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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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flackerten, und Donner grollte. Es war nicht die brummige Stimme eines Sommergewitters, sondern ein zorniges Knurren, das den Himmel zu zerreißen drohte.
    Schwüle Hitze umhüllte die Ebene, und die Luft schien immer dicker zu werden. Bestimmt dauerte es nicht mehr lange, bis es wie aus Kübeln goß.
    »Man zeige mir einen Platz, wo mich niemand bemerkt«, murmelte Rincewind. »Den Kopf gesenkt halten. Das ist die einzige Möglichkeit. Warum sollte ich Anteil nehmen? Es sind nicht meine Probleme.«
    Er keuchte in der drückenden Hitze und stapfte weiter.
     
    Lord Hong kochte. Wer ihn kannte, wußte die Zeichen zu deuten: Er sprach langsamer als sonst und lächelte dauernd.
    »Und woher wollen die Männer wissen, daß sich die Blitzdrachen ärgern ?« fragte er. »Vielleicht erlauben sie sich nur einen Scherz.«
    »Nicht, wenn der Himmel diese Farbe hat«, sagte Lord Tang. »Das ist keine vielversprechende Himmelsfarbe. Sie sieht wie eine Quetschung aus. Nein, ein solcher Himmel verheißt Unheil.«
    »Und welche Art von Unheil verheißt er?«
    »Äh… allgemeines Unheil.«
    »Ich weiß, was dahintersteckt!« fauchte Lord Hong. »Habt ihr etwa Angst, gegen sieben alte Männer zu kämpfen?«
    »Die Soldaten munkeln, es seien die legendären Sieben Unbezwingbaren Weisen«, erwiderte Lord Fang. Er versuchte zu lächeln. »Du weißt ja, wie abergläubisch die Männer sind…«
    »Welche Sieben Weisen?« fragte Lord Hong. »Ich kenne mich in der Geschichte der Welt gut aus, und von angeblich legendären Sieben Unbezwingbaren Weisen habe ich noch nie gehört.«
    »Äh… vielleicht noch nicht«, sagte Lord Fang. »Aber… äh… Legenden müssen schließlich irgendwo beginnen…«
    »Es sind Barbaren! Bei den Göttern! Sieben Greise! Ist es zu fassen, daß ihr euch vor sieben Greisen fürchtet?«
    »Es fühlt sich falsch an«, warf Lord McSweeney ein. »Das sagen jedenfalls die Soldaten«, fügte er rasch hinzu.
    »Habt ihr das mit der himmlischen Geisterarmee bekanntgegeben?«
    Die Kriegsherrn mieden Lord Hongs Blick.
    »Äh… ja«, antwortete Lord Fang.
    »Dadurch hat sich die Moral der Truppe bestimmt verbessert.«
    »Äh… nicht unbedingt…«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun… äh… viele Männer sind desertiert. Sie sagen, fremde Geister seien schon schlimm genug, aber…«
    »Aber was?«
    »Es sind Soldaten, Lord Hong«, sagte Lord Tang scharf. »Sie alle kennen Leute, denen sie lieber nicht begegnen möchten. Das ist sicher auch bei dir der Fall, oder?«
    Für einen Sekundenbruchteil zuckte es in Lord Hongs Wange. Nur für einen kleinen Sekundenbruchteil. Doch einige der Kriegsherrn bemerkten es und wußten: Sie hatten einen winzigen Riß in Hongs Maske gesehen.
    »Was schlägst du vor, Lord Tang? Sollen wir die verdammten Barbaren einfach so davonkommen lassen?«
    »Natürlich nicht. Aber… man braucht kein großes Heer gegen sieben Greise. Gegen sieben alte Greise. Die Bauern sagen… sie sagen…«
    »Na los, Lord-der-mit-den-Bauern-spricht.« Lord Hongs Stimme war nun ein wenig höher. »Berichte uns, was sich einfache Bauern über die närrischen und dummen Alten erzählen.«
    »Ja… äh… genau darum geht es. Ich habe mehrmals die Frage gehört: Wenn die Alten wirklich so närrisch und dumm sind – wieso haben sie bisher überlebt?«
    »Glück!«
    Lord Hong wußte sofort, daß er das falsche Wort gewählt hatte. Er hielt nichts von Glück und dergleichen. Er hatte sich immer große Mühe gegeben – oft zum Leidwesen anderer Leute –, das Leben mit Gewißheiten zu füllen. Aber er wußte, daß viele Leute an das Glück glaubten. Bisher hatte er diese Schwäche oft ausnutzen können, doch jetzt wandte sie sich gegen ihn.
    »Im Buch der Kriegskunst gibt es keine Anleitung dafür, wie fünf Heere sieben Greise angreifen«, sagte Lord Tang. »Ob Geister oder nicht. Die Erklärung dafür ist ganz einfach: Niemand hat so etwas jemals für möglich gehalten.«
    »Wenn du dich so sehr fürchtest…«, spottete Lord Hong, »… dann reite ich eben nur mit meinen zweihundertfünfzigtausend Männern gegen die Barbaren.«
    »Ich fürchte mich nicht«, erwiderte Lord Tang. »Ich schäme mich.«
    Lord Hong ignorierte ihn. »Und jeder Soldat ist mit zwei Schwertern bewaffnet. Dann wird sich herausstellen, wieviel Glück die… Weisen haben. Ich brauche nur einmal Glück, Lords. Doch die Greise brauchen es zweihundertfünfzigtausendmal.«
    Er senkte das Helmvisier.
    »Wie glücklich fühlt ihr euch heute, Lords?«

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