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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kopf.
    »Ich fürchte, ihr habt da etwas falsch verstanden. Die Chancen stehen eins zu hunderttausend!«
    »Dadurch dürfte auch dem größten Skeptiker klarwerden, daß wir noch leben«, meinte Caleb der Brecher.
    »Ja, aber mit meinem Plan wollte ich euch zeigen, daß man die Spitze der Pyramide erreichen kann, ohne sich den Weg nach oben kämpfen zu müssen«, sagte Herr Zervelatwurst. »In einer so starren Gesellschaft ist das tatsächlich möglich. Aber wenn ihr versucht, gegen Hunderttausende zu kämpfen, ist euch der Tod gewiß!«
    Zu seiner eigenen Überraschung fügte er hinzu: »Euer Tod wäre zumindest wahrscheinlich.«
    Die Horde grinste.
    »Ungünstige Chancen schrecken uns nicht ab«, sagte Kriecher.
    »Wir mögen ungünstige Chancen«, betonte Caleb.
    »Weißt du, Lehrer, Chancen von eins zu tausend sind eigentlich nicht viel schlimmer als eins zu zehn«, meinte Cohen. »Weil…« Er zählte an den Fingern ab. »Erstens kämpft der durchschnittliche Soldat nicht um sein Leben, sondern für Geld, und er hat keine Lust, den Anfang zu machen, wenn es um ihn herum von Burschen wimmelt, denen er den Vortritt lassen kann. Zweitens sind nur wenige von ihnen imstande, in unsere Nähe zu gelangen, und die anderen behindern sich gegenseitig im Gedränge, und…« Cohen starrte auf seine Finger, und man sah ihm die enorme mathematische Anstrengung an.
    »Drittens«, sagte Herr Zervelatwurst. Die barbarische Logik faszinierte ihn.
    »Ja, genau, drittens: Wenn die Soldaten mit den Schwertern ausholen, so besteht eine… äh… hohe Wahrscheinlichkeit, daß sie ihre eigenen Leute treffen, was uns erhebliche Mühe erspart.«
    »Selbst wenn du recht hast – mit diesen Vorteilen könnt ihr nur am Anfang rechnen«, wandte Herr Zervelatwurst ein. »Wenn du zweihundert Feinde getötet hast, bist du bestimmt müde. Und du müßtest gegen ausgeruhte Angreifer antreten.«
    »O nein«, widersprach Cohen. »Meine Gegner wären ebenfalls müde.«
    »Wieso?«
    »Weil sie bergauf laufen müßten, um mich und meine Freunde zu erreichen.«
    »Das ist richtige Logik, jawohl«, sagte Kriecher anerkennend.
    Cohen klopfte dem verblüfften Lehrer auf den Rücken.
    »Sei unbesorgt. Wir haben das Reich mit deinem Plan bekommen; mit unserem behalten wir es. Du hast uns die Zivilisation gezeigt; jetzt zeigen wir dir die Barbarei.«
    Cohen ging einige Schritte und drehte sich dann um. In seinen Augen funkelte es. »Barbarei? Ha! Wenn wir Leute töten, sehen wir ihnen dabei in die Augen, und wir würden nicht zögern, ihnen im Jenseits ein Bier zu spendieren, nichts für ungut. Ich kenne keine Barbaren, die Menschen in kleinen Zimmern langsam zerschneiden oder Frauen foltern, damit sie hübsch sind, oder Essen vergiften. Zivilisation? Wenn das Zivilisation ist, kannst du sie dir dorthin stecken, wo die Sonne nicht scheint!«
    »Wasisn?«
    »Er meint, STECK’S DORTHIN, WO DIE SONNE NICHT SCHEINT, Polterer.«
    »Ah, kenne den Ort.«
    »Bei der Zivilisation geht es um viel mehr«, protestierte Herr Zervelatwurst. »Sie bedeutet… Musik, Literatur, das Konzept der Gerechtigkeit, die Ideale von…«
    Die Bambustür glitt beiseite. Die Horde drehte sich wie ein Mann mit knarrenden Gelenken um und hob ihre Waffen.
    Mehrere Männer traten ein. Sie waren größer und viel besser gekleidet als Bauern, bewegten sich mit dem Selbstbewußtsein von Personen, denen man normalerweise nicht in den Weg trat. Vor ihnen schritt ein zitternder Bediensteter, einen Stock in der Hand, an dem eine rote Fahne hing. Eine Schwertspitze im Rücken zwang ihn, noch etwas weiter vorzutreten.
    »Eine rote Fahne?« flüsterte Cohen.
    »Sie signalisiert, daß die Besucher verhandeln möchten«, erklärte Sechs Wohltätige Winde.
    »Es ist so ähnlich wie unsere weiße Kapitulationsfahne«, sagte Herr Zervelatwurst.
    »Hab nie davon gehört«, erwiderte Cohen.
    »Es bedeutet, ihr dürft eure Gegner erst töten, wenn sie bereit sind.«
    Herr Zervelatwurst versuchte, nicht auf das Flüstern hinter ihm zu achten.
    »Warum laden wir sie nicht zum Essen ein und bringen sie alle um, wenn sie betrunken sind?«
    »Du hast den Mann gehört. Es sind insgesamt siebenhunderttausend.«
    »Na schön, dann muß es etwas Einfaches mit Nudeln geben.«
    Zwei Lords traten mit langen Schritten in die Mitte des Saals. Cohen und Herr Zervelatwurst gingen ihnen entgegen.
    »Moment mal«, sagte Cohen und packte Rincewind am Kragen, als der zurückzuweichen versuchte. »Du bist ein aalglatter

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