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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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trank davon.
    »Ich weiß jetzt, was ihr stehlen wollt«, sagte er.
    »Tatsächlich?« erwiderte Herr Zervelatwurst höflich. Er beobachtete Caleb, für den das Wort Reinlichkeit zum ersten Mal Bedeutung bekam. Er versuchte, sich mit dem Schwert die Fingernägel zu schneiden.
    »Ihr habt es auf den legendären Diamantsarg von Schz Yu abgesehen!« brachte Sechs Wohltätige Winde in triumphierendem Tonfall hervor.
    »Nein. Wieder falsch getippt.«
    »Oh.«
    »Raus aus dem Wasser, meine Herren«, wandte sich Herr Zervelatwurst an die Horde. »Ich glaube… ja… ihr kennt euch jetzt nicht nur mit dem Geschäftsleben aus, sondern auch mit sozialen Kontakten…«
    »Har, har, har… ‘tschuldigung.«
    »… und den Prinzipien der Besteuerung«, fuhr der frühere Lehrer fort.
    »Kennen wir uns tatsächlich damit aus?« fragte Cohen. »Worum geht es dabei?«
    »Man nimmt den Händlern fast das ganze Geld weg«, erläuterte Sechs Wohltätige Winde und reichte ihm ein Handtuch.
    »Mehr steckt nicht dahinter? Das machen wir seit Jahren .«
    »Nein, ihr habt ihnen immer alles Geld weggenommen«, sagte Herr Zervelatwurst. »Und das ist falsch. Ihr tötet zu viele Händler, und die Überlebenden sind zu arm.«
    »Klingt völlig richtig für mich.« Kriecher der Unhöfliche bohrte sich den Zeigefinger ins Ohr und erforschte das krustige Etwas darin. »Händler arm, wir reich.«
    »Nein, nein, nein!«
    »Nein, nein, nein?«
    »Genau. So etwas ist nicht zivilisiert .«
    »Es ist wie mit Schafen«, warf Sechs Wohltätige Winde ein. »Man zieht ihnen nicht einfach die Haut ab, sondern schert sie jedes Jahr.«
    Die Horde musterte ihn verwirrt.
    »Jäger und Sammler«, murmelte Herr Zervelatwurst, und ein Hauch Hoffnungslosigkeit lag in seiner Stimme. »Falsche Metapher.«
    »Ihr wollt das wundervolle Singende Schwert von Wong stehlen, stimmt’s?« flüsterte Sechs Wohltätige Winde. »Deshalb seid ihr hier, habe ich recht?«
    »Nein. Außerdem ist ›stehlen‹ eigentlich das falsche Wort. Nun, meine Herren… ihr seid zwar noch nicht richtig zivilisiert, aber ihr habt euch jetzt gewaschen, und viele Leute sehen da keinen Unterschied. Ich glaube, es wird Zeit, aktiv zu werden.«
    Die Horde strahlte. Sie glaubte sich wieder auf vertrautem Terrain.
    »Zum Thronsaal!« sagte Dschingis Cohen.
    Sechs Wohltätige Winde war nicht besonders leicht von Begriff, aber schließlich zählte auch er zwei und zwei zusammen.
    »Der Kaiser!« stieß er hervor. In einer Mischung aus reinem Entsetzen und grimmigem Entzücken hob er die Hand zum Mund. »Ihr wollt ihn entführen!«
    Diamanten glänzten, als Cohen lächelte.
     
    Zwei tote Wächter lagen im Flur, der zu den kaiserlichen Gemächern führte.
    »Wie kommt es eigentlich, daß man euch alle lebend gefangengenommen hat?« flüsterte Rincewind. »Die Soldaten, die ich gesehen habe, hatten große Schwerter. Wieso seid ihr nicht tot?«
    »Vermutlich sollten wir gefoltert werden«, erwiderte Schmetterling. »Es gelang uns, zehn Wächter zu verletzen.«
    »Ach? Indem ihr sie mit Plakaten beklebt oder revolutionäre Lieder gesungen habt? Meine Güte, jemand wollte euch lebend.«
    Der Boden sang im Dunkeln. Jeder Schritt bewirkte unterschiedliches Quietschen und Knarren wie auf den Dielen der Unsichtbaren Universität. Doch Derartiges erwartete man nicht an einem so erhabenen Ort wie dem Palast.
    »Man nennt es Nachtigallenboden«, sagte Schmetterling. »Alle Nägel sind mit kleinen Ringen und Manschetten versehen. So kann sich niemand unbemerkt nähern.«
    Rincewind blickte auf die beiden Toten hinab – keiner von ihnen hatte sein Schwert gezogen. Er verlagerte sein Gewicht auf das linke Bein, und es quietschte. Als er sich nach rechts beugte, knarrte es.
    »Hier stimmt was nicht«, raunte er. »Auf einem solchen Boden kann man sich an niemanden heranschleichen. Die beiden Wächter wurden von jemandem umgebracht, den sie kannten. Verschwinden wir von hier…«
    »Wir gehen weiter«, sagte Schmetterling fest.
    »Es ist eine Falle. Jemand will euch benutzen, um seine schmutzige Arbeit zu erledigen.«
    Die junge Frau zuckte mit den Achseln. »An der großen Jadestatue nach links.«
     
    Vier Uhr morgens, eine Stunde vor Sonnenaufgang. In den Prunksälen hielten sich Wächter auf, aber nicht viele. Immerhin lag dieser Bereich tief im Innern der Verbotenen Stadt mit ihren hohen Mauern und schmalen Toren. Hier rechnete man nicht mit Zwischenfällen.
    Man brauchte einen ganz besonderen Verstand, um die

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