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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Maclennans durchdringendem Blick stand. »Ich habe nur gemeint, dass unser Leben nichts mit dem ihren gemeinsam hatte. Wenn wir nicht zufällig über ihre Leiche gestolpert wären, hätten Sie unsere Namen niemals in Verbindung mit diesem Ermittlungsverfahren gehört. Und ehrlich gesagt, wenn wir das Beste sind, was Sie als Tatverdächtige vorweisen können, dann verdienen Sie nicht, dass man Sie Ermittler nennt.«
    Die Luft zwischen den beiden war zum Schneiden dick.
    Normalerweise begrüßte es Maclennan, wenn bei einer Vernehmung die Spannung zunahm. Es war ein brauchbares Mittel, um die Befragten dazu zu bringen, mehr zu sagen, als sie eigentlich wollten. Und er hatte instinktiv das Gefühl, dass dieser Junge mit seiner anscheinend aufgesetzten Arroganz etwas zu verbergen suchte. Es mochte nichts von Bedeutung sein, konnte sich aber auch als genau das herausstellen, was entscheidend war.
    Maclennan blieb also dran, sollte er sich dabei auch nichts weiter als Kopfschmerzen holen. Nur auf Verdacht. »Erzählen Sie mir von der Party«, sagte er. Weird rollte mit den Augen. »Gut, ich nehme an, Sie werden nicht oft zu so was eingeladen. Ich sag Ihnen, wie es geht. Männliche und weibliche Gäste versammeln sich in einem Haus oder einer Wohnung, trinken ’n bisschen was und tanzen zur Musik. Manchmal kommen sie sich näher.
    Manchmal kommt es sogar zum Bumsen. Und dann gehen alle nach Hause. So war es auch diesmal.«
    »Und manchmal kommt es zum Kiffen«, sagte Maclennan milde, ohne sich vom Sarkasmus des Jungen weiter ärgern zu lassen.
    »Nicht, wenn Sie dabei sind, wette ich.« Weird lächelte verächtlich.
    »Haben Sie gestern Abend gekifft?«
    »Sehen Sie? Da haben wir’s. Sie versuchen mich reinzulegen.«
    »Mit wem waren Sie zusammen?«
    Weird überlegte. »Wissen Sie was, ich weiß es wirklich nicht mehr. Ich kam mit den Jungs, und mit ihnen bin ich auch wieder weggegangen. Und in der Zwischenzeit? Ich kann nicht behaupten, es noch zu wissen. Aber wenn Sie damit sagen wollen, ich hätte mich davongemacht, um einen Mord zu begehen, da liegen Sie falsch. Fragen Sie mich, wo ich war, da kann ich Ihnen eine Antwort geben. Den ganzen Abend war ich im Wohnzimmer, außer in der Zeit, in der ich nach oben aufs Klo ging.«
    »Und der Rest Ihrer Freunde? Wo waren die?«
    »Keine Ahnung. Ich bin nicht meiner Brüder Hüter.«
    Maclennan bemerkte sofort die Übereinstimmung mit Sigmund Malkiewiczs Worten. »Aber Sie kümmern sich doch umeinander, oder?«
    »Das ist Ihnen wahrscheinlich fremd, dass Freunde das füreinander tun, oder?«, bemerkte Weird höhnisch.
    »Sie würden also auch füreinander lügen?«
    »Aha, die Trickfrage. ›Wann haben Sie aufgehört, Ihre Frau zu schlagen?‹ Wir haben keine Veranlassung, füreinander zu lügen, soweit es um Rosie Duff geht. Weil wir nichts getan haben, weswegen man lügen müsste.« Weird rieb sich die Schläfen.
    Das dringende Verlangen, in seinem Bett zu liegen, saß ihm wie ein körperlicher Schmerz in den Knochen. »Wir hatten einfach nur Pech.«
    »Erzählen Sie mir, wie es dazu kam.«
    »Alex und ich, wir haben Unfug gemacht. Wir schubsten einander im Schnee herum. Er verlor das Gleichgewicht und torkelte weiter den Hang hoch. Als hätte ihn der Schnee ganz ausgelassen gemacht. Er stolperte, fiel hin und rief uns dann auch schon zu, wir sollten schnell zu ihm nach oben kommen.«
    Weirds Großspurigkeit hatte ihn einen Augenblick verlassen, und er sah jünger aus, als er war. »Und wir fanden sie. Ziggy versuchte … aber er konnte nichts mehr tun, um sie zu retten.«
    Er wischte einen Schmutzfleck von seinem Hosenbein. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Sie haben sonst niemanden da oben gesehen? Oder auf dem Weg dorthin?«
    Weird schüttelte den Kopf. »Nein. Der Monsterkiller mit der Axt muss einen anderen Weg gegangen sein.« Er hatte wieder seine Abwehrhaltung eingenommen, und Maclennan war klar, dass alle weiteren Versuche, etwas aus ihm herauszubekommen, wahrscheinlich vergeblich sein würden. Aber morgen war auch noch ein Tag. Und er vermutete, dass hinter Tom Mackies Abwehr noch etwas anderes steckte. Er musste nur herausbekommen, was das sein konnte.
     
    Janice Hogg schlitterte hinter Iain Shaw über den Parkplatz. Auf der Rückfahrt zur Wache hatten sie die meiste Zeit geschwiegen und ihre Begegnung mit den Duffs jeweils mehr oder weniger erleichtert mit ihrem eigenen Leben verglichen. Als Shaw die Tür zu der willkommenen Wärme der Polizeiwache aufstieß, holte

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