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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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dem schmutzigen Rostbraun getrockneter Blutspuren beschmiert war.
    »Ich bin sicher, Sie hätten das getan. Aber ich hab es nicht getan. Ich habe die Party überhaupt nicht verlassen.« Alex fing jetzt an, richtig Angst zu bekommen. Er hatte zwar erwartet, dass es bei einem Gespräch mit der Polizei unangenehme Momente geben würde, aber nicht vorausgesehen, dass Maclennan so bald und so heftig gegen ihn vorgehen würde.
    Seine Handflächen wurden feucht, und er musste den Impuls unterdrücken, sie an seinen Jeans abzuwischen.
    »Können Sie uns Zeugen dafür nennen?«
    Alex kniff die Augen zusammen und versuchte, gegen das Pochen in seinem Kopf anzukämpfen, um sich erinnern zu können, wann er während der Party wo gewesen war. »Als wir hinkamen, habe ich eine Weile mit einer Studienkollegin gesprochen. Penny Jamieson heißt sie. Sie ging dann tanzen, und ich hing im Esszimmer herum und hab hier und da ein bisschen was gegessen. Verschiedene Leute kamen herein, ich habe nicht auf sie geachtet. Ich war etwas angetrunken. Später ging ich in den Garten hinterm Haus, um einen klaren Kopf zu bekommen.«
     
    »Ganz allein?« Maclennan beugte sich leicht vor. Alex erinnerte sich plötzlich an etwas, das Erleichterung in ihm aufkommen ließ. »Ja. Aber Sie werden wahrscheinlich den Rosenbusch finden können, neben dem ich erbrochen habe.«
    »Es hätte Ihnen zu jeder beliebigen Zeit schlecht werden können«, betonte Maclennan. »Zum Beispiel wenn Sie gerade jemanden vergewaltigt und erstochen und diese Person hätten liegen lassen, weil Sie dachten, sie sei tot. Davon hätte Ihnen schlecht werden können.«
    Alex’ kurzer Hoffnungsschimmer verblasste und wurde zu Asche. »Vielleicht, aber das habe ich nicht getan«, sagte er trotzig. »Wenn ich überall voller Blut gewesen wäre, glauben Sie nicht, dass jemand das bemerkt hätte, als ich wieder hineinging? Ich fühlte mich besser, nachdem ich erbrochen hatte. Ich ging rein und tanzte im Wohnzimmer mit den anderen weiter. Da müssen mich viele gesehen haben.«
    »Und die werden wir fragen. Wir werden eine Liste von allen brauchen, die bei der Party waren. Wir werden mit dem Gastgeber sprechen. Und mit allen anderen, die wir aufspüren können. Und wenn Rosie Duff sich da gezeigt hat, wenn auch nur für eine Minute, dann werden wir beide eine viel weniger freundliche Unterhaltung führen, Mr. Gilbey.«
    Alex fühlte wieder, dass sein Gesichtsausdruck ihn verriet, und wandte hastig den Blick ab. Aber nicht schnell genug.
    Maclennan schoss auf ihn los. »War sie da?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Ich habe sie nicht mehr gesehen, nachdem wir die Lammas Bar verließen.« Er sah es Maclennans starrem Blick an, dass diesem gerade eine Einsicht dämmerte.
    »Aber Sie haben sie zu der Party eingeladen.« Mit den Händen umklammerte der Beamte den Rand des Tisches und beugte sich so weit vor, dass Alex den merkwürdigen Duft seiner frisch gewaschenen Haare roch.
    Alex nickte, er hatte zu große Angst, das zu leugnen. »Ich habe ihr die Adresse gegeben. Als wir im Pub waren. Aber sie ist nicht gekommen, und ich hatte das auch nicht erwartet.«
    Dabei unterdrückte er ein Schluchzen, als er Rosie hinter der Bar – lebhaft, keck und freundlich – vor sich sah, und er fing an, seine mühsam aufrechterhaltene Beherrschung zu verlieren.
    Tränen traten ihm in die Augen, als er den Kriminalbeamten ansah.
    »Hat Sie das geärgert? Dass sie nicht auftauchte?«
    Alex schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe das eigentlich gar nicht erwartet. Hören Sie, ich wünschte, sie wäre nicht tot. Ich wünschte, ich hätte sie nicht gefunden. Aber eins müssen Sie mir glauben. Ich hatte nichts damit zu tun.«
    »Das sagen Sie, junger Mann. Das sagen Sie.« Maclennan hielt weiter seine Stellung, nur ein paar Zentimeter von Alex’
    Gesicht entfernt. Alle seine Instinkte sagten ihm, dass unter der Oberfläche dieser Befragungen irgendetwas verborgen lag. Und so oder so würde er herausfinden, was es war.
     
    5
    onstable Janice Hogg sah auf ihre Uhr, als sie sich dem Eingang näherte. Noch ei
    C
    ne Stunde, und sie hatte
    Dienstschluss, theoretisch zumindest. Da die Untersuchung eines Mordfalls im Gange war, würde sie vermutlich Überstunden machen müssen, besonders weil Polizistinnen in St. Andrews ziemlich dünn gesät waren. Sie schob die Tür zum Eingangsbereich auf, als gleichzeitig so fest gegen die Außentür gestoßen wurde, dass diese gegen die Wand knallte. Die Kraft dahinter stammte

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