Echos
sondern zornig. »Ich wollte mit einigen Wissenschaftlern reden, aber dazu bekam ich keine Gelegenheit. Nun, ich habe folgendes erfahren: Derzeit arbeitet das Transportersystem im automatischen Modus und es verwendet vieltausendmal mehr Energie, als auf dem Planeten zur Verfügung steht. Es ist mir ein Rätsel, woher die zusätzliche Energie stammt.«
Tausend Mal.
Und noch mehr.
Noch mehr…
Vor Janeways innerem Auge entstand das Bild einer bis in die Unendlichkeit reichenden Planetenkette. »Ich frage
mich…«, begann Janeway. Die Reaktion der Anwesenden
wies sie darauf hin, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte. Sie wandte sich an Kim. »Haben Sie weitere
Informationen über die Planeten, die wir während des
Phänomens sehen?«
Der junge Fähnrich nickte. »Während jener Sekunden
existieren sie sowohl in unserem Universum als auch in den vielen anderen. Es handelt sich nicht einfach nur um Bilder.«
Vieltausendmal. Janeway runzelte die Stirn und sah aus den Augenwinkeln, wie Kes Neelix am Nacken berührte.
»Ist alles in Ordnung mit dir, Neelix?«, fragte die Ocampa so leise, dass Janeway unter anderen Umständen nichts gehört hätte.
Also fielen auch den Angehörigen der Einsatzgruppe
Veränderungen auf. Die grauen Strähnen in Chakotays Haar, Paris’ neue Frisur, Torres’ Zähne… Kleine Dinge, ja. Aber sie gewannen an Bedeutung, wenn man sie zusammen betrachtete.
Genau darauf hatte R’Lee während ihres ersten Gesprächs hingewiesen.
Janeway begriff nun, warum der arme Mann so verstört
gewesen war. In gewisser Weise kam man mit großen
Veränderungen besser zurecht als mit kleinen. Die
Kommandantin der Voyager verstand erst jetzt, wie sehr sie sich von Details beunruhigen lassen konnte.
Und wie viele Informationen sich darin verbargen.
In diesem Fall wiesen die kleinen Dinge sie darauf hin, dass sich eine ihrer schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet hatte.
Die aus Chakotay und den anderen bestehende Einsatzgruppe stammte nicht von dieser Voyager, sondern von einer anderen, vermutlich von der übernächsten in der Kette aus alternativen Raumschiffen.
Ein leises Piepen erklang – das von Kim programmierte
Timer-Signal. Alle runzelten die Stirn, abgesehen von
Fähnrich Kim, der auf den Bildschirm der Konsole deutete.
»Captain…«, sagte er. »Die Nachricht von der anderen
Voyager ist dekomprimiert.«
Chakotay sah so zu Janeway, als stünde das Ende der Welt unmittelbar bevor.
Allem Anschein nach war er zum gleichen Schluss gelangt wie sie.
»Bitte verzeihen Sie, Captain«, sagte er. »Ich glaube, es gibt noch eine andere Angelegenheit, mit der wir uns befassen sollten, bevor wir unsere Aufmerksamkeit der Nachricht
schenken.«
»Ich weiß, Chakotay«, sagte Janeway. »Sie sind nicht an Bord des richtigen Schiffes.«
»Was?« Paris saß plötzlich kerzengerade.
»Das stimmt«, bestätigte Chakotay. Er klang sowohl
überrascht als auch erleichtert.
»Darum kümmern wir uns gleich«, sagte Janeway.
Sie brauchte noch einige Minuten, um über die Bedeutung dieser Angelegenheit nachzudenken. »Hören wir zunächst, was uns die andere Janeway zu sagen hat. Vielleicht weiß sie mehr als wir.« Janeway strich eine Strähne ihres Haars aus der Stirn und wandte sich dem Bildschirm zu. »Es kann losgehen; Mr.
Kim.«
Der Fähnrich betätigte eine Schaltfläche und das Ebenbild der Kommandantin erschien auf dem Schirm. Natürlich sah sie nicht zum erstenmal sich selbst. Sie hatte sich ihr Leben lang in Spiegeln und Aufzeichnungen gesehen und einmal war sie einem alternativen Selbst begegnet. Was die Bilder betraf: Sie erinnerte sich genau daran, wann sie entstanden waren, und deshalb wirkte alles vertraut. Selbst bei der Begegnung mit der anderen Janeway hatte sie mehr Gemeinsamkeiten als
Trennendes gesehen.
In diesem Fall aber gab es ein ganz deutliches fremdes
Element. Janeway spürte, wie sich ihre Nackenhaare
aufrichteten, als sie sich selbst sah, in ganz anderer Kleidung.
Die Janeway in der dekomprimierten Botschaft trug eine
orangefarbene und schwarze Uniform, keine rotschwarze, und ihr Haar war zu einem Kranz auf dem Kopf geflochten. Sie wirkte erschöpft. Einige Strähnen reichten über den Nacken, und die Augen lagen tief in den Höhlen.
Jene andere Janeway musste etwas Schreckliches erlebt
haben.
Etwas, das in diesem Universum – noch – nicht geschehen war.
»An die Kommandantinnen der anderen Voyagers«, begann die Janeway auf dem Bildschirm.
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