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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und bei uns gibt es noch viel mehr solche Räume.
    Der Kaiser hatte damit beeindrucken wollen. Der Saal sollte Barbaren so sehr einschüchtern, daß sie jeden Widerstand aufgaben und sich auf der Stelle fügten. Man statte ihn mit großen Statuen aus, sagte Eins Sonnenspiegel damals. Außerdem mit langen Tapisserien, Säulen und Skulpturen. Pure Erhabenheit sollte dem Besucher die Sprache verschlagen und ihm mitteilen: »Dies ist Zivilisation. Du kannst entweder daran teilhaben oder sterben. Und jetzt sink auf die Knie, wenn du nicht auf andere Weise kleiner werden willst.«
    Die Horde sah sich interessiert um.
    »Ganz hübsch«, sagte Kriecher der Unhöfliche schließlich. »Aber nichts gegen das Langhaus unseres Stammesoberhaupts in Skund. Hier fehlt sogar die Feuerstelle in der Mitte, seht nur.«
    »Protzig, finde ich.«
    »Wasisn?«
    »Typisch ausländisch.«
    »Ich würde den größten Teil der Einrichtung entfernen, Stroh auf dem Boden verteilen und ein paar Schilde an die Wände hängen.«
    »Wasisn?«
    »Mit ein paar hundert Tischen könnte man hier drin ein ordentliches Gelage abhalten.«
    Cohen schritt durch den gewaltigen Saal und näherte sich dem Thron, der unter einem großen, bunten Baldachin stand.
    »Hat ‘nen Regenschirm, das Ding.«
    »Vielleicht regnet’s durch. Dachziegel taugen nichts. Unter einem ordentlichen Reetdach bleibt vierzig Jahre lang alles hübsch trocken.«
    Der Thron bestand aus lackiertem Holz, in dem viele kostbare Edelsteine glänzten. Cohen setzte sich.
    »Ist es jetzt soweit?« fragte er. »Haben wir’s geschafft, Lehrer?«
    »Ja«, antwortete Herr Zervelatwurst. »Jetzt mußt du natürlich noch damit durchkommen.«
    »Entschuldigt bitte«, warf Sechs Wohltätige Winde ein. »Was habt ihr geschafft?«
    Der frühere Lehrer wandte sich ihm zu. »Du weißt schon… das Ding, das wir hier stehlen wollen…«
    »Ja?«
    »Wir haben es auf das ganze Reich abgesehen.«
    Einige Sekunden lang blieb das Gesicht des ehemaligen Steuereintreibers unverändert. Dann formte es allmählich ein entsetztes Grinsen.
    »Ich schätze, wir sollten frühstücken, bevor wir weitermachen«, sagte Herr Zervelatwurst. »Herr Winde, wenn du so gütig wärst, jemanden zu rufen?«
    Sechs Wohltätige Winde grinste noch immer.
    »Aber… aber… so kann man doch kein Reich erobern!« ächzte er. »Dazu braucht man eine Streitmacht, so wie die Kriegsherrn! Einfach so den Thronsaal zu betreten… ist gegen die Regeln! Und… und… es gibt hier Tausende von Wächtern!«
    »Ja, und sie befinden sich alle da draußen«, meinte Herr Zervelatwurst.
    »Sind damit beschäftigt, uns zu beschützen«, fügte Cohen hinzu.
    »Sie schützen den wahren Kaiser!«
    »Das bin ich«, sagte Cohen.
    »Ach?« brummte Kriecher. »Wer ist denn gestorben und hat dich zu seinem Nachfolger ernannt?«
    »Niemand braucht zu sterben«, ließ sich Herr Zervelatwurst vernehmen. »Das nennt man Usurpation.«
    »Genau«, brummte Cohen. »Man sagt einfach: ›He, Burschi, du bist gerade rausgeflogen, klar? Pack deine Sachen und verpiß dich zu irgendeiner Insel, oder…‹«
    »Dschingis…«, wandte Herr Zervelatwurst sanft ein. »Hältst du es für möglich, daß du in Zukunft auf eine solche Ausdrucksweise verzichten kannst? Sie ist nicht sehr zivilisiert.«
    Cohen zuckte mit den Achseln.
    »Ihr müßt trotzdem mit großen Schwierigkeiten rechnen«, sagte Sechs Wohltätige Winde.
    »Vielleicht nicht«, erwiderte Cohen. »Erklär es ihm, Lehrer.«
    »Hast du den… äh… früheren Kaiser jemals gesehen, Herr Winde?« fragte Herr Zervelatwurst.
    »Natürlich nicht. Kaum jemand hat ihn…«
    Er unterbrach sich.
    »Na bitte«, sagte Herr Zervelatwurst. »Du verstehst ziemlich schnell, Herr Winde, wie es dem Lord Ersten und Obersten Steuereintreiber gebührt.«
    »Aber es klappt bestimmt nicht, weil…« Sechs Wohltätige Winde unterbrach sich erneut, als Herr Zervelatwursts Worte sein Gehirn erreichten.
    »Lord Erster und Oberster Steuereintreiber? Ich? Der schwarze Hut mit dem rubinroten Knopf?«
    »Ja.«
    »Und mit einer Feder, wenn du möchtest«, fügte Cohen großzügig hinzu.
    Der Steuereintreiber dachte darüber nach.
    »Nun… angenommen, es gibt da einen Distriktverwalter, der seine Mitarbeiter sehr schlecht behandelt, vor allem den hart arbeitenden Stellvertreter, der deshalb eine ordentliche Tracht Prügel verdient…«
    »Das fiele in den Zuständigkeitsbereich des Lord Ersten und Obersten Steuereintreibers.«
    Das Lächeln von

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