Echo Park
Meinungsverschiedenheit. Er kam zufällig vorbei, als ich gerade ein paar Bahnen geschwommen bin, und dann sind wir uns in die Haare geraten.«
»Ich dachte, Sie können gar nicht schwimmen, Maury. Haben Sie das nicht eben gesagt?«
»Ich rede nicht mehr mit Ihnen, Detective. Sie dürfen jetzt mein Grundstück verlassen.«
»Sofort, Maury. Aber erst ziehen Sie sich fertig an und kommen mit ans tiefe Ende.«
Bosch wandte sich von Swann ab, der seine nassen Beine in eine Seidenhose stieß, und ging ans andere Ende des Pools, wo Pratt inzwischen auf einer Betonbank saß und von Rachel Walling Handschellen angelegt bekam.
»Ich sage kein Wort, solange ich nicht mit einem Anwalt gesprochen habe«, knurrte er.
»Dort wäre schon einer«, sagte Bosch. »Er zieht sich gerade an. Vielleicht vertritt er sie ja.«
»Ich sage nichts, Bosch«, wiederholte Pratt.
»Sehr vernünftig«, rief Swann vom anderen Ende des Pools. »Regel Nummer eins: Nie mit der Polizei reden.«
Bosch hätte beinahe laut losgelacht. Er sah zu Rachel.
»Ist das noch zu fassen? Vor zwei Minuten hat er noch versucht, den Kerl zu ersäufen, und jetzt kriegt er von ihm kostenlosen rechtlichen Beistand.«
»Notwendigen rechtlichen Beistand«, sagte Swann.
Swann kam auf Bosch, Walling und Pratt zu. Bosch konnte die Kleider an seinem nassen Körper kleben sehen.
»Ich habe nicht versucht, ihn zu ertränken«, sagte Pratt. »Ich wollte ihm helfen. Mehr sage ich nicht.«
Bosch sah Swann an.
»Machen Sie Ihren Hosenlatz zu, Maury, und setzen Sie sich.«
Er deutete auf die Bank, auf der Pratt saß.
»Nein, ich glaube nicht, dass ich das tun werde«, entgegnete Swann.
Er machte einen Schritt auf das Haus zu, aber Bosch schnitt ihm den Weg ab. Er lotste ihn zur Bank zurück.
»Setzen Sie sich«, sagte er. »Sie sind verhaftet.«
»Weswegen?« , fragte Swann ungehalten.
»Wegen zweifachen Mordes. Sie sind beide verhaftet.«
Swann lachte, als hätte er es mit einem Kind zu tun. Jetzt, wo er seine Kleider wieder anhatte, kehrte etwas von seiner gewohnten Selbstsicherheit zurück.
»Und welche Morde sollen das sein?«
»Detective Fred Olivas und Deputy Derek Doolan.«
Mit einem unerschütterlichen Lächeln auf den Lippen schüttelte Swann den Kopf.
»Ich nehme mal an, Sie wollen hier auf Beihilfe zum Mord hinaus. Denn es gibt hinreichend Beweise dafür, dass wir die Kugeln, die Olivas und Doolan getötet haben, nicht selbst abgefeuert haben.«
»Es ist immer gut, es mit einem Anwalt zu tun zu haben. Es gibt nämlich nichts, was ich mehr hasse, als ständig jemandem die Gesetze erklären zu müssen.«
»Zu dumm, Detective Bosch, dass Sie derjenige sind, dem man die Gesetze erklären muss. Die Beihilfe-Regelung tritt nur dann in Kraft, wenn jemand während der gemeinschaftlichen Ausübung eines Schwerverbrechens getötet wird. Nur dann können auch Mitverschwörer an dem kriminellen Unterfangen wegen Mordes angeklagt werden.«
Bosch nickte.
»Das habe ich verstanden«, sagte er. »Und deshalb kommen Sie jetzt mit.«
»Wären Sie dann vielleicht so freundlich, mir zu sagen, was das maßgebliche Schwerverbrechen ist, an dessen Verübung ich konspirativ beteiligt war.«
Bosch überlegte kurz, bevor er antwortete.
»Wie wär’s mit Anstiftung zu Meineid und Strafvereitelung? Damit könnten wir anfangen und dann weitergehen zu Bestechung eines Staatsdieners, vielleicht auch Anstiftung und Beihilfe zur Flucht aus Polizeigewahrsam.«
»Womit Sie ebenfalls nicht weit kämen«, sagte Swann. »Ich habe lediglich meinen Mandanten vertreten. Weder habe ich eine dieser Straftaten begangen, noch haben Sie irgendwelche Beweise dafür. Wenn Sie mich festnehmen, beweisen Sie damit lediglich Ihre Inkompetenz und Unfähigkeit.«
Er stand auf.
»Einen schönen guten Abend allerseits.«
Bosch machte einen Schritt nach vorn und legte Swann die Hand auf die Schulter. Er drückte ihn auf die Bank zurück.
»Bleiben Sie gefälligst sitzen. Sie sind verhaftet. Mit der Frage, ob hier der Tatbestand eines Schwerverbrechens gegeben ist, sollen sich die Ankläger befassen. Mich interessiert das jedenfalls einen feuchten Dreck. Für mich zählt nur, dass Ihretwegen zwei Polizisten tot sind und meine Partnerin den Dienst quittiert, Maury. Und deshalb können Sie mich mal.«
Bosch sah zu Pratt hinüber, der mit einem Lächeln auf den Lippen dasaß.
»Es ist immer gut, einen Anwalt zu haben, Harry«, sagte er. »Ich finde, Maury hat nicht ganz unrecht. Vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher