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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Glückwunsch, meine Herren«, sagte er. »Ich glaube, wir sind im Palast.«
    »Ja«, erwiderte Kriecher der Unhöfliche. »Wir haben einen Sch… einen verflixten Abwasserkanal erobert. Was nützt uns das?«
    »Wir könnten ihn vergewaltigen«, sagte Caleb hoffnungsvoll.
    »He, dieses Rad läßt sich drehen…«
    »Warum ist der Abwasserkanal verflixt?«
    »Wozu dient dieser Hebel?«
    »Wasisn?«
    »Wie wär’s, wenn wir die nächste Tür öffnen, losstürmen und alle umbringen?«
    Herr Zervelatwurst schloß die Augen. Er begriff plötzlich, warum ihm die Situation so vertraut erschien. Einmal hatte er eine Schulklasse auf einem Ausflug zum städtischen Arsenal begleitet. An feuchten Tagen schmerzte sein rechtes Bein noch immer.
    »Nein, nein, nein !« sagte er. »Welchen Sinn hätte das? Bitte laß den Hebel in Ruhe, Junger Willie.«
    »Nun, ich würde mich dann viel besser fühlen«, ließ sich Cohen vernehmen. »Habe den ganzen Tag noch niemanden umgebracht. Abgesehen von einem Wächter, und die zählen kaum.«
    »Denkt daran, warum wir hier sind«, wandte sich Herr Zervelatwurst an die Graue Horde. »Wir wollen nicht töten, sondern etwas stehlen. Legt jetzt das nasse Leder ab und zieht die neuen hübschen Sachen an.«
    »Dieser Teil des Plans gefällt mir nicht«, brummte Cohen und streifte das Hemd über. »Mir ist es lieber, wenn die Leute wissen, wer ich bin.«
    »Ja«, pflichtete ihm der Junge Willie bei. »Ohne das Leder und die Kettenhemden hält man uns nur für alte Männer.«
    »Genau«, bestätigte Herr Zervelatwurst. »Das gehört zu unserer List.«
    »So wie Taktik?«
    »Ja.«
    »Na schön, aber mir gefällt’s trotzdem nicht«, sagte der alte Vincent. »Angenommen, wir erringen den Sieg? Welche Lieder sollen die Bänkelsänger über Leute singen, die durch einen Abwasserkanal angriffen?«
    »Bestimmt klingen die Lieder ziemlich hohl«, meinte der Junge Willie.
    »Hohle Lieder kommen nicht in Frage«, sagte Cohen fest. »Wenn man einen Bänkelsänger bezahlt, dann singt er, was man will.«
    Schmierige Treppenstufen führten zu einer Tür. Herr Zervelatwurst stand davor und lauschte.
    »Stimmt«, knurrte Caleb. »Wer dem Flötenspieler das Geld gibt, bestimmt die Melodie.«
    »Meine Herren…« Ein seltsamer Glanz zeigte sich in Herrn Zervelatwursts Augen. »Wer dem Flötenspieler das Messer an die Kehle setzt, bestimmt die ganze Symphonie.«
     
    Der Assassine schlich langsam durch Lord Hongs Gemächer.
    Er gehörte zu den Besten in der kleinen, exklusiven Assassinengilde von Hunghung, und er war gewiß kein Rebell. Er verabscheute die Rebellen, auch und vor allem deshalb, weil sie arm und deshalb keine Kunden waren.
    Er war besonders vorsichtig und vermied es, den Boden zu berühren – Lord Hongs Dielen gaben verschiedene Töne von sich, die eine Melodie ergaben. Um sich fortzubewegen, nutzte der Assassine Möbelstücke, dekorative Raumteiler und gelegentlich auch die Decke.
    Er erwies sich dabei als sehr geschickt. Als ein Kurier durch eine ferne Tür trat, verharrte er kurz und näherte sich dem Opfer dann in perfekt synchronisiertem Rhythmus – die plumpen Schritte des Neuankömmlings tarnten seine eigenen.
    Lord Hong stellte ein neues Schwert her. Aus Erfahrung wußte er: Das Bearbeiten von Metall – das Erhitzen und Hämmern – förderte klares Denken. Zu viele abstrakte Reflexionen schadeten dem Gehirn. Manchmal fand Lord Hong auch Gefallen daran, seine Hände zu benutzen.
    Er schob das Schwert in den Schmelzofen zurück und trat mehrmals den Blasebalg.
    »Ja?« fragte er. Der Kurier lag auf dem Boden und sah auf.
    »Gute Neuigkeiten, o Herr. Wir haben die Rote Armee gefangengenommen!«
    »Nun, das sind wirklich gute Neuigkeiten«, sagte Lord Hong. Er beobachtete die Klinge und wartete darauf, daß sich ihre Farbe veränderte. »Habt ihr auch jenen Mann gefaßt, den man ›Großer Zauberer‹ nennt?«
    »Ja!« bestätigte der Kurier. »Aber so groß ist er gar nicht, o Herr.«
    Seine Fröhlichkeit verflüchtigte sich schlagartig, als Lord Hong eine Braue wölbte.
    »Glaubst du? Ich bin ziemlich sicher, daß er über eine gefährliche magische Macht gebietet.«
    »Ja, o Herr! Ich wollte auf keinen Fall…«
    »Sorg dafür, daß alle eingesperrt werden. Und benachrichtige Hauptmann Fünf Hongmann. Er soll die Anweisungen ausführen, die ich ihm heute gegeben habe.«
    »Ja, o Lord!«
    »Und jetzt steh auf!«
    Der Kurier erhob sich zitternd. Lord Hong streifte einen dicken Handschuh über

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