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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Probleme, und ich muß es wissen, denn ich bin keiner!«
    Rincewind trat zurück. »So was erlebe ich immer wieder! Ich kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten, dann geht irgend etwas schief, und plötzlich kommen Leute zu mir und fragen: ›Oh, Rincewind, was willst du jetzt unternehmen?‹ Und Frau Rincewinds Sohn – falls es überhaupt eine Frau Rincewind gab – antwortet darauf: ›Nichts. Ihr müßt allein zurechtkommen.‹ In diesem Fall bedeutet das: Löst eure Probleme selbst. Es gibt keine magischen Armeen, die euch plötzlich zu Hilfe eilen, und… Seht mich nicht so an! Es dürfte kaum meine Schuld sein! Ich muß mich um andere Dinge kümmern! Diese Sache geht mich nichts an!«
    Er drehte sich um und lief davon.
    Die Menge achtete kaum auf ihn.
    Nach den Maßstäben von Hunghung waren die Straßen fast leer: An manchen Stellen war das Kopfsteinpflaster zu sehen. Rincewind schob sich in den Gassen unweit der Mauer durchs Gedränge, auf der Suche nach einem Tor, dessen Wächter zu beschäftigt waren, Fragen zu stellen.
    Schritte folgten ihm.
    »Jetzt hört mal«, brummte er und drehte sich um. »Ich habe doch gesagt, daß ich…«
    Sein Blick fiel auf Truhe. Sie sah ein wenig verlegen aus.
    »Ach, wir sind endlich eingetroffen, wie?« fragte Rincewind streng. »Was ist mit Dem-Herrn-überallhin-Folgen passiert?«
    Truhe scharrte mit den Füßen. Aus einer nahen Gasse trat eine etwas größere und hübschere Version mit dekorativen, eingesetzten Holzleisten. Ihre Füße wirkten zart und waren nicht annähernd so schwielig wie die von Rincewinds Truhe. Außerdem glänzte bunter Lack auf ihren Zehennägeln.
    »Oh«, sagte der Zauberer. »Meine Gute. Na schön. Ich meine… ja. Komm jetzt.«
    Er erreichte das Ende der Gasse und drehte sich um. Truhe stieß die größere Kiste an und forderte sie damit auf, ihr zu folgen.
    Rincewinds eigene sexuelle Erfahrungen waren alles andere als exzessiv, aber er hatte Diagramme gesehen. Allerdings wußte er nicht, wie Gepäckstücke dabei vorgingen. Vielleicht sagten sie »Donnerwetter, was für ein Deckel!« oder »Potzblitz, die Angeln haben’s wirklich in sich!«
    Eigentlich gab es keinen Hinweis darauf, daß Truhe männlichen Geschlechts war. Sie hatte ein mörderisches Wesen, doch das galt auch für viele Frauen, die Rincewind kannte. Und in den meisten Fällen verstärkten sich die mörderischen Tendenzen durch die Begegnung mit ihm. Der Zauberer wußte aus Erfahrung: Die Neigung zur Gewalt war unisexuell. Die genaue Bedeutung von »Unisex« war ihm unklar, aber er zweifelte kaum daran, daß dieses Phänomen einen großen Teil seiner diesbezüglichen Erlebnisse bestimmte.
    Weiter vorn entdeckte er ein kleines Tor. Es schien unbewacht zu sein.
    Zwar fürchtete er sich, trotzdem trat er hindurch und widerstand der Versuchung zu rennen. Wächter schöpften sofort Verdacht, wenn sie jemanden rennen sahen. Der richtige Zeitpunkt dafür war da, wenn man das »e« in »He, du!« hörte.
    Niemand schenkte ihm Beachtung. Die Aufmerksamkeit der Leute im Bereich der Mauer galt allein den Truppen.
    »Nun seht sie euch nur an«, sagte Rincewind zum Universum. »Wie dumm sie doch sind! Stünde es sieben gegen siebzig, wüßten alle, daß die Sieben den Kampf verlieren würden, aber bei sieben gegen siebenhunderttausend sind sie sich plötzlich nicht mehr sicher. Als bedeuteten Zahlen nichts mehr. Ha! Warum sollte ich irgend etwas unternehmen? Außerdem kenne ich Cohen gar nicht richtig. Na schön, er hat mir dann und wann das Leben gerettet, aber das ist noch lange kein Grund, jetzt einen schrecklichen Tod zu sterben, nur weil der Bursche nicht zählen kann. Du brauchst mich also nicht so anzustarren!«
    Truhe wich ein wenig zurück. Die andere Truhe…
    Rincewind vermutete, daß sie weiblich aussah. Frauen hatten immer mehr Gepäck dabei als Männer. Wegen der – hier wagte er sich auf unbekanntes Terrain – zusätzlichen Rüschen und so. Das schien ein Aspekt der Weiblichkeit zu sein, ebenso der Umstand, daß Frauen kleinere Taschentücher hatten, obwohl ihre Nasen ebenso groß waren wie die der Männer. Rincewind hatte in Truhe immer nur Truhe gesehen und konnte sich nur schwer an die Vorstellung gewöhnen, daß ihm mehr als eine folgte. Jetzt gab es Truhe und… die andere Truhe. »Na schön, kommt, ihr beiden«, sagte er. »Wir verschwinden von hier. Ich habe geholfen, soweit es mir möglich war. Der Rest ist mir egal. Ich meine… ich habe mit der ganzen Sache

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