte er wirklich daran gezweifelt, dass er es ohne Traktor schaffen werde, je wieder aus der Wiese herauszukommen. Aber er hatte es gepackt. Er nahm sein Telefon, um Jason anzurufen und ihm zu sagen, er sei unterwegs und bringe ihm etwas sehr Interessantes. Keine Verbindung. Alex schnalzte frustriert mit der Zunge und fuhr auf dem ausgefahrenen Weg vorsichtig auf die Landstraße zu.
Als er in die Nähe von Kinross kam, klingelte sein Telefon. Er griff danach. Vier Nachrichten. Er drückte die Tasten und rief sie auf. Die erste war von Weird, eine knappe Aufforderung, zu Hause anzurufen, sobald er die Nachricht bekommen hätte. Die zweite war auch von Weird, der ihm eine Mobilnummer durchgab. Die dritte und vierte waren von Journalisten, die ihn baten, sie zurückzurufen.
Was war denn nur los? Alex fuhr auf den Parklatz eines Pubs am Stadtrand und rief Weirds Nummer an. »Alex. Gott sei Dank«, keuchte Weird. »Du fährst im Moment nicht, oder?«
»Nein, ich parke. Was ist los? Ich habe diese Nachrichten bekommen …«
»Alex, du musst ruhig bleiben.«
»Was ist los? Etwas mit Davina? Oder Lynn? Was ist geschehen?«
»Alex, etwas Schlimmes ist passiert. Aber alle sind wohlauf.«
»Weird, sag mir’s einfach, verflixt noch mal«, schrie Alex, während ihn Panik ergriff.
»Macfadyen hat Davina entführt«, sagte Weird langsam und deutlich. »Er hält sie als Geisel fest. Aber es geht ihr gut. Er hat ihr nichts getan.«
Alex hatte das Gefühl, jemand hätte ihm das Herz herausgerissen. Alle Liebe, die er in sich hatte, schien sich in eine Mischung aus Angst und Wut zu verwandeln.
»Was ist mit Lynn? Wo ist sie?«, fragte er mit erstickter Stimme.
»Sie ist hier, vor Macfadyens Haus in St. Monans. Warte, ich geb sie dir.« Ein Moment verging, dann hörte er Lynns Stimme, die nur noch wie ein verlorenes Echo klang.
»Wo warst du, Alex? Er hat Davina
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