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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ganz brav, und die Staatskassen fül en sich mit ha-
    stig bezahlten Steuern, was die Regierung freut. Sol te es später noch
    einmal Schwierigkeiten geben, fragt man: ›Erinnert ihr euch an Nan-
    gnang?‹ Oder wie auch immer die Stadt hieß. Dann antworten die Leute:
    ›Wo ist Nangnang?‹ Und man erwidert: ›Genau das meine ich.‹«
    »Meine Güte! Wenn man so etwas bei uns zu Hause versuchen wür-
    de…«
    »Das Achatene Reich hat eine lange, lange Geschichte. Hier glauben
    die Leute, daß al es so sein muß, wie es ist. Sie tun, was man ihnen sagt.
    Man behandelt sie wie Sklaven.«
    Cohen verzog das Gesicht. »Nun, ich habe nichts gegen Sklaven an
    sich. Hatte gelegentlich selbst welche. Bin auch mal Sklave gewesen.
    Aber was erwartet man dort, wo es Sklaven gibt?«
    Rincewind dachte darüber nach. »Peitschen?« fragte er schließlich.
    »Ja. Hast es sofort kapiert. Peitschen. Sklaven und Peitschen – das hat
    eine gewisse Ehrlichkeit. Nun, hier gibt es keine Peitschen. Hier benutzt man etwas Schlimmeres.«
    »Was denn?« fragte Rincewind, der vertraute Panik in sich wachsen
    spürte.
    »Du findest es noch früh genug heraus.«
    Rincewind blickte zu den ehemaligen Gefangenen, die ihnen gefolgt
    waren und sie vol er Ehrfurcht beobachteten. Er hatte ihnen etwas von
    dem Leopardenfleisch gegeben und erinnerte sich genau an ihre Reakti-
    on: Zuerst starrten sie so darauf hinab, als wäre es Gift, dann aßen sie es wie Nahrung.
    »Sie folgen uns noch immer«, sagte er.
    »Tja… du hast ihnen Fleisch gegeben.« Cohen lachte leise und drehte
    sich eine Verdauungszigarette. »Daran sind sie nicht gewöhnt. Du hättest
    ihnen die Schnurrhaare und Kral en überlassen sol en – damit stel en sie
    die tollsten kulinarischen Sachen an. Weißt du, welches Gericht unten an
    der Küste sehr beliebt ist?«
    »Nein.«
    »Schweineohrensuppe. Was schließt du daraus?«
    Rincewind zuckte mit den Achseln. »Daß die Leute sehr einfal sreich
    sind?«
    »Jemand hat sich das Schwein unter den Nagel gerissen.«
    Cohen drehte sich im Sattel. Die Exgefangenen wichen unwillkürlich
    zurück.
    »He, ich hab’s euch doch gesagt. Ihr seid frei. Verstanden?«
    Ein besonders tapferer Mann antwortete: »Ja, Herr.«
    »Ich bin nicht dein Herr. Ihr seid frei. Ihr könnt gehen, wohin ihr wol t.
    Mit einer Ausnahme: Wenn ihr mir weiterhin folgt, bringe ich euch um.
    Und jetzt… Fort mit euch!«
    »Wohin, Herr?«
    » Irgend wohin! Weg von hier!«
    Die Männer wechselten einen besorgten Blick, drehten sich dann um
    und liefen über den Pfad.
    »Wahrscheinlich kehren sie geradewegs zu ihrem Heimatdorf zurück.«
    Cohen rollte mit den Augen. »Wie ich schon sagte: Schlimmer als Peit-
    schen.«
    Er winkte mit einer dürren Hand, als sie weiterritten.
    »Ein seltsames, blutiges Land. Wußtest du, daß das ganze Reich von
    einer Mauer umgeben ist?«
    »Um… barbarische Angreifer… fernzuhalten.«
    »O ja, eignet sich hervorragend zur Verteidigung«, kommentierte Co-
    hen voller Sarkasmus. »Zum Beispiel: Oh, so ein Mist, da ist eine sechs
    Meter hohe Mauer, wir sol ten besser tausend Kilometer durch die Step-
    pe zurückreiten, anstatt uns dort drüben im Wald Holz zu besorgen und
    Leitern zu bauen. Nein, nein. Die Mauer sorgt dafür, daß die Leute im
    Reich bleiben. Und Vorschriften. Für al es gibt’s welche. Ohne einen
    Fetzen Papier können die Bürger des Achatenen Reiches nicht mal den
    Abort aufsuchen.«
    »Nun, um ganz ehrlich zu sein…«
    »Ich meine nicht solches Papier, sondern einen Erlaubnisschein. Ohne einen solchen Zettel darf man nicht mal sein Dorf verlassen. Man
    braucht einen, wenn man heiraten will. Man… Ah, da sind wir.«
    »Ja«, sagte Rincewind.
    Cohen bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Woher weißt
    du das?«
    Rincewind versuchte, konzentriert zu denken. Ein langer Tag lag hinter
    ihm. Durch das thaumische Äquivalent des Jetlag war dieser Tag um
    einige Stunden länger gewesen als alle anderen, die er bisher erlebt hatte, was unter anderem zu zwei Mittagsmahlzeiten geführt hatte – beide ohne
    großen Reiz für Rincewind.
    »Äh… ich habe deine Bemerkung als allgemeinen philosophischen
    Hinweis aufgefaßt. So wie ›Machen wir das Beste draus‹.«
    »Ich meinte, daß wir jetzt mein Versteck erreicht haben«, erklärte Co-
    hen.
    Rincewind drehte den Kopf, und sein Blick fiel auf Gebüsch, Steine
    und eine steile Felswand.
    »Ich sehe überhaupt nichts«, sagte er.
    »Eben. Daran kannst du

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