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Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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»Komm. Wir haben drin ein Bier stehen.« Er führte seinen anzüglich grinsenden Bruder weg, bevor der noch mehr Ärger machen konnte. Janice wandte sich an Lawson. »Dazu war keine Veranlassung, Jimmy.«
    »Keine Veranlassung? Er hat dich dumm angemacht. Er ist es nicht wert, dir die Schuhe zu putzen.« Seine Stimme war belegt und voller Verachtung.
    »Ich bin durchaus in der Lage, mich zu wehren, Jimmy. Ich habe schon mit schlimmeren Typen als mit Colin Duff zu tun gehabt, ohne dass du den weißen Ritter spielen musstest. Also, bringen wir den Jungen nach Hause.«
    Zusammen halfen sie Weird in ihren Wagen und setzten ihn vorsichtig auf den Rücksitz. Als Lawson um den Wagen herum zum Fahrersitz ging, sagte Janice: »Und, Jimmy … dass wir mal was trinken gehen? Ich lass es doch lieber.«
    Lawson starrte sie lange und durchdringend an. »Bitte, wie du willst.«
    Sie fuhren in eisigem Schweigen nach Fife Park, halfen Weird zur Haustür und gingen dann zum Wagen zurück. »Hör zu, Janice, es tut mir leid, du hast wohl gemeint, ich hätte es übertrieben. Aber was Duff da gebracht hat, war vollkommen daneben. So kann man nicht mit einer Polizeibeamtin sprechen«, sagte Lawson.
    Janice stützte sich auf das Dach des Wagens. »Er hat sich danebenbenommen. Aber du hast nicht so reagiert, weil er die Polizeiuniform missachtet hat. Du hast deinen Knüppel gezogen, weil du irgendwo im Hinterkopf der Meinung warst, ich wäre dein Eigentum, nur weil ich eingewilligt habe, mit dir einen trinken zu gehen. Und da kam er dir ins Gehege. Tut mir leid, Jimmy, ich kann das in meinem Leben jetzt nicht brauchen.«
    »So war es doch nicht, Janice«, wehrte Lawson ab.
    »Lassen wir’s, Jimmy. Nichts für ungut, ja?«
    Er zuckte gereizt die Schultern. »Dein Problem! Ich hab schließlich keinen Mangel an weiblicher Gesellschaft.« Er setzte sich auf den Fahrersitz.
    Janice schüttelte den Kopf und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Es war so leicht vorauszusehen, wie Männer reagierten.
    Der leiseste Anflug von weiblichem Selbstbewusstsein, und sie machten sich schnurstracks davon.
     
    Im Haus in Fife Park ließ sich Weird von Ziggy untersuchen.
    »Ich hab dir ja gesagt, dass es Tränen geben wird«, sagte er, während er vorsichtig die Schwellungen an Weirds Rippen und Bauch untersuchte. »Du gehst los, um ein bisschen zu missionieren, und kommst zurück, als seist du Statist in einem Antikriegsfilm gewesen. Vorwärts, Soldaten Christi.«
    »Es hat nichts damit zu tun, dass ich Bekenntnis abgelegt habe«, sagte Weird und zuckte zusammen, weil schon allein das Reden so anstrengend war. »Es waren Rosies Brüder.«
    Ziggy hielt inne. »Rosies Brüder haben das getan?«, fragte er mit besorgtem Stirnrunzeln.
    »Ich stand vor dem Lammas. Jemand muss es ihnen gesagt haben. Sie kamen heraus und sind über mich hergefallen.«
    »Scheiße.« Ziggy ging zur Tür. »Gilly«, rief er nach oben.
    Mondo war weg, wie an den meisten Abenden, seit sie wieder in Fife Park waren. Manchmal war er zum Frühstück zurück, aber meistens nicht.
    Alex kam polternd die Treppe herunter und blieb abrupt stehen, als er Weirds zerschlagenes Gesicht sah. »Was ist dir denn passiert?«
    »Rosies Brüder«, sagte Ziggy knapp. Er füllte eine Schüssel mit warmem Wasser und fing an, Weirds Gesicht behutsam mit Wattebäuschen zu reinigen.
    »Sie haben dich zusammengeschlagen?« Alex konnte sich das nicht erklären.
    »Sie meinen, dass wir es getan haben«, sagte Weird. »Autsch!
    Kannst du ein bisschen vorsichtiger sein?«
    »Deine Nase ist gebrochen. Du solltest ins Krankenhaus gehen«, sagte Ziggy.
    »Ich hasse Krankenhäuser. Mach du es.«
    Ziggy zog die Augenbrauen hoch. »Ich weiß nicht, wie gut mir das gelingt. Du könntest am Ende aussehen wie ein schlechter Boxer.«
    »Das Risiko gehe ich ein.«
    »Wenigstens ist dein Kiefer nicht gebrochen«, sagte er, über Weirds Gesicht gebeugt. Er nahm dessen Nase in beide Hände, drehte sie und musste an sich halten, dass ihm beim Knirschen der Knorpel nicht schlecht wurde. Weird schrie auf, aber Ziggy machte weiter. Auf seiner Oberlippe hingen Schweißtropfen.
    »So«, sagte er. »Besser krieg ich es nicht hin.«
     
    »Heute war Rosies Beerdigung«, sagte Alex.
    »Niemand hat es uns gesagt«, seufzte Ziggy. »Deshalb waren ihre Gefühle so aufgewühlt.«
    »Du meinst doch nicht, dass sie hierher kommen?«, fragte Alex.
    »Die Bullen haben sie gewarnt«, sagte Weird. Wegen seines anschwellenden Kiefers wurde

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