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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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eine Verhaftung vornehmen musste, war es von Nutzen zu wissen, ob die Dinge eventuell riskant werden konnten. Und so wie es aussah, konnte es mit den beiden Duffs wirklich ziemlich riskant werden. Eigentlich schade, dachte sie. Jetzt erschien ihr Colin Duff doch ziemlich stattlich.
    »Was meinst du?«, fragte Shaw und überraschte sie, erstens, weil sie in Gedanken vertieft, und zweitens, weil sie nicht daran gewöhnt war, dass er ihr zusammenhängendes Denken zutraute.
    »Ich glaube, Rosie hat sich darüber ausgeschwiegen, mit wem sie ausging, weil sie wusste, dass es ihre Brüder herausfordern würde. Sie scheinen als Familie zusammenzuhalten. Also hat sie vielleicht genauso sehr ihre Brüder geschützt wie ihren Freund.«
    Shaw runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Sie wollte nicht, dass sie in noch größere Schwierigkeiten geraten. Besonders bei Brians Strafregister hätte eine weitere schwere Tätlichkeit ihm eine Haftstrafe eingebracht. Also hat sie lieber den Mund gehalten.« Janice steckte beide Karten in den Kasten zurück.
    »Gut kombiniert. Hör mal, ich geh jetzt ins Büro und schreibe den Bericht. Fährst du ins Leichenschauhaus und legst die Zeit fest, wann die Familie kommen und sie sehen kann? Die von der Tagschicht können mit den Duffs hingehen, aber es wäre gut, wenn sie wüssten, wann das ungefähr sein wird.«
    Janice verzog das Gesicht. »Wieso krieg ich immer die tollen Jobs?«
    Shaw zog die Augenbrauen hoch. »Da fragst du noch?«
    Janice sagte nichts. Sie ließ Shaw in dem Büro mit der Kartei zurück und ging gähnend zum Frauenumkleideraum. Sie hatten dort einen Kocher, von dem die Männer nichts wussten. Ihr Körper sehnte sich nach Koffein, und wenn sie in die Leichenhalle ging, durfte sie sich ruhig etwas gönnen.
    Schließlich lief ihr Rosie Duff nicht weg.
     
    Alex war bei seiner fünften Zigarette und fragte sich, ob ihm die Packung reichen würde, als die Tür zum Vernehmungsbüro aufging. Er erkannte den Beamten mit dem schmalen Gesicht, den er oben auf dem Hallow Hill gesehen hatte. Der Mann sah viel weniger erschöpft aus, als Alex selbst sich fühlte. Was kaum überraschte, denn es war für die meisten Leute bereits Frühstückszeit. Und Alex bezweifelte sehr, dass der Beamte einen ebenso stumpfen Schmerz am Schädelansatz fühlte, wie sein Kater ihm jetzt verursachte. Der Beamte ging zum Stuhl, der Alex gegenüberstand, und ließ ihn dabei nicht aus den Augen. Alex zwang sich, seinem Blick standzuhalten, denn er war fest entschlossen, sich seine Erschöpfung nicht anmerken zu lassen.
    »Ich bin Detective Inspector Maclennan«, sagte der Mann knapp.
    Alex fragte sich, welche guten Umgangsformen in dieser Situation wohl angebracht wären. »Ich bin Alex Gilbey«, versuchte er sein Bestes.
    »Das weiß ich, junger Mann. Und ich weiß auch, dass Sie derjenige sind, der in Rosie Duff verknallt war.«
    Alex spürte, wie er errötete. »Das ist ja kein Verbrechen«, sagte er. Es war sinnlos, etwas abzustreiten, wovon Maclennan so überzeugt zu sein schien. Er überlegte, welcher seiner Freunde wohl sein Interesse an der toten Barkellnerin verraten hatte. Mondo mit ziemlicher Sicherheit. Wenn er unter Druck stand, würde er seine eigene Großmutter verkaufen und sich dann einreden, das sei doch das Beste für die alte Frau.
    »Nein, das ist es nicht. Aber was ihr heute Nacht geschehen ist, gehört zu den schlimmsten Verbrechen. Und es ist meine Aufgabe, herauszufinden, wer es getan hat. Bis jetzt gibt es nur eine einzige Person, bei der eine Verbindung zu dem toten Mädchen und auch zur Entdeckung der Leiche besteht, und das sind Sie, Mr. Gilbey. Also, offensichtlich sind Sie ein kluger Junge. Ich brauche Ihnen das wohl nicht weiter zu erklären, oder?«
     
    Alex klopfte nervös auf seine Zigarette, obwohl keine Asche daran war. »Es gibt ja Zufälle.«
    »Weniger oft, als Sie vielleicht denken.«
    »Ja, aber dies hier ist einer.« Unter Maclennans Blick fühlte sich Alex, als würden ihm Insekten unter die Haut kriechen.
    »Ich hatte einfach Pech, dass ich Rosie so gefunden habe.«
    »Das sagen Sie. Aber wenn ich Rosie Duff auf einem kalten, verschneiten Hügel hätte liegen lassen und mich sorgen würde, ob ich vielleicht Blutspuren an mir trage, wenn ich also ein kluger Junge wäre, hätte ich es so eingerichtet, dass ich derjenige gewesen wäre, der sie fand. Dann hätte ich eine perfekte Erklärung für die Blutspuren gehabt.« Maclennan wies auf Alex’ Hemd, das mit

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