Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
sagte sie.
    »Nein«, wehrte Weird ab und kam, wenn auch schwankend, irgendwie auf die Beine. »Es geht schon, nur ’n bisschen Spaß.«
    Er merkte, wie ihn das Sprechen anstrengte. Es fühlte sich an, als hätte er nach einer Operation am Kinn noch nicht genug geübt.
    »Ich glaube, Ihre Nase ist gebrochen, junger Mann«, sagte der Polizist. Wie hieß er noch mal? Morton? Lawton? Lawson, das war’s.
    »Geht schon in Ordnung. Ich wohne ja mit ’nem Arzt zusammen.«
    »Er war Medizinstudent, letztes Mal, als ich von ihm gehört habe«, sagte Lawson.
    »Wir bringen Sie im Streifenwagen nach Hause«, sagte die Frau. »Ich bin Constable Hogg, und das ist Constable Lawson.
    Jimmy, kümmere dich um ihn, ja? Ich muss mal kurz mit den Schwachköpfen hier reden. Colin, Brian? Kommt mal hier rüber. Ihr anderen – verschwindet.« Sie trat mit Colin und Brian zur Seite, achtete aber darauf, dass sie nahe genug bei Lawson blieb, dass er eingreifen konnte, sollte die Sache eskalieren.
    »Was war da jetzt los, zum Teufel?«, fragte sie. »Seht mal an, wie der aussieht.«
    Mit hängender Kinnlade, glasigen Augen und schwitzend vor Anstrengung sagte der benebelte Brian höhnisch: »Besser als er verdient hätte. Sie wissen, worum es da ging. Wir haben nur Ihre Arbeit erledigt, weil ihr nur ein Haufen Stümper seid, die sich nicht mal in ’ner Papiertüte zurechtfinden würden.«
    »Halt die Fresse, Brian«, schimpfte Colin. Er war nur wenig nüchterner als sein Bruder, hatte aber immer schon einen besseren Instinkt dafür gehabt, sich aus Problemen rauszuhalten.
    »Hören Sie, es tut uns leid, okay? Die Sache ist ’n bisschen außer Kontrolle geraten.«
     
    »Allerdings. Ihr habt ihn halb totgeschlagen.«
    »Ja, er und seine Freunde haben ja auch ganze Arbeit geleistet«, sagte Brian aufmüpfig. Plötzlich wurde sein Gesicht schlaff, und Tränen liefen ihm über die Wangen. »Meine kleine Schwester. Meine Rosie. Mit keinem Hund würde man so was machen, wie sie sie behandelt haben.«
    »Sie haben das falsch verstanden, Brian. Sie sind Zeugen, sie werden nicht verdächtigt«, sagte Janice müde. »Ich hab es Ihnen doch an dem Morgen gesagt, nachdem es passiert ist.«
    »Außer Ihnen glaubt das hier niemand«, sagte Brian.
    »Bist du jetzt endlich still?«, sagte Colin. Er wandte sich an Janice. »Wollen Sie uns verhaften, oder was?«
    Janice seufzte. »Ich weiß, dass heute Rosies Beerdigung war.
    Ich war auch dort und habe gesehen, wie es eure Eltern mitgenommen hat. Um ihretwillen drück ich ein Auge zu. Ich glaube nicht, dass Mr. Mackie Anzeige erstatten möchte.« Als Colin etwas sagen wollte, hob sie warnend den Finger. »Das wird aber nur gehen, wenn Sie und Cassius Clay hier Ihre Fäuste unter Kontrolle halten. Überlassen Sie das uns, Colin.«
    Er nickte. »Okay, Janice.«
    Brian war erstaunt. »Seit wann nennst du sie Janice? Sie ist nicht auf unserer Seite, das weißt du doch.«
    »Halt deine verdammte Klappe, Brian«, sagte Colin und betonte dabei jede einzelne Silbe. »Sehen Sie es meinem Bruder nach, er hat ein bisschen zu viel getrunken.«
    »Schon gut. Aber Sie sind ja nicht dumm, Colin. Sie wissen, dass ich das ernst meine, was ich gesagt habe. Ihr lasst die Finger von Mackie und seinen Freunden, ihr beiden. Ist das klar?«
    Brian kicherte. »Ich glaube, sie hat was für dich übrig, Colin.«
    Dieser Gedanke schmeichelte dem betrunkenen Colin offensichtlich. »Ja, wirklich? Na, was meinst du, Janice? Willst du mich auf den Pfad der Tugend bringen? Würde es dir gefallen, mit mir auszugehen? Da amüsieren wir uns mal richtig.«
    Janice nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und sah sich gerade noch rechtzeitig um, als Jimmy Lawson seinen Knüppel zog und auf Colin Duff zuging. Sie hob eine Hand, um ihn abzuwehren, aber die Drohung hatte schon genügt, Duff wich besorgt und mit aufgerissenen Augen zurück, rief aber störrisch: »He!«
    »Halt dein vorlautes Mundwerk, du armseliger Schisser«, sagte Lawson. Sein Gesicht war starr und zornig. »Sprich nie wieder so mit jemandem von der Polizei. Jetzt geh mir aus den Augen, bevor ich Constable Hogg dazu überrede, dass sie es sich noch mal überlegt und euch beide für lange Zeit hinter Gitter bringt.«
    Er zischte die Worte wütend zwischen den Lippen hervor. Janice wurde ärgerlich. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn ihre Kollegen meinten, sie müssten ihre Männlichkeit unter Beweis stellen, indem sie ihre Ehre verteidigten. Colin packte Brian am Arm.

Weitere Kostenlose Bücher