Echo: Roman (German Edition)
Fluss .« Sie brach kopfschüttelnd ab. Schaute zum Fenster hinaus. Es wurde bereits dunkel. »Kennen Sie Basil denn überhaupt?«
»Eigentlich nicht.«
»Also gut, wie soll ich Ihnen das erklären? Er ist nicht gerade der umgänglichste Mensch der Welt, aber er ist in Ordnung. Sie haben gesagt, Sie haben ein Transportmittel, ja?«
»Ja, und wir wären Ihnen zu Dank verpflichtet, wenn Sie uns helfen könnten.«
Ihr Interesse lebte auf. Alex zeigte ihr etwas Geld.
»Wir würden Sie gleich wieder zurückbringen«, versprach ich. »Sobald wir fertig sind. Das dürfte nicht lange dauern.«
Sie dachte darüber nach, betrachtete das Geld. »Gut.« Sie stand auf. »Aber das behalte ich auch dann, wenn er uns nicht reinlässt, einverstanden?«
»Okay.«
»Sie haben mich überzeugt. Ich hole nur schnell meinen Mantel.«
Es war einer dieser klaren, kalten Tage, keine Wolke am Himmel, strahlender Sonnenschein, Temperatur deutlich unter null. Wir hoben ab, und Betty Ann dirigierte mich auf den höchsten Berg der Umgebung zu. Unter uns regte sich nicht viel. Nicht einmal der Fluss, denn der war zugefroren. »Das ist der Ogamee«, sagte sie. »Das ist kasikisch für Tod. «
Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. »Ziemlich melodramatisch.« Die Kasiken hatten über tausend Jahre in der Gegend gelebt und stellten noch heute einen bedeutenden Teil der hiesigen Bevölkerung. Eine lange Zeit hatten sie den Norden ganz für sich allein gehabt und eine eigene Sprache und Kultur hervorgebracht. Wo sie ursprünglich hergekommen waren, war nach wie vor strittig. »Warum ist das der Fluss des Todes?«, fragte ich.
»Das geht auf eine Legende zurück«, erwiderte Betty Ann.
Ist das nicht immer so?
»Haben Sie vielleicht Lust, uns davon zu erzählen?«, fragte Alex. Er liebte Mythen und Lügengeschichten; schließlich waren sie unverzichtbarer Bestandteil seines Geschäfts.
»Die Geschichte besagt«, begann Betty Ann, »dass Layo Visini, ein legendärer kasikischer Held, mit seinem Sohn zu einer Floßfahrt auf dem Fluss aufgebrochen war. Sie ließen sich stromabwärts treiben und achteten nur wenig auf ihre Umgebung, als sie plötzlich von einem Kalu erschreckt wurden.« Ein Kalu ist eine große Echse mit vier Beinen und einem gewaltigen Appetit. »Jedenfalls ist Layo Visini zurückgewichen. Er ist rücklings gegen den Jungen geprallt und hat ihn über Bord gestoßen. Der Fluss hat den Jungen mitgerissen. Die Leute sagten, Visini wäre noch jahrelang zum Flussufer gekommen, um seinen Sohn zu betrauern. Irgendwann konnte er mit seinen Schuldgefühlen nicht mehr leben. Also hat er sich selbst in den Fluss gestürzt und ist ebenfalls ertrunken.«
Alex und ich wechselten einen kurzen Blick. Ich beschloss, das Thema zu wechseln. »Sollten wir uns nicht lieber anmelden, statt einfach so reinzuplatzen?«
»Basil hat keinen Link.«
»Oh.« Ich hatte angenommen, er wäre lediglich nirgendwo verzeichnet.
Betty Ann deutete nach rechts zu einem schneebedeckten Dach, das zwischen den Bäumen zum Vorschein kam. »Das ist Basils Haus.«
Auf einer Lichtung gingen wir runter, stiegen aus und folgten Betty Ann einen Fußweg hinunter, der vom Schnee geräumt worden war. Ein bitterkalter Wind fegte von Norden herbei. Vor uns wurde eine Tür ein Stück weit geöffnet, und ein Mann mit einem Habichtsgesicht schaute heraus. »Wer da?«
»Ich bin’s, Basil«, sagte Betty Ann. »Ich habe ein paar Leute dabei, die mit dir sprechen wollen.«
Basil war hager. Sein Haar fiel ihm über die misstrauischen Augen, und sein ungepflegter, schwarzer Bart deckte den größten Teil seines Hemds ab. »Was für Leute, Bet?«, grollte er.
»Mr Tuttle«, mischte Alex sich ein, »ich bin Alex Benedict. Die junge Dame hier ist Chase Kolpath. Wir sind Historiker und würden gern für ein paar Minuten mit Ihnen sprechen, wenn Sie gestatten.«
»Worüber?« Er hörte sich an wie ein Mann, der weit Wichtigeres zu tun hatte, als irgendwelche Deppen zu bespaßen.
»Wir arbeiten an einer Chronik über das Amt für Planetarische Vermessung und Astronomische Forschung. Ihr Vater war an dessen Bemühungen maßgeblich beteiligt.«
Er lächelte, und in seinen Augen flackerte für einen Moment Verachtung auf. »Warum?«
»Weil es eine bedeutsame Zeit war. Im Zuge des letzten Jahrhunderts haben wir einige große Fortschritte machen können.«
»Ich meine, inwiefern war mein Vater maßgeblich?«
Alex hatte gehofft, der Sohn würde ihm keinen Ärger machen. Er achtete
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