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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dann Unkenntnis zu erlauben, wenn es ums Wechselgeld ging.
    »Ja?« sagte er.
    »Ich meine das Gerücht, nach denen es angeblich Millionen sind«, fuhr Rincewind fort. »Die außerdem großen Appetit verspüren, weil sie unterwegs nichts gegessen haben. Der Große Zauberer soll dafür gesorgt haben, daß sie sehr grimmig sind.«
    »Äh… ja?«
    »Nun, an dem Gerede ist natürlich nichts dran.«
    »Nein?«
    »Du glaubst mir nicht? Ich müßte doch eigentlich Bescheid wissen, oder?«
    »Guter Hinweis.«
    »Und wir wollen doch vermeiden, daß die Leute in Panik geraten, nicht wahr?«
    »Ist schlecht fürs Geschäft, die Panik«, sagte Schnapphala und nickte voller Unbehagen.
    »Deshalb solltest du allen mitteilen, daß die Gerüchte falsch sind. Sag ihnen, daß sie ganz beruhigt sein können.«
    »Gute Idee. Äh… die unsichtbaren Vampirgeister… Haben sie Geld bei sich?«
    »Nein. Weil es sie gar nicht gibt.«
    »Oh, ja. Hatte ich ganz vergessen.«
    »Und es sind nicht etwa 2.300.009«, sagte Rincewind. Auf dieses Detail war er stolz.
    »Es sind nicht 2.300.009…«, wiederholte Schnapphala und starrte ins Leere.
    »In der Tat. Es sind auf keinen Fall 2.300.009, ganz gleich, was behauptet wird. Und der Große Zauberer hat sie auch nicht auf die doppelte Größe anschwellen lassen. Alles klar? Muß mich jetzt sputen…«
    Rincewind eilte fort.
    Der Händler blieb zunächst nachdenklich stehen. Allmählich dämmerte es ihm, daß er wahrscheinlich genug verkauft hatte und nach Hause gehen konnte, um sich dort in den Keller zurückzuziehen und die Nacht in einem Faß zu verbringen, mit einem Sack über dem Kopf.
    Sein Weg führte ihn durch einen ziemlich großen Teil des Heerlagers. Er gab sich große Mühe, möglichst viele Soldaten darauf hinzuweisen, daß die Gerüchte keineswegs der Wahrheit entsprachen.
     
    Ein Spielzeugkaninchen quietschte nervös.
    »Und ich habe Angst vor den großen unsichtbaren Vampirgeistern!« schluchzte Eins Lieblingsperle.
    Die Soldaten am Lagerfeuer versuchten, das Mädchen zu trösten. Unglücklicherweise gab es niemanden, der ihnen Trost spendete.
    »Und sie sollen bereits einige Leute gefressen haben!«
    Ein oder zwei Soldaten blickten über ihre Schultern. In der Dunkelheit war nichts zu erkennen, aber darin sahen sie kein gutes Zeichen.
    Die Rote Armee zog unerkannt von Lagerfeuer zu Lagerfeuer.
    Rincewinds Hinweise waren klar und deutlich. Er hatte sein ganzes Leben als Erwachsener in der Unsichtbaren Universität verbracht – zumindest jene Phasen, während denen er nicht vor Dingen mit mehr Beinen als Zähnen geflohen war –, daher glaubte er, sich mit dieser Situation gut auszukennen. Sein Motto lautete: Man sage den Leuten nichts. Man teile ihnen nichts mit. Als Zauberer überlebte man an der Unsichtbaren Universität nicht etwa deshalb, weil man glaubte, was einem die Leute sagten. Man glaubte vielmehr das, was sie einem nicht sagten.
    Man sage den Leuten nichts. Man frage sie. Man frage sie, ob es stimmt. Man bitte sie, einem zu sagen, daß es nicht stimmt. Oder man sage ihnen, daß man ihnen sagen soll, daß es nicht stimmt – das ist noch besser.
    Rincewind wußte genau: Wenn die vier kleinen und gemeinen Reiter der Panik reiten, leisten Falsche Informationen, Gerüchte und Gerede gute Arbeit. Aber weit übertroffen werden sie vom vierten Reiter namens Leugnen.
    Nach einer Stunde kam sich Rincewind praktisch überflüssig vor.
    Überall fanden Gespräche statt, besonders in den Bereichen des Lagers, an deren Rand sich die Nacht weit, dunkel und allem Anschein nach völlig leer erstreckte.
    »Na schön, aber wieso ist von 2.300.009 die Rede? Warum diese Zahl, wenn es sie überhaupt nicht gibt?«
    »Jetzt hör mal: Es existiert keine Armee aus unsichtbaren Vampirgeistern, klar?«
    »Ach, glaubst du? Und woher willst du das wissen? Hast du sie vielleicht gesehen?«
    »Ich habe den Hauptmann gefragt, und er hat mir bestätigt, daß dort draußen keine unsichtbaren Geister auf der Lauer liegen.«
    »Wie will er sicher sein, wenn man sie nicht sehen kann?«
    »Er meint, es gäbe überhaupt keine unsichtbaren Vampirgeister.«
    »Ach? Wieso vertritt er denn plötzlich diese Ansicht? Mein Großvater hat mir erzählt, daß es Millionen von ihnen gibt, und zwar jenseits der Großen…«
    »He, warte mal… Was ist da draußen?«
    »Was denn?«
    »Ich könnte schwören, daß ich was gehört habe.«
    » Ich sehe nichts.«
    »Oh, nein !«
    Offenbar sickerte etwas zum Oberkommando

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