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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Vorfällen von heute Nacht stellen.«
    »Nicht ohne einen Anwalt.« Weird lächelte leise vor sich hin.
    »Warum sollten Sie einen Anwalt brauchen, wenn Sie nichts zu verbergen haben?«
    »Weil Sie hier das Sagen haben. Außerdem haben Sie ein totes Mädchen am Hals und brauchen jemanden, dem Sie die Schuld geben können. Und ich unterschreibe keine falschen Geständnisse, egal, wie lange Sie mich hier behalten.«
    Maclennan seufzte. Er fand es deprimierend, dass die zweifelhaften Mätzchen einiger Leute cleveren Jungs wie diesem hier die Waffe in die Hand gaben, alle Polizeibeamten anzugreifen. Er hätte einen Wochenlohn darauf verwettet, dass dieser selbstgerechte junge Kerl ein Poster von Che Guevara in seinem Zimmer hängen hatte. Und dass er der Meinung war, er hätte ein besonderes Anrecht darauf, den Helden der Arbeiterklasse zu spielen. Was natürlich alles nicht bedeutete, dass er Rosie nicht hätte umbringen können. »Sie haben eine sehr merkwürdige Auffassung von unserer Arbeit hier.«
     
    »Sagen Sie das doch den Birmingham Six und den Guildford Four«, sagte Weird, als zöge er damit eine Trumpfkarte aus dem Ärmel.
    »Wenn Sie nicht da landen wollen, wo die sind, mein Sohn, schlage ich vor, dass Sie mit uns zusammenarbeiten. Also, wir können das ganz einfach machen, ich stelle ein paar Fragen und Sie beantworten sie, oder wir können Sie ein paar Stunden einsperren, bis wir einen Anwalt finden, der verzweifelt genug nach Arbeit sucht.«
    »Verweigern Sie mir das Recht, mich von einem Rechtsbeistand beraten zu lassen?« Weirds Stimme klang so wichtigtuerisch, dass seinen Freunden der Mut gesunken wäre, hätten sie ihn hören können.
    Aber Maclennan glaubte, einem Studenten auf seinem hohen Ross durchaus gewachsen zu sein. »Wie Sie wünschen.« Er rutschte vom Tisch zurück.
    »Ich …«, sagte Weird halsstarrig, »ich habe Ihnen nichts zu sagen, wenn kein Anwalt dabei ist.« Maclennan ging zur Tür, gefolgt von Burnside. »Sie werden also jemanden holen, ja?«
    Maclennan wandte sich an der offenen Tür um. »Das ist nicht meine Aufgabe, junger Mann. Wenn Sie einen Anwalt möchten, dann rufen Sie ihn selbst an.«
    Weird überlegte. Er kannte keine Anwälte. Ach Mist, er konnte sich sowieso keinen Anwalt leisten, selbst wenn er einen gekannt hätte. Und er konnte sich vorstellen, was sein Vater sagen würde, wenn er zu Hause anrief und in dieser Situation um Hilfe bat. Es war nicht gerade ein angenehmer Gedanke.
    Außerdem würde er einem Anwalt die komplette Geschichte erzählen müssen, und jeder Anwalt, den sein Vater bezahlte, würde ihm einen vollen Bericht über den Stand der Dinge liefern müssen. Er fand, es gab weit Schlimmeres, als wegen eines geklauten Landrovers geschnappt zu werden. »Also, ich sag Ihnen was«, lenkte er widerwillig ein. »Stellen Sie Ihre Fragen. Wenn sie so harmlos sind, wie Sie offenbar glauben, werde ich sie beantworten. Aber wenn es so aussieht, als wollten Sie mich aufs Glatteis führen, dann sage ich nichts.«
    Maclennan schloss die Tür und setzte sich wieder hin. Er fixierte Weird lange und gründlich, betrachtete die intelligenten Augen, die scharfe Hakennase und die relativ vollen Lippen. Er glaubte nicht, dass Rosie Duff ihn als eine begehrenswerte Eroberung angesehen hätte. Wahrscheinlich hätte sie ihn ausgelacht, wenn er sich je an sie ranzumachen versucht hätte.
    Eine solche Reaktion konnte zu einem unterschwelligen Groll führen. Ein Groll, der vielleicht sogar zu Mordgedanken eskalieren könnte. »Wie gut kannten Sie Rosie Duff?«, fragte er.
    Weird legte den Kopf schief. »Nicht gut genug, um zu wissen, wie sie mit Nachnamen hieß.«
    »Haben Sie sie jemals gefragt, ob sie mit Ihnen ausgehen würde?«
    Weird lachte. »Sie machen wohl Witze. Da bin ich schon ein bisschen anspruchsvoller. Mädchen in ’ner Kleinstadt mit kleinkarierten Träumen, das ist nicht mein Ding.«
    »Und Ihre Freunde?«
    »Glaub ich kaum. Weil wir etwas Größeres vorhaben als das, genau deshalb sind wir hier.«
    Maclennan hob die Augenbrauen. »Was? Ihr seid alle den weiten Weg von Kirkcaldy nach St. Andrews gekommen, um euren Horizont zu erweitern? Menschenskind, da hat die Welt bestimmt vor Spannung die Luft angehalten. Hören Sie mal, junger Mann, Rosie Duff ist ermordet worden. Und ihre Träume sind mit ihr gestorben, wovon auch immer sie geträumt haben mag. Überlegen Sie es sich also gut, bevor Sie hier sitzen und sich herablassend über sie äußern.«
    Weird hielt

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