Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
erschien vor ihm ein Oktagramm aus Kreide.
    Er stürzte genau darauf hinab.

    Ridcully sah nach unten.
    »Etwas weniger als hundertfünfundzwanzig Pfund, schätze ich«, sagte
    er. »Wie dem auch sei… gut gemacht, meine Herren.«
    Die zerzauste Vogelscheuche in der Mitte des Kreises stand auf und
    schlug das eine oder andere kleine Feuer in seiner Kleidung aus. Dann
    sah sie sich benommen um und sagte. »Hehehe?«
    »Er könnte ein wenig verwirrt sein«, brummte der Erzkanzler. »Im-
    merhin hat er tausend Kilometer in nur zwei Sekunden zurückgelegt. Ihr
    sol tet ihn besser nicht erschrecken.«
    »Du meinst… so wie bei Schlafwandlern?« fragte der Oberste Hirte.
    »Wie bei Schlafwandlern? Was soll das heißen?«
    »Wenn man einen Schlafwandler erschrickt, dann fal en ihm die Beine
    ab. Das hat meine Großmutter gesagt.«
    »Können wir überhaupt sicher sein, daß es Rincewind ist?« fragte der Dekan.
    »Natürlich ist es Rincewind«, erwiderte der Oberste Hirte. »Wir haben stundenlang nach ihm gesucht.«
    »Viel eicht haben wir ein gefährliches okkultes Geschöpf hierherge-
    bracht«, spekulierte der Dekan.
    »Ein gefährliches okkultes Geschöpf mit so einem Hut?«
    Es war ein spitzer Hut. In gewisser Weise. Zumindest schien jemand
    an einen spitzen Hut gedacht zu haben, als er das Etwas konstruiert hat-
    te. Es bestand aus Bambusfasern und Kokosnußblättern und brachte die
    Hoffnung zum Ausdruck, zufällig vorbeikommenden Zaubererstatus
    anlocken zu können. Kleine Muscheln, mit Grashalmen festgebunden,
    bildeten vorne das Wort ZAUBBERER.
    Der Träger dieses Huts starrte in die Fakultät und schien sich plötzlich
    an etwas zu erinnern, das ihm Zielstrebigkeit verlieh. Abrupt setzte er
    sich in Bewegung, verließ das Oktagramm und eilte zur Tür.
    Die Zauberer folgten ihm vorsichtig.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob deine Großmutter recht hat. Wie oft
    konnte sie beobachten, daß einem erschrockenen Schlafwandler die Bei-
    ne abgefal en sind?«
    »Darüber hat sie nie Auskunft gegeben.«
    »Der Quästor schlafwandelt fast jede Nacht.«
    »Tatsächlich? Das bringt einen in Versuchung…«
    Rincewind – wenn jenes Geschöpf wirklich Rincewind hieß – erreichte
    den Hiergibt’sal es-Platz.
    Ziemlich viele Leute hielten sich dort auf. Die Luft flimmerte über den
    Kohlepfannen, auf denen Kastanien und Kartoffeln brieten. Überal
    erklangen die typischen Schreie der Altstadt von Ankh-Morpork.*
    Die Gestalt näherte sich einem dürren Mann, der einen viel zu großen
    Mantel und einen Bauchladen trug, zu dessen Ausstattung ein kleiner
    Ölbrenner gehörte.
    Der hypothetische Rincewind wankte näher.
    »Hast… du… Kartoffeln?« knurrte er.
    »Kartoffeln? Nein, Chef. Aber ich habe heiße Würstchen.«
    Rincewind erstarrte. Und brach in Tränen aus.
    »Heiße Wüüüürst chen !« heulte er. »Oh, heiße heiße heiße Würstchen!
    Gib mir ein heißes Würstchen!«
    Er nahm drei und versuchte, sie gleichzeitig zu essen.
    »Meine Güte!« entfuhr es Ridcul y.
    Die Gestalt tol te erregt herum. Brotkrumen und Schweinefleischabfäl-
    le fielen ihr vom langen, zotteligen Bart.
    »Ich habe nie jemanden gesehen, der drei von Schnappers Würstchen
    gegessen hat und dann noch so glücklich aussieht«, meinte der Oberste
    Hirte.
    »Ich habe nie jemanden gesehen, der drei von Schnappers Würstchen
    gegessen hat und noch auf den Beinen ist«, sagte der Dekan.
    »Ich habe nie jemanden gesehen, der drei von Schnappers Würstchen
    gegessen hat, ohne dafür zu bezahlen«, fügte der Dozent für neue Runen
    hinzu.
    Die Gestalt tanzte vol er Freude über den Platz, Tränen strömten ihr
    über die Wangen. Sie kam an einer schmalen Gasse vorbei – was eine
    kleinere Gestalt zum Anlaß nahm, aus dem Schatten zu treten und ihr,
    nicht ohne gewisse Mühe, etwas gegen den Hinterkopf zu schlagen.
    Der Würstchenesser sank auf die Knie und teilte der Welt mit: »Au!«
    »Nein nein ein nein nein!«
    Ein älterer Mann kam aus der Gasse und nahm dem Jungen den klei-
    nen Knüppel aus der Hand, während das Opfer weiterhin kniete und

    * Zum Beispiel »Au!« und »Aargh!« und »Gib mir mein Geld zurück, du Schuft!«
    und »Das sol en Kastanien sein? Es sind kleine Kohlebrocken, verdammt!«
    stöhnte.
    »Ich glaube, du sol test dich bei dem armen Herrn entschuldigen«, sag-
    te der ältere Mann. »Ich meine, was soll er nur denken? Ich meine, sieh
    ihn dir an – er hat’s dir so leicht gemacht. Und was bekommt er dafür?
    Ich meine,

Weitere Kostenlose Bücher