Echt zauberhaft
Teemädchens hervor.
Der Lord zog den Korken ab. Es zischte, als einige Tropfen den Bo-
den berührten.
»Wie einfal slos«, kommentierte er. »Warum sie es nur immer wieder
auf diese Weise versuchen…« Er sah auf. »Wahrscheinlich haben Lord
Tang oder Lord McSweeney den Bel enden Hund gestohlen, um mich zu
ärgern. Ist der Zauberer entkommen?«
»So scheint es, o Lord.«
»Gut. Sorg dafür, daß ihm fast ein Unheil geschieht. Und schick mir
ein neues Teemädchen. Eins mit Kopf.«
Über Cohen ließ sich folgendes sagen: Wenn es für ihn keinen Grund
gab, jemanden zu töten – weil er wertvol e Gegenstände bei sich hatte
oder im Weg stand –, dann bot er gute Gesel schaft. Rincewind war ihm
schon mehrmals begegnet, meistens auf der Flucht.
Cohen hielt sich nicht mit überflüssigen Fragen auf. Für ihn erschienen
die Leute und verschwanden wieder. Selbst wenn er jemandem begegne-
te, den er seit fünf Jahren nicht gesehen hatte, sagte er nur: »Oh, du
bist’s.« Nie fügte er ein »Wie geht’s?« hinzu. Man lebte und stand auf-
recht; al es andere war unwichtig.
Hinter den Bergen stieg die Temperatur rasch an. Zu Rincewinds gro-
ßer Erleichterung brauchten sie eins der zusätzlichen Pferde nicht ver-
zehren, weil ein leopardenartiges Tier von einem Ast sprang und Cohen
zu zerfleischen versuchte.
An den Geschmack mußte man sich erst gewöhnen.
Rincewind wußte, wie Pferdefleisch schmeckte. Im Lauf der Jahre hat-
te er immer wieder Dinge verspeist, die es nicht geschafft hatten, von
seiner Gabel zu krabbeln. Doch auf etwas zu kauen, das man »Brauner«
nennen konnte…
»Wie gelang es den Soldaten, dich gefangenzunehmen?« fragte er, als
sie wieder ritten.
»Ich war beschäftigt.«
»Cohen der Barbar? Zu beschäftigt, um zu kämpfen ?«
»Ich wol te die junge Dame nicht beunruhigen. Brachte es einfach
nicht fertig. Begab mich zum nächsten Ort, um Neuigkeiten zu erfahren.
Eins führte zum anderen, und plötzlich wimmelte es überal von Solda-
ten. Man hätte meinen können, auf einem Markt für billige Rüstungen zu
sein. Und mit auf den Rücken gefesselten Händen kann ich nicht beson-
ders gut kämpfen. Der Anführer war ein wirklich gemeiner Bursche. Sein
Gesicht werde ich so schnel nicht vergessen. Die Burschen trieben sechs
von uns zusammen, und wir mußten den Bel enden Hund bis hierher
schieben. Dann band uns jemand an den Baum, zündete die Schnur an,
und al e sprangen hinter die große Schneewehe. Sie haben sicher nicht
damit gerechnet, daß du kamst und das Ding einfach verschwinden lie-
ßest.«
»Ich hab’s nicht verschwinden lassen. Zumindest nicht in dem Sinn.«
Cohen beugte sich zu Rincewind vor. »Ich glaube, ich weiß, was es ge-
wesen ist«, sagte er, lehnte sich wieder zurück und wirkte recht zufrieden.
»Was denn?«
»Ich schätze, es war eine Art Feuerwerksmaschine. Mit Feuerwerk
kennen sich die Leute hier gut aus.«
»Meinst du das blaue Zündpapier, das man ansteckt und sich in die
Nase schiebt?«*
»Man benutzt sie, um böse Geister zu vertreiben. Und davon gibt’s je-
de Menge. Wegen der vielen Gemetzel.«
»Gemetzel?«
Rincewind hatte das Achatene Reich immer für einen friedlichen Ort
gehalten. Die Leute waren zivilisiert. Sie erfanden Dinge. Er selbst hatte dabei geholfen, Ankh-Morpork mit einigen Errungenschaften der achatenen Kultur vertraut zu machen: unschuldige Dinge wie von Dämonen
angetriebene Uhren, Kästen, mit denen sich Bilder anfertigen ließen, und
zusätzliche Augen aus Glas, die man vor den eigenen trug, um besser
sehen zu können, auch wenn man dadurch ziemlich komisch aussah.
Bisher hatte al es darauf hingedeutet, daß es im Achatenen Reich lang-
weilig zuging.
* KINDER! Nur sehr dumme Zauberer mit großen Stirnhöhlenproblemen tun so
etwas. Vernünftige Leute begeben sich zu einem abgesperrten Bereich und beobachten von dort jemanden, der mindestens zwei Dutzend Meter entfernt ist,
dicke Schutzkleidung trägt und mit Hilfe eines sehr langen Stocks etwas anzündet, das »Fsst« macht. Und dann rufen sie: »Hurra!«
»O ja, Gemetzel«, bestätigte Cohen. »Nehmen wir mal an, die Bevölke-
rung hat keine Lust mehr, Steuern zu zahlen. Man wählt eine Stadt aus,
deren Bewohner Schwierigkeiten machen, bringt sie al e um, zündet die
Häuser an, reißt die Mauern nieder und pflügt anschließend die Asche in
den Boden. Auf diese Weise wird man die Probleme los, al e anderen
Städte sind plötzlich
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