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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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mitgenommen. Er hat unser Baby gestohlen, Alex.« Er hörte am heiseren Klang, dass sie die Tränen zurückhielt.
    »Ich war an einer Stelle, wo ich keinen Empfang hatte, Lynn, ich komme. Warte. Sie sollen nichts tun. Ich komme, und ich weiß etwas, das alles ändern wird. Lass sie nichts tun, hörst du?
    Alles wird gut. Hörst du? Es wird alles in Ordnung kommen.
    Bitte gib mir Weird noch mal, ja?« Während er noch sprach, ließ er den Motor an und fuhr vom Parkplatz.
    »Alex?« Er hörte an Weirds Stimme, wie angespannt er war.
    »Wie schnell kannst du hier sein?«
    »Ich bin in Kinross. Etwa vierzig Minuten. Weird, ich weiß, was Sache ist. Ich weiß, was mit Rosie passiert ist, und ich kann es beweisen. Wenn Macfadyen das hört, wird er begreifen, dass er an uns keine Rache zu nehmen braucht. Du musst sie daran hindern, dass sie irgendetwas tun, was Davina in Gefahr bringt, bis ich ihm sagen kann, was ich weiß. Es ist ein Hammer.«
    »Ich werde mein Bestes tun. Aber sie haben uns von der Aktion abgeschottet.«
    »Tu, was immer nötig ist, Weird. Und bitte pass für mich auf Lynn auf.«
     
    »Natürlich. Komm her, so bald du kannst, ja? Gott sei mit dir.«
    Alex drückte den Fuß aufs Gaspedal und raste los wie noch nie im Leben. Er wünschte fast, er würde wegen Geschwindigkeitsübertretung angehalten. Dann hätte er Polizeibegleitung. Blaulicht und Sirene auf der ganzen Strecke nach East Neuk, das hätte er jetzt brauchen können.
     
    Lawson sah sich im Gemeindesaal der Kirche um, den sie sich für ihre Zwecke eingerichtet hatten. »Die Kriminaltechniker können feststellen, in welchen Räumen Macfadyen und das Baby sind. Bis jetzt war er die meiste Zeit in einem Zimmer im hinteren Teil des Hauses. Das Baby hatte er manchmal bei sich, und zwischendurch ließ er es im vorderen Zimmer. Es müsste also einfach sein. Wir warten, bis sie nicht zusammen sind, dann geht ein Team vorne rein und holt das Kind. Die andere Gruppe geht hinten rein und schnappt sich Macfadyen. Wir warten, bis es dunkel ist. Die Straßenbeleuchtung wird abgeschaltet. Er wird überhaupt nichts sehen können. Ich will, dass die Sache wie am Schnürchen klappt. Damit wir das Baby lebendig und unverletzt rauskriegen.
    Mit Macfadyen ist es allerdings etwas anderes. Er ist labil. Wir haben keine Ahnung, ob er bewaffnet ist oder nicht. Wir haben Grund anzunehmen, dass er schon zwei Morde begangen hat.
    Gerade letzte Nacht hat er vermutlich jemanden brutal überfallen. Wäre er nicht gestört worden, hätte er, glaube ich, wieder jemanden umgebracht. Er sagte selbst, er hätte nichts zu verlieren. Sobald es so aussieht, als würde er zur Waffe greifen, gebe ich die Erlaubnis, das Feuer zu eröffnen. Hat jemand dazu noch Fragen?«
    Es war still im Raum. Die Männer des Spezialkommandos waren für einen solchen Einsatz bestens geschult. Man spürte förmlich das viele Testosteron und Adrenalin im Raum. Dies war der Augenblick, in dem die Angst einen neuen Namen bekam.
    Macfadyen tippte auf die Tasten und klickte mit der Maus. Die Verbindung über das Mobiltelefon war erbärmlich langsam, aber er hatte es jetzt geschafft, sein Gespräch mit Lawson auf die Website zu bringen. Anschließend sandte er eine E-Mail an die Nachrichtenorgane, die er vorher angerufen hatte, und sagte ihnen, sie könnten die Belagerung von der ersten Reihe aus miterleben, wenn sie auf diese Seite gingen, und könnten selbst hören, was sich abspielte. Er machte sich keine Illusionen darüber, dass er den Ausgang nicht vorprogrammieren konnte.
    Aber er war entschlossen, so lange wie möglich die Regie zu führen und alles zu tun, dass dies in die Nachrichten und auf die Titelseiten der Zeitungen kam. Wenn dabei das Kind das Leben verlor, dann musste es eben so sein. Er war bereit. Er konnte es schaffen, das wusste er genau. Auch wenn sein Name in den Boulevardzeitungen für das Böse schlechthin stehen sollte, würde er aus dieser Sache nicht als der einzige Bösewicht hervorgehen. Auch wenn Lawson die Nachricht unterdrücken ließ, war die Information jetzt raus und nicht mehr zu stoppen.
    Das Internet konnte er nicht mundtot machen, und er konnte nicht verhindern, dass die Tatsachen überall bekannt wurden.
    Lawson musste doch inzwischen wissen, dass Macfadyen einen Trumpf in petto hatte.
    Wenn sie wieder anriefen, würde er es ihnen klar machen. Er würde darlegen, wie arglistig die Polizei gehandelt hatte. Er würde es der Welt sagen, wie tief das Recht in Schottland

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