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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und griff nach dem Schwertheft. Hitze strahlte aus dem Schmelzofen.
    »Das Kinn hoch!«
    »Lord…«
    »Und öffne die Augen, ganz weit.«
    Dieser Befehl war gar nicht nötig. Lord Hong blickte in die Maske des Schreckens, sah eine Bewegung und nickte. Mit fast ballettartiger Eleganz zog er die zischende Klinge aus dem Ofen, drehte sich um, stieß zu…
    Ein kurzer Schrei ertönte, und es zischte etwas lauter.
    Lord Hong ließ den Assassinen zu Boden sinken, zog das Schwert aus der Leiche und betrachtete die dampfende Klinge.
    »Hmm«, murmelte er. »Interessant…«
    Sein Blick kehrte zum Kurier zurück.
    »Du bist noch hier?«
    »Nein, o Herr!«
    »Laß deine Worte Wirklichkeit werden.«
    Lord Hong drehte das Schwert ins Licht und betrachtete die Schneide.
    »Und… äh… soll ich jemanden schicken, der die… äh… Leiche fortschafft?«
    »Was?« fragte Lord Hong gedankenverloren.
    »Die Leiche, Lord Hong?«
    »Welche Leiche? Oh. Ja, ja, kümmere dich darum.«
     
    Die Wände waren prächtig geschmückt – das erkannte Rincewind, obwohl man ihn ziemlich schnell an ihnen vorbeitrug. Kunstvolle Bilder zeigten wunderschöne Vögel, Bergszenen oder Ansammlungen von Laub. Einige wenige Pinselstriche genügten, um selbst komplexe Details darzustellen.
    Keramiklöwen saßen auf marmornen Sockeln. Fast zwei Meter große Vasen säumten die Flure.
    Lackierte Türen öffneten sich vor den Wächtern. Rincewind bemerkte große, prunkvolle und leere Zimmer zu beiden Seiten.
    Schließlich passierten sie eine letzte Tür, hinter der er auf einen hölzernen Boden geworfen wurde.
    In solchen Fällen hielt er es für besser, nicht aufzusehen.
    Eine dienstbeflissene Stimme sagte: »Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen, elende Laus?«
    »Nun, ich…«
    »Ruhe!«
    Oh. So ein Verhör stand ihm also bevor.
    Eine andere Stimme – rauh, atemlos und alt – fragte: »Wo ist der Groß… wesir?«
    »Er hat sich in seine Unterkunft zurückgezogen, Erhabener. Er hat über Kopfschmerzen geklagt.«
    »Hol ihn sofort… hierher.«
    »Gewiß, Erhabener.«
    Rincewind preßte die Nase weiter auf den Boden und zog erste Schlüsse. Großwesire waren immer ein schlechtes Zeichen; sie würden in den meisten Fällen wilde Pferde und rotglühende Ketten vorschlagen. Und wenn Titel wie »Erhabener« gebraucht wurden, dann gab es mit ziemlicher Sicherheit keine Berufungsinstanzen.
    »Dies ist ein… Rebell, nicht wahr?« Die Worte wurden eher geschnauft als gesprochen.
    »Ja, Erhabener.«
    »Ich glaube, ich möchte… ihn mir aus der Nähe… ansehen.«
    Leises Murmeln verriet die Überraschung der Anwesenden. Anschließend schien ein Möbelstück bewegt zu werden.
    Rincewind glaubte, am Rand seines Blickfelds so etwas wie eine Decke zu sehen. Jemand rollte ein Bett heran.
    »Er soll… aufstehen.« Das Gluckern in der Stimme klang wie abfließendes Badewasser. Dazu kam ein Schlürfen wie von einer über den Strand rollenden Welle.
    Ein Stiefel traf Rincewind in der Nierengegend – im Esperanto der Brutalität eine klare Aufforderung. Er stemmte sich hoch.
    Das Ding war tatsächlich ein Bett, und zwar ein sehr großes. Ein alter Mann lag darin, in Brokat gehüllt und von vielen weichen Kissen umgeben. Nie zuvor hatte Rincewind jemanden gesehen, der so krank wirkte. Das Gesicht zeigte eine grünliche Blässe. Auf den Händen zeichneten sich Adern unter der Haut ab wie Würmer in einem Glas.
    Der Kaiser hatte alle Eigenschaften einer Leiche, abgesehen von der, tot zu sein.
    »Dies ist also… der Große Zauberer, von dem wir… so viel gelesen haben?« fragte er.
    Wenn er sprach, erwartete man das letzte Röcheln mitten im Satz.
    »Nun, ich…«, begann Rincewind.
    »Ruhe!« rief der Kämmerer.
    Rincewind zuckte mit den Achseln.
    Kaiser waren für ihn immer recht exotische Geschöpfe gewesen – er hatte an dicke Männer gedacht, die viele Ringe an ihren wurstigen Fingern trugen. Mit diesem Kaiser zu reden, grenzte an Nekromantie.
    »Kannst du uns noch etwas mehr… Magie zeigen, Großer Zauberer?«
    Rincewind sah zum Kämmerer.
    »N…«
    »Ruhe!«
    Der Kaiser winkte und gurgelte dabei vor Anstrengung. Dann richtete er einen fragenden Blick auf Rincewind, der beschloß, etwas zu riskieren.
    »Ich kenne einen guten Trick«, sagte er. »Es ist ein Zauber des Verschwindens.«
    »Kannst du ihn… jetzt vorführen?«
    »Nur wenn jemand die Türen öffnet und sich alle Anwesenden die Augen zuhalten.«
    Der Gesichtsausdruck des Kaisers veränderte sich

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