Echo: Roman (German Edition)
ist. Ihre Ehe, meine ich.« Er ging in Richtung Küche. »Betty Ann, möchtest du etwas trinken?«
»Etwas Heißes wäre nett.« Sie legte ihre Hände auf die Armlehnen des Stuhls, als wollte sie aufstehen. »Soll ich mich darum kümmern, Basil?«
»Gern«, sagte er, »wenn es dir nichts ausmacht. Wie sieht es mit deinen Freunden aus?«
»Was haben Sie anzubieten?«, fragte Alex.
»Nicht viel«, sagte Betty Ann, ohne auch nur nachsehen zu müssen. »Bier. Corfu. Oder ich mache Ihnen einen Mickey Munson.« Sie sah sich zu Basil um. »Du hast doch noch was da?«
»Ja.«
»Der Munson hört sich gut an«, sagte Alex.
»Was trinken Sie? «, fragte ich sie.
»Kaffee.«
»Den hätte ich auch gern.«
»Ich möchte ein Bier, Bet«, sagte Basil.
Betty Ann verschwand in der Küche, und wir hörten ungefähr eine Minute lang das Geräusch sich öffnender Schranktüren und das Klirren von Gläsern und Tassen. »Ihr Vater war noch relativ jung, als er gestorben ist«, bemerkte ich.
»Einhundertneununddreißig. Ja. Wirklich traurig.«
»Ist er oft allein losgezogen?«
»Ziemlich regelmäßig, soweit ich gehört habe. Er hatte sich ein paar Jahre vor seinem Tod zur Ruhe gesetzt. Und von da an war er ständig in ziemlich düsterer Stimmung. Ich glaube allerdings nicht, dass es ihm an Gesellschaft gefehlt hat, nachdem er in den Ruhestand gegangen ist. Daran hatte er nie viel Interesse. Er war nicht gerade das, was man einen geselligen Menschen nennt.«
»Wissen Sie, warum? Warum er so düster gestimmt war?«
»Weil er aufgegeben hat, glaube ich.«
»Ich frage mich, ob er nicht vielleicht gewusst hat, dass ein Sturm aufzog.«
»Das hätte meinen Vater nicht gekümmert. Der hielt sich für unsterblich. Er hat immer das Falsche gegessen und war nie bei einem Arzt. Wenn er von einem Sturm gewusst hätte, hätte er vermutlich gedacht, der verleihe dem Ganzen etwas mehr Spannung. Ich weiß, so sollte ich nicht über meinen eigenen Vater reden, aber ich glaube, er war nicht der schlaueste Kopf auf dem Planeten.«
»Haben Sie seine Depressionen ihm gegenüber je angesprochen?«
»Einige Male. Er hat nur gesagt, ich würde mir zu viele Sorgen machen.«
»Tut mir leid«, sagte ich.
»Ja, ich weiß. Es tut allen immer leid. Er hätte dem problemlos entgehen können. Er hätte nur ein bisschen vernünftiger sein müssen. Aber so habe ich ihn in Erinnerung. Er war immer auf dem Sprung. Immer unterwegs, in die eine oder andere Richtung.«
»Das muss schwer für Sie gewesen sein.«
»Ich habe nie begriffen, was meine Mom in ihm gesehen hat.« Er schwieg eine Minute lang, überlegte offenbar, ob er noch mehr sagen sollte. »Wenn er zu Hause war, hat das auch nichts geändert.«
»Wie meinen Sie das?«
»Er war trotzdem nicht da. Er hatte keine Zeit für mich. Für uns.« Etwas in seiner Stimme verriet einen tieferen Kummer, als Basil einzugestehen bereit war.
»Und da waren Sie noch ein Kind?«, fragte ich.
»Ja.«
»Wollte er, dass Sie in seine Fußstapfen treten?«
»Chase, ich glaube nicht, dass ihm irgendetwas hätte gleichgültiger sein können.« Er runzelte die Stirn. »Na ja, vielleicht ist das nicht ganz richtig. Ein- oder zweimal in meiner Kindheit habe ich ihm gesagt, ich würde später die Außerweltler suchen, falls er sie nicht finde. Ich glaube nicht, dass ich das je ernst gemeint habe, aber es schien einfach, als müsste ich das sagen.«
»Und wie hat er reagiert?«
»Er hat mir geraten, die Finger davon zu lassen. Hat gesagt, das würde mir das Herz brechen.«
Betty Ann sah zur Küchentür heraus. »Basil, hast du uns nicht mal erzählt, er hätte deine Lebensweise gutgeheißen?«
Basil sah sie an und lachte. »Das ist wahr. Ein paar Wochen vor seinem Tod hat er mir gesagt, ich solle nie zu hart arbeiten. Ich hatte damals über eine Laufbahn im medizinischen Sektor nachgedacht.« Wieder lachte er, dieses Mal lauter. »Er hat mir das Geheimnis des Lebens verraten.«
Alex beugte sich vor. »Das lautet?«
»Vergnüg dich. Lebe für den Augenblick.«
»Das überrascht mich.«
»Kauf dir irgendwo ein Haus, lass dich nieder und lebe von deinen Zuteilungen! Genieß die Zeit, die dir bleibt, denn am Ende ist das alles, was zählt. Wörtlich hat er es so natürlich nicht formuliert, aber inhaltlich ist das genau das, was er mir gesagt hat.«
Betty Ann servierte die Getränke. Der Kaffee schmeckte gut. Kalte Luft drang in die Hütte ein. Basil sah, wie ich die Arme um den Oberkörper schlang, stand auf,
Weitere Kostenlose Bücher