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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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von einem jungen Mann mit Schultern, die fast so breit wie der Türrahmen waren. Schnee bedeckte sein welliges Haar, und sein Gesicht war nass, ob nun von Tränen, Schweiß oder geschmolzenen Schneeflocken. Er stürzte mit einem wütenden Grollen auf den Schalter zu. Der Dienst habende Beamte wich schockiert zurück und wäre fast von seinem hohen Stuhl gekippt. »Wo sind die Dreckskerle?«, brüllte der Mann.
    Man muss anerkennen, dass der Polizist es schaffte, die Erinnerung an seine Ausbildung aus dem hintersten Winkel seines Bewusstseins hervorzuholen und mit ihrer Hilfe eine gewisse Kaltblütigkeit an den Tag zu legen. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte er und entfernte sich aus der Reichweite der auf die Schalterplatte hämmernden Fäuste. Janice stand unbemerkt im Hintergrund. Wenn die Szene so gefährlich wurde, wie es jetzt aussah, wäre für sie ein Überraschungs-moment die beste Taktik.
    »Ich will die Scheißkerle sehen, die meine Schwester umgebracht haben«, schrie der Mann.
    Aha, dachte Janice. Die Neuigkeit war also bei Brian Duff angekommen.
    »Sir, ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte der Polizist behutsam.
    »Meine Schwester. Rosie. Sie ist ermordet worden. Und Sie haben sie hier. Die Kerle, die es getan haben.« Duff sah aus, als werde er in seinem verzweifelten Wunsch nach Rache gleich über den Schalter springen.
    »Sir, ich glaube, Sie sind nicht richtig informiert.«
    »Hören Sie auf damit, Sie Mistkerl«, schrie Duff. »Meine Schwester ist tot, jemand wird dafür bezahlen.«
    Janice beschloss, dies sei der richtige Moment. »Mr. Duff?«, sagte sie ruhig und trat vor.
    Er wirbelte herum und starrte sie mit großen Augen an, weißer Speichel hing in seinen Mundwinkeln. »Wo sind sie?«, knurrte er.
    »Es tut mir sehr leid wegen Ihrer Schwester. Aber es ist wegen ihres Todes noch niemand verhaftet worden. Wir sind noch ganz am Anfang der Ermittlungen und vernehmen die Zeugen. Keine Tatverdächtigen. Zeugen.« Sie legte vorsichtig eine Hand auf seinen Unterarm. »Sie sollten nach Hause gehen. Ihre Mutter braucht jetzt ihre Söhne.«
    Duff schüttelte ihre Hand ab. »Ich hab gehört, dass Sie sie eingesperrt haben. Die Schweine, die das getan haben.«
    »Wer immer Ihnen das gesagt hat, hat sich geirrt. Wir suchen alle dringend die Person, die diese schreckliche Tat begangen hat, und manchmal ziehen die Leute dann falsche Schlüsse.
    Glauben Sie mir, Mr. Duff. Wenn wir einen Tatverdächtigen in Haft hätten, würde ich es Ihnen sagen.«
    Janice sah ihm fest in die Augen und hoffte inständig, dass ihre besonnene, nüchterne Haltung ihre Wirkung nicht verfehlen würde. Sonst konnte er ihr mit einem einzigen Schlag den Kiefer brechen.
    »Ihre Familie wird zuallererst erfahren, wenn wir jemanden verhaften. Das verspreche ich Ihnen.«
     
    Duff schien verblüfft und zornig. Dann füllten sich seine Augen plötzlich mit Tränen, und er sank auf einen der Stühle im Wartebereich. Er legte den Kopf auf seine verschränkten Arme, und ein heftiger Weinkrampf schüttelte ihn. Janice tauschte einen hilflosen Blick mit dem Kollegen hinter dem Schalter. Er machte ein Zeichen für Handschellen, aber sie schüttelte den Kopf und setzte sich neben Brian. Nach und nach gewann Brian Duff seine Fassung wieder. Er ließ die Hände schwer in den Schoß fallen und wandte Janice sein tränennasses Gesicht zu.
    »Aber Sie werden ihn kriegen? Den Kerl, der das getan hat?«
    »Wir werden unser Bestes tun, Mr. Duff. Soll ich Sie nicht nach Hause fahren? Ihre Mutter hat sich schon um Sie gesorgt.
    Man sollte sie beruhigen, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist.«
    Sie stand auf und schaute fragend auf ihn hinunter. Die Wut hatte sich für den Augenblick gelegt. Demütig stand Duff auf und nickte. »Ja.«
    Janice drehte sich zu ihrem Kollegen hinter dem Schalter um und sagte: »Richten Sie Detective Shaw aus, dass ich Mr. Duff nach Hause bringe. Wenn ich zurückkomme, hole ich das nach, was ich hier machen sollte.« Endlich einmal würde niemand meckern, wenn sie die Initiative ergriff. Alles, was sich über Rosie Duff und ihre Familie herausfinden ließ, hatte im Moment absoluten Vorrang, und Janice hatte jetzt die beste Gelegenheit, um aus Brian Duff in seiner hilflosen Lage etwas herauszukriegen. »Sie war so ein nettes Mädchen, die Rosie«, sagte sie ganz nebenbei, als sie Duff durch die Eingangstür und um das Gebäude herum zum Parkplatz führte.
    »Kannten Sie sie?«
    »Ich geh manchmal etwas trinken im

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