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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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nur entfernt Ähnlichkeit mit dem Spiel hatte, das du gerade gesehen hattest? Sieh dir doch mal an, wie sie Ally McLeod in die Pfanne gehauen haben. Bevor er nach Argentinien ging, war der Mann ein Gott, ein Held, der die Weltmeisterschaft bringen würde. Und jetzt – ist er der letzte Dreck. Wenn sie nicht mal über etwas so Einfaches wie Fußball sachlich berichten können, welche Chance haben wir dann, fehlerfrei zitiert zu werden?«
    »Ich find’s ja immer toll, wenn Weird so gut gelaunt aufwacht«, sagte Ziggy. »Aber er hat recht, Alex. Es ist besser, uns einfach nicht zu zeigen. Bis morgen sind sie zum nächsten großen Ereignis übergegangen.« Er rührte seinen Kaffee um und ging zur Tür. »Ich muss fertig packen. Wir sollten ein bisschen früher als sonst weggehen, damit wir Spielraum haben. Man kommt draußen nicht gut vorwärts, und dank Maclennan haben wir alle keine guten Schuhe. Ich kann’s nicht glauben, dass ich in diesen Gummistiefeln rumlaufen muss.«
    »Pass auf, die Kommission für Stil und Schick wird dich erwischen«, rief Weird ihm nach. Er streckte sich und gähnte.
    »Ich kann’s gar nicht fassen, wie müde ich bin. Hat einer noch
    ’n paar Dexies?«
    »Wenn ja, dann wären sie schon längst durch die Toilette gespült«, sagte Mondo. »Vergisst du, dass die Bullen hier überall herumgeschnüffelt haben?«
    Weird war beschämt. »Tut mir leid. Ich bin ganz durcheinander. Wisst ihr, als ich aufgewacht bin, hätte ich fast geglaubt, das von gestern Nacht wäre alles nur ’n schlechter Trip gewesen. Es hätte gereicht, um mir LSD für den Rest meines Lebens zu verleiden, das kann ich euch sagen.« Er schüttelte den Kopf. »Armes Mädchen.«
    Alex nahm das zum Anlass, nach oben zu verschwinden und ein letztes Bündel Bücher in seine Tasche zu stopfen. Es tat ihm nicht leid, dass er nach Hause fuhr. Zum ersten Mal, seit er mit den anderen drei zusammenlebte, fühlte er sich beengt und bedrängt. Er sehnte sich nach seinem eigenen Zimmer und nach einer Tür, die er zumachen konnte und bei der niemand anders auf die Idee kommen würde, sie ohne Erlaubnis zu öffnen.
     
    Es war Zeit aufzubrechen. Drei Reisetaschen und Ziggys riesiger Rucksack standen in der Diele. Die Laddies fi’
    Kirkcaldy waren bereit, sich nach Hause aufzumachen. Sie hängten sich die Taschen um, öffneten die Tür, und Ziggy ging als Anführer voraus. Leider war die Wirkung von Weirds harten Worten offenbar schon verpufft. Als sie in den aufgewühlten Schneematsch auf dem Weg hinaustraten, tauchten scheinbar aus dem Nichts fünf Männer auf. Drei mit Kameras, und bevor den vier Jungs überhaupt klar war, was da lief, surrten schon die Nikon-Auslöser.
    Neben den Fotografen kamen ihnen zwei Journalisten entgegen und bombardierten sie mit Fragen, die sie so schnell herunterratterten, dass sie es schafften, wie eine ganze Pressekonferenz zu klingen. »Wie haben Sie das Mädchen gefunden?«, »Wer von Ihnen hat sie entdeckt?«, »Was haben Sie mitten in der Nacht auf dem Hallow Hill gemacht?«, »War es ein satanisches Ritual?« Und natürlich das Unvermeidliche:
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Hauen Sie ab«, brüllte Weird sie an und schwang seine schwere Tasche wie eine zu massiv geratene Sense. »Wir haben Ihnen nichts zu sagen.«
    »Mein Gott, mein Gott, mein Gott«, murmelte Mondo wie eine stecken gebliebene Platte.
    »Zurück«, rief Ziggy. »Kommt wieder rein.«
    Alex, der am Schluss ging, drehte sich schnell um. Mondo taumelte hinein und stolperte fast über seine eigenen Füße, so eilig hatte er es, der hartnäckigen Belästigung und dem Klicken der Kameras zu entkommen. Weird und Ziggy folgten und schlugen die Tür hinter sich zu. Sie sahen sich an, gehetzt und verfolgt. »Was tun wir jetzt?«, fragte Mondo und sprach die Frage aus, die alle sich stellten. Sie waren allesamt ratlos, denn dies war eine Situation, die völlig außerhalb ihrer begrenzten Welterfahrung lag.
    »Wir können nicht hier bleiben«, fuhr Mondo gereizt fort.
    »Wir müssen nach Kirkcaldy zurück. Ich soll um sechs morgen früh bei Safeway anfangen.«
    »Alex und ich auch«, sagte Weird. Alle sahen erwartungsvoll auf Ziggy.
    »Okay. Wie wär’s, wenn wir hinten rausgingen?«
    »Es gibt keinen Weg hinten raus, Ziggy. Wir haben nur eine Vordertür«, erklärte Weird.
    »Es gibt ein Toilettenfenster. Ihr drei könnt da rauskriechen, und ich bleibe hier. Ich werde nach oben gehen und Licht anmachen, damit sie denken, wir sind noch hier. Ich

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