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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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durch, denn gegen Mitternacht erklangen Fanfaren, und eine spezielle Proklamation wurde verlesen.
    Sie bestätigte die Existenz von Vampirgeistern im großen und ganzen, wies jedoch daraufhin, daß es hier und heute keine gab. Es war ein wahres rhetorisches Meisterwerk, auch und vor allem deshalb, weil es die ganze Angelegenheit zu den Ohren jener Soldaten brachte, die noch keinen Besuch von der Roten Armee erhalten hatten.
    Eine Stunde später erreichte die Situation einen kritischen Punkt. Rincewind vernahm Dinge, die gar nicht seiner Phantasie entsprungen waren – und die er lieber nicht gehört hätte.
    Seine Gespräche mit den Soldaten liefen etwa so ab: »Bestimmt gibt es gar keine große Armee aus Vampirgeistern.« Die Antwort lautete: »Nein, wir sollen nur gegen sieben alte Männer antreten.«
    »Sieben alte Männer? Das ist alles?«
    »Sie sollen sehr alt sein«, sagte ein Soldat. »Äh… gewissermaßen zu alt, um zu sterben. Von jemandem aus dem Palast habe ich gehört, daß sie durch Wände gehen und sich unsichtbar machen können.«
    »Oh, ich bitte dich«, erwiderte Rincewind. »Sieben alte Männer wollen gegen dieses riesige Heer kämpfen?«
    »Das stimmt einen nachdenklich, was? Korporal Toshi meint, daß ihnen der Große Zauberer hilft. Ist ja auch ganz klar. Ich würde nicht gegen ein so riesiges Heer kämpfen, wenn ich nicht eine Menge Magie auf meiner Seite hätte.«
    »Äh… weiß jemand, wie der Große Zauberer aussieht?« fragte Rincewind.
    »Er soll größer sein als ein Haus und drei Köpfe haben.«
    Rincewind nickte aufmunternd.
    »Wie ich hörte, ist auch die Rote Armee auf ihrer Seite«, sagte ein anderer Soldat.
    »Na und? Korporal Toshi meint, es sind nur ein Haufen Kinder.«
    »Nein. Ich spreche von der wahren Roten Armee. Du weißt schon…«
    »Die Rote Armee verbündet sich nicht mit barbarischen Eroberern! Außerdem gibt es gar keine Rote Armee. Sie ist nur ein Mythos.«
    »So wie die unsichtbaren Vampirgeister«, fügte Rincewind hinzu und zog das Uhrwerk der Angst noch etwas auf.
    »Äh… ja.«
    Er überließ die Soldaten ihrer Diskussion.
    Niemand desertierte. In eine Nacht zu fliehen, die namenlosen Schrecken enthielt… das war schlimmer, als im Heerlager zu bleiben. Um so besser, fand Rincewind. Es bedeutete, daß völlig verängstigte Krieger Trost bei ihren Kameraden suchten. Nichts verlieh einer Truppe mehr Rückgrat als das ständige Wiederholen von »Ich bin sicher, daß es keine Vampirzauberer gibt« und der Umstand, daß viele Leute viermal pro Stunde zur Latrine eilten.
    Rincewind kehrte zur Stadt zurück, schlich in der Dunkelheit um ein Zelt – und stieß gegen ein Pferd, das ihm auf den Fuß trat.
    »Deine Frau ist ein großes Nilpferd!«
    ENTSCHULDIGUNG.
    Rincewind erstarrte, während seine Hände den schmerzenden Fuß hielten. Er kannte nur eine Person, deren Stimme wie ein Friedhof mitten im Winter klang.
    Er wich zurück – und stieß gegen ein anderes Pferd.
    RINCEWIND, NICHT WAHR? fragte Tod. JA. GUTEN ABEND. VERMUTLICH HAST DU KRIEG NOCH NICHT KENNENGELERNT. WENN ICH VORSTELLEN DARF… RINCEWIND, DAS IST KRIEG. KRIEG, DAS IST RINCEWIND.
    Krieg grüßte, indem er die Hand an den Helm hob.
    »Es ist mir ein Vergnügen«, sagte er und deutete zu den anderen drei Reitern. »Das sind meine Söhne Schrecken und Panik. Und meine Tochter Clancy.«
    Die Sprößlinge stimmten ein kurzes »Hallo« an. Clancy schnitt eine finstere Miene und schien etwa sieben Jahre alt zu sein. Auf ihrem Schutzhelm klebte ein Ponyclub-Abzeichen.
    ICH HABE NICHT DAMIT GERECHNET, DICH HIER ZU FINDEN, RINCEWIND.
    »Oh, gut.«
    Tod holte ein Stundenglas hervor, hielt es in den Mondschein und seufzte. Rincewind reckte den Hals, um festzustellen, wieviel Sand es enthielt.
    ALLERDINGS KÖNNTE ICH…
    »Du brauchst wegen mir keine besonderen Vorkehrungen zu treffen«, sagte Rincewind rasch. »Ich… äh… nehme an, ihr seid wegen der Schlacht hier, oder?«
    JA. ALLES DEUTET DARAUF HIN, DASS SIE… NICHT SEHR LANGE DAUERT.
    »Wer wird den Sieg erringen?«
    DU WEISST DOCH, DASS ICH DIR DAS NICHT SAGEN WÜRDE – SELBST WENN ICH ES WÜSSTE.
    »Selbst wenn du es wüßtest?« wiederholte Rincewind. »Ich dachte, du weißt alles!«
    Tod hob den Finger, und etwas flatterte aus der Nacht heran. Rincewind hielt es für eine Motte, aber das Geschöpf war nicht so flaumig, und seine Flügel hatten seltsame Muster.
    Es landete kurz auf dem Finger, stieg dann wieder auf und flog davon.
    IN EINER NACHT

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