Echt zauberhaft
ihn.
»Nun, was auch immer mit dir passiert, wenn du tot bist…«, sagte Cohen. »Besuch uns, wenn du Lust auf ordentliches Zechen hast. Wir hatten eine Menge Spaß zusammen. Darauf kommt es an. Und wir haben viel gelernt.«
Der Rest der Horde brummte zustimmend.
»Die vielen langen Wörter…«
»Dinge zu kaufen und dafür zu bezahlen …«
»Nicht zu vergessen die sozialen Kontakte, har, har… Entschuldigung.«
»Wasisn?«
»Schade, daß es nicht geklappt hat«, sagte Cohen. »Aber ich hab noch nie viel von Plänen und dergleichen gehalten.«
Herr Zervelatwurst stand auf.
»Ich begleite euch«, verkündete er.
»Was, du willst mit uns kämpfen?«
»Ja.«
»Weißt du, wie man mit einem Schwert umgeht?« fragte Kriecher.
»Äh, nein.«
»Dann hast du dein ganzes Leben vergeudet.«
Dieser Hinweis schien dem früheren Lehrer nicht sehr zu gefallen.
»Ich bekomme den Dreh während des Kampfes schon heraus.«
»Wir reden hier von einem Schwert! Während des Kampfes hast du keine Zeit mehr, damit zu üben!«
»Nun… als Lehrer ist man gezwungen, sehr schnell zu lernen.« Herr Zervelatwurst lächelte nervös. »Einmal mußte ich ein Semester lang Praktische Alchimie unterrichten, weil sich Herr Schisma selbst in die Luft gejagt hatte und Erholung brauchte. Bis zu jenem Zeitpunkt wußte ich nicht einmal, wie ein Schmelztiegel aussieht.«
»Hier.« Der Junge Willie gab dem Lehrer ein Schwert. Herr Zervelatwurst drehte es nachdenklich hin und her.
»Äh… gibt es eine Anleitung, wie man es benutzt?«
»Eine Anleitung? Nein. Man hält das stumpfe Ende in der Hand und versucht, die Spitze in andere Leute zu stechen.«
»Ach? Klingt eigentlich ganz einfach. Ich dachte, es steckt mehr dahinter.«
»Willst du uns wirklich begleiten?« fragte Cohen.
Herr Zervelatwurst richtete einen festen Blick auf ihn. »Unbedingt. Ich bezweifle sehr, daß ich nach eurem Tod überleben kann, und… offenbar dürft ihr Helden auf ein besseres Leben im Jenseits hoffen. Ich vermute sogar, daß auch euer Leben im Diesseits besser ist. Ich weiß nicht, welches ›Paradies‹ sich Lehrer erhoffen dürfen, aber ich fürchte, daß es dort viele Sportlehrer gibt.«
»Bist du sicher, daß du dich in einen richtigen Berserker verwandeln kannst?« erkundigte sich Cohen. »Hast du jemals erlebt, daß roter Dunst vor deinen Augen erschien? Und bist du später erwacht, um festzustellen, daß du zwanzig Menschen totgebissen hast?«
»Ich konnte ziemlich gemein werden, wenn’s in der Klasse zu laut wurde«, erwiderte Herr Zervelatwurst. »Und mit einem Stück Kreide verfehle ich nie das Ziel.«
»Was ist mit dir, Steuereintreiber?«
Sechs Wohltätige Winde wich hastig zurück.
»Ich… ich bin mehr dafür geeignet, das System von innen zu unterminieren.«
»Na schön.« Cohen sah die anderen an. »Mit dieser Art von ›offiziellem‹ Krieg bin ich nicht vertraut. Wie geht man dabei vor?«
»Ich glaube, die gegnerischen Truppen beziehen voreinander Aufstellung und stürmen dann aufeinander los«, sagte Herr Zervelatwurst.
»Hört sich ganz einfach an. Also schön, gehen wir.«
Sie schritten – beziehungsweise rollten (der Irre Polterer) und liefen im Dauerlauf (Herr Zervelatwurst) – durch den Flur. Der Steuereintreiber folgte ihnen.
»Herr Zervelatwurst!« rief er. »Du weißt doch, was passieren wird! Hast du den Verstand verloren?«
Der ehemalige Lehrer lächelte grimmig. Sein ganzes bisheriges Leben war kompliziert gewesen. Es hatte aus Stundenplänen, Listen und einem Haufen Dinge, die erledigt werden mußten oder für ihn nicht in Frage kamen, bestanden. Das Dasein des Herrn Zervelatwurst war ein zittriges Etwas, das sich in dem Durcheinander immerzu hin und her wand. Jetzt aber wurde plötzlich alles ganz einfach. Man hielt das eine Ende in der Hand und stach das andere in Leute. Ein Mann konnte sein ganzes Leben auf eine solche Maxime gründen. Und anschließend erwartete ihn ein sehr interessantes Jenseits…
»Du brauchst auch das hier«, sagte Caleb und reichte Herrn Zervelatwurst etwas Rundes, als sie ins graue Licht der Morgendämmerung traten. »Das ist ein Schild.«
»Ah. Damit schützt man sich, stimmt’s?«
»Beiß in den Rand, wenn’s nötig ist.«
»Oh, ich weiß«, sagte Herr Zervelatwurst. »Dadurch wird man zum Berserker, nicht wahr?«
»Durchaus möglich, durchaus möglich«, räumte Caleb ein. »Bei vielen Kriegern ist das der Fall. Ich persönlich beiße in den Rand, weil er aus Schokolade
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