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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ganze Nacht leere Zimmer zu bewachen. Eins Großer Fluß hatte solch einen Verstand, der sanft durch einen ansonsten völlig hohlen Schädel driftete.
    Er wurde Eins Großer Fluß genannt, weil er ebenso groß und schnell war wie der Hung. Zunächst hatte er ein Tsimo-Ringer werden wollen, war aber beim Intelligenztest durchgefallen, weil er den Tisch nicht gegessen hatte.
    Er konnte sich nicht langweilen, weil es ihm an der dafür notwendigen Phantasie fehlte. Aber er hatte schließlich die schwierige Kunst erlernt, im Stehen zu schlafen.
    Derzeit döste er zufrieden vor sich hin und hörte nur ein gelegentliches Quietschen wie von einer sehr vorsichtigen Maus.
    Das Visier seines Helms schwang nach oben, und jemand fragte: »Möchtest du lieber sterben, als deinen Kaiser zu verraten?«
    Eine zweite Stimme fügte hinzu: »Das ist keine Fangfrage.«
    Eins Großer Fluß blinzelte, dann glitt sein Blick nach unten. Eine Erscheinung in einem Rollstuhl mit quietschenden Rädern hielt ein ziemlich großes Schwert so, daß die Spitze genau an die Stelle zeigte, wo der obere Teil der Rüstung nicht ganz bis an den unteren heranreichte.
    Eine dritte Stimme sagte: »Mindestens neunundzwanzig Personen gaben die falsche Antwort und sind nun… getrockneter, zerriebener Fisch… äh… tot.«
    Eine vierte Stimme verkündete: »Und wir sind keine Eunuchen.«
    Eins Großer Fluß stöhnte leise vor Anstrengung, als er nachdachte.
    »Ich glaube, ich lieber leben möchte«, sagte er schließlich.
    Jemand klopfte ihm auf die Schulter, ein Mann, der statt Zähnen Diamanten im Mund hatte. »Ausgezeichnet. Willkommen in der Horde. Wir könnten jemanden wie dich gebrauchen. Zum Beispiel als Belagerungswaffe.«
    »Wer ihr seid?« fragte Eins Großer Fluß.
    »Das ist Dschingis Cohen«, stellte Herr Zervelatwurst vor. »Vollbringer großer Taten. Drachentöter. Städteplünderer. Einmal kaufte er einen Apfel.«
    Niemand lachte. Herr Zervelatwurst wußte längst, daß die Horde nicht die geringste Idee von Sarkasmus hatte. Cohen und die anderen waren diesem Phänomen nie begegnet.
    Eins Großer Fluß entstammte der Tradition des Gehorsams. Sein ganzes Leben lang hatte er Anweisungen befolgt. Er schloß sich dem Mann mit Diamantzähnen an, weil man diesem Mann folgte, wenn er »Folge mir!« sagte.
    »Aber bestimmt gibt es hier Tausende von Soldaten, die tatsächlich lieber sterben, als ihren Kaiser zu verraten«, flüsterte Sechs Wohltätige Winde, als sie durch den Flur schritten.
    »Oh, gut«, erwiderte Cohen.
    »Nein, das ist schlecht«, sagte Herr Zervelatwurst. »Bei den Ninja wart ihr nur ein wenig ausgelassen…«
    »… ausgelassen…«, murmelte Sechs Wohltätige Winde.
    »… aber einen wilden Kampf im Freien solltet ihr besser vermeiden. Das Durcheinander wäre zu groß.«
    Cohen trat zur nächsten Wand, die mit einem prächtigen Pfauenmuster geschmückt war. Er holte sein Messer hervor.
    »Papier«, sagte er. »Verdammtes Papier. Wände aus Papier.« Er schob seinen Kopf hindurch. Ein Schrei erklang auf der anderen Seite. »Oh, Verzeihung, Gnädigste. Offizielle Wandkontrolle.« Er zog den Kopf zurück und lächelte.
    »Man kann nicht einfach durch Wände gehen!« brachte Sechs Wohltätige Winde hervor.
    »Warum denn nicht?«
    »Weil… weil es Wände sind. Was würde passieren, wenn alle Leute durch Wände gingen? Wozu sind Türen da?«
    »Ich glaube, Türen sind für andere Leute bestimmt«, sagte Cohen. »In welcher Richtung befindet sich der Thronsaal?«
    »Wasisn?«
    »Das ist spielerisches Denken«, erklärte Herr Zervelatwurst, als sie Cohen folgten. »Dschingis hat echt was auf dem Kasten, wenn’s um spielerisches Denken geht.«
    »Wasisn? Spiele mit einem Kasten?«
    »Nein. Wohl eher mit den Muskeln.«
    »Spielerisches Denken mit den Muskeln?« murmelte Sechs Wohltätige Winde. »Oh, ich verstehe…«
     
    Rincewind schob sich in die Lücke zwischen der Wand und dem Bildnis eines fröhlichen Hundes mit heraushängender Zunge.
    »Und nun?« fragte Schmetterling.
    »Wie groß ist die Rote Armee?«
    »Tausende von entschlossenen Kämpfern gehören ihr an«, sagte die junge Frau trotzig.
    »In Hunghung?«
    »Nein. Es gibt einen Kader in jeder Stadt.«
    »Weißt du das genau? Bist du ihnen begegnet?«
    »Das wäre zu gefährlich. Nur Zwei Feuerkraut weiß, wie man Kontakt mit den anderen Gruppen aufnimmt.«
    »Komisch. Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, jemand möchte eine Revolution. Und es fällt ihm sehr schwer, eine zu

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