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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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überhaupt nichts zu tun. Und es ist mir ein Rätsel, warum sich immer wieder jemand auf mich verlassen will. Ich bin nicht verläßlich. Selbst ich selbst verlasse mich nicht auf mich, und ich bin ich!«
     
    Cohen blickte zum Horizont. Graublaue Wolken ballten sich dort zusammen.
    »Da kündigt sich ein Unwetter an«, sagte er.
    »Zum Glück überleben wir nicht lange genug, um naß zu werden«, erwiderte der Junge Willie.
    »Komisch. Es scheint aus allen Richtungen gleichzeitig aufzuziehen.«
    »Lausiges ausländisches Wetter. Man kann ihm nicht trauen.«
    Cohen wandte seine Aufmerksamkeit den Heeren der fünf Kriegsherrn zu.
    Dort schien man eine Übereinkunft getroffen zu haben.
    Die Truppen hatten um Cohens Position herum Aufstellung bezogen. Die Taktik war klar – sie brauchten einfach nur vorzurücken. Vor den einzelnen Legionen ritten Offiziere auf und ab.
    »Wie soll es beginnen?« fragte Cohen, als der auflebende Wind an den Resten seines Haars zerrte. »Pfeift jemand, oder stürmen wir einfach los?«
    »Normalerweise einigt man sich auf den Beginn der Kampfhandlungen«, sagte Herr Zervelatwurst.
    »Oh.«
    Cohen blickte zu dem Wald aus Fahnen und Standarten. Hunderttausende von Soldaten sahen nach ziemlich vielen Soldaten aus, wenn man ihnen so nahe war.
    »Ich schätze, niemand von euch hat irgendeinen genialen Plan für den Notfall, oder?« fragte er langsam.
    »Wir dachten, du hättest einen«, entgegnete Kriecher der Unhöfliche.
    Mehrere Reiter verließen die einzelnen Heere der gegnerischen Streitmacht und näherten sich. Etwas weiter als einen Speerwurf entfernt hielten sie an und warteten.
    »Na schön«, knurrte Cohen. »Ich sage es nicht gern, aber vielleicht sollten wir über die Kapitulation verhandeln.«
    »Nein!« entfuhr es Herrn Zervelatwurst. Er erschrak über den lauten Klang seiner eigenen Stimme. »Nein«, wiederholte er etwas ruhiger. »Ihr überlebt nicht, wenn ihr kapituliert. Ihr sterbt nur nicht sofort.«
    Cohen kratzte sich an der Nase. »Wie sieht die Fahne aus? Du weißt schon… um den Leuten zu zeigen, daß wir mit ihnen reden wollen, ohne sie zu töten.«
    »Sie muß rot sein«, antwortete Herr Zervelatwurst. »Aber es hat keinen Sinn, wenn du…«
    »Rot zur Kapitulation, Weiß für Bestattungen… komisch.« Cohen schüttelte den Kopf. »Na schön. Hat jemand etwas Rotes?«
    »Ich habe ein Taschentuch«, sagte Herr Zervelatwurst. »Aber es ist weiß und…«
    »Gib es mir.«
    Der barbarische Lehrer holte es zögernd hervor und reichte es dem barbarischen Helden.
    Cohen zog ein kleines, ziemlich abgenutztes Messer hinter dem Gürtel hervor.
    »Ich fasse es nicht!« Herr Zervelatwurst war den Tränen nahe. »Cohen der Barbar ist bereit, über die Kapitulation zu verhandeln!«
    »Wahrscheinlich liegt’s an der Zivilisation«, meinte Cohen. »Sie hat mich weich gemacht.«
    Er zog sich das Messer über den Arm und drückte dann das Taschentuch auf die Wunde.
    »Na bitte. Gleich haben wir eine hübsche rote Fahne.«
    Die Horde nickte anerkennend. Es war eine bemerkenswert symbolische, dramatische und vor allem sehr dumme Geste, in der besten Tradition des barbarischen Heldentums. Einige der ganz vorn stehenden Soldaten beobachteten sie.
    »Lehrer und Kriecher…«, sagte Cohen. »Kommt mit mir. Wir reden jetzt mit den Leuten.«
    »Bestimmt wirft man dich ins Verlies«, stöhnte Herr Zervelatwurst. »Hier gibt es Folterer, die ihre Opfer jahrelang am Leben erhalten können!«
    »Wasisn? Was sachta da?«
    »Er meint, IN DEN HIESIGEN VERLIESEN KANN MAN JAHRELANG ÜBERLEBEN, Polterer.«
    »Gut! Einverstanden!«
    »Lieber Himmel«, ächzte Herr Zervelatwurst.
    Er folgte Kriecher und Cohen zu den Kriegsherrn.
    Lord Hong hob das Helmvisier und starrte die Delegation der barbarischen Eroberer an.
    »Ich hab hier ‘ne rote Fahne.« Cohen winkte mit dem feuchten Etwas am Ende seines Schwerts.
    »Ja«, sagte Lord Hong. »Wir haben deine kleine Vorstellung gesehen. Gewöhnliche Soldaten lassen sich vielleicht davon beeindrucken, aber wir nicht, Barbar.«
    »Wie du meinst«, erwiderte Cohen. »Wir sind gekommen, um über die Kapitulation zu reden.«
    Herr Zervelatwurst stellte fest, daß sich einige der Kriegsherrn entspannten. Echten Soldaten gefällt so etwas nicht, dachte er. Niemand möchte im Soldatenhimmel sagen: Einmal bin ich mit einem Heer gegen sieben Greise in den Kampf gezogen. Dafür erhofft man sich keine Medaillen.
    »Oh, natürlich«, entgegnete Lord Hong. »Soviel zur

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