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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mir
    diese blöden Dinger ab!«
    Er trug schwere Schel en an Händen und Füßen. Eine Kette führte zu
    einer Gruppe ähnlich ausgestatteter Männer, die sich aneinanderkauerten
    und Rincewind vol er Entsetzen beobachteten.
    »Sie halten dich für einen Dämon«, kicherte der Alte. »Aber ich erken-

    * Darüber herrschte noch immer ein wenig Verwirrung.
    ne einen Zauberer auf den ersten Blick! Der Mistkerl da drüben hat die
    Schlüssel. Gib ihm einen ordentlichen Tritt.«
    Rincewind näherte sich einem liegenden Wächter und zerrte an seinem
    Gürtel.
    »Gut«, sagte der Alte. »Her damit. Und dann aus dem Weg mit dir.«
    »Warum?«
    »Weil du es sicher vermeiden möchtest, dich mit Blut zu bekleckern.«
    »Aber du hast gar keine Waffe und bist ganz allein, und die Soldaten
    haben Schwerter, und es sind fünf!«
    »Ich weiß«, erwiderte der Alte und wickelte sich die Kette um die
    Faust. »Es ist unfair, aber ich kann nicht den ganzen Tag warten.«
    Er lächelte.
    Es funkelte und schimmerte. Jeder Zahn im Mund des alten Mannes
    war ein Diamant. Und Rincewind kannte nur einen, der genug Mumm
    hatte, sich ein Gebiß aus Trollzähnen zuzulegen.
    »Du hier? Cohen der Barbar?«
    »Pscht! Inkocknito! Und jetzt zur Seite mit dir.« Die Zähne blitzten er-
    neut, diesmal galt ihr Glanz den inzwischen vertikalen Wächtern.
    »Kommt schon, Jungs. Ihr seid fünf. Und ich bin ein hilfloser Greis.
    Grummelgrummel, o mein Bein ettzehtra…«
    Eins mußte man den Wächtern lassen: Sie zögerten. Ihre Mienen ver-
    rieten, daß sie es keineswegs für verwerflich hielten, wenn fünf große,
    schwer bewaffnete Männer einen hilflosen Greis angriffen. Es erschien
    ihnen allerdings seltsam, daß der hilflose Greis die ganze Zeit über grin-
    ste.
    »Kommt endlich«, sagte Cohen.
    Die Männer schoben sich langsam näher. Jeder von ihnen wartete dar-
    auf, daß die anderen den entscheidenden Vorstoß machten.
    Cohen trat einige Schritte vor und winkte müde ab. »O nein«, sagte er.
    »Wenn man euch so sieht… Man könnte in Tränen ausbrechen, wirklich.
    So greift man doch niemanden an. Einfach nur Herumschlurfen wie…
    wie einige Herumschlurfer… Wenn man jemanden angreift, sol te man
    immer daran denken, wie wichtig das Überraschungsmoment ist…«
    Zehn Sekunden später wandte sich Cohen an Rincewind.
    »Alles in Ordnung, Herr Zauberer. Du kannst jetzt die Augen öffnen.«
    Ein Soldat hing mit dem Kopf nach unten im nächsten Baum. Von ei-
    nem anderen ragten beide Füße aus einer Schneewehe. Zwei weitere
    lagen bei den Felsen, und der fünfte… befand sich an verschiedenen
    Stellen.
    Cohen rieb sich nachdenklich das Handgelenk.
    »Der letzte hätte mich fast erwischt«, sagte er. »Viel eicht werde ich
    langsam alt.«
    »Warum bist du h…« Rincewind zögerte. Ein zweites Paket Neugier
    überholte das erste. »Wie alt bist du eigentlich?«
    »Ist dies noch immer das Jahrhundert des Flughunds?«
    »Ja.«
    »Oh. Nun, ich schätze, ich bin so um die Neunzig. Ja, ich könnte
    neunzig sein. Vielleicht auch fünfundneunzig.« Er zog die Schellen-
    schlüssel aus dem Schnee und wankte zu der Gruppe von Männern, die
    jetzt noch entsetzter wirkten als vorher. Cohen befreite den ersten Ge-
    fangenen und reichte dem völlig verdutzten Burschen das Schlüsselbund.
    »Verschwindet von hier, ihr al e«, sagte er nicht unfreundlich. »Und
    laßt euch nicht noch mal schnappen.«
    Er schlenderte zu Rincewind zurück.
    »Was bringt dich in diese Gegend?«
    »Nun…«
    »Interessant«, erwiderte Cohen. »Kann nicht den ganzen Tag schwat-
    zen. Habe noch viele Dinge zu erledigen. Kommst du mit oder was?«
    »Was?«
    »Wie du meinst.« Cohen schlang sich die Kette als improvisierten Gür-
    tel um die Hüften und schob zwei Schwerter dahinter.
    »Übrigens… was hast du mit dem Bellenden Hund angestellt?«
    »Mit welchem Hund?«
    »Nun, wahrscheinlich spielt’s keine Rolle.«
    Hastig folgte Rincewind der davoneilenden Gestalt. Er fühlte sich ne-
    ben Cohen nicht in dem Sinne sicher. Niemand war sicher, wenn Cohen der Barbar in der Nähe war. Bezüglich des normalen Alterungsprozesses
    schien bei ihm irgend etwas schiefgegangen zu sein. Cohen war immer
    ein barbarischer Held gewesen, weil er nichts anderes gelernt hatte. Und
    mit zunehmendem Alter wurde er härter – wie Eichenholz.
    Aber Rincewind kannte ihn. Cohen bot etwas Vertrautes an einem völlig fremden Ort.
    »Tja, in den Spitzhornbergen gab’s keine Zukunft mehr«, sagte

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