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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gab es ein Alphabet aus sechsundzwanzig einfachen, häßlichen
    Buchstaben, geeignet nur für Bauern und Handwerker. Trotzdem exi-
    stierte dort eine Poesie, die heiße Spuren in der Seele hinterließ. Und die Buchstaben eigneten sich gut dafür, eine fünf Minuten lange Versammlung in weniger als einem Tag zu protokollieren.
    »Wie weit bist du?« fragte Lord Hong.
    Der Eunuch hüstelte höflich.
    »›Wie weich die Blüten der Apriko…‹«, begann er.
    »Ja, ja, ja«, sagte Lord Hong. »Wenn wir diesmal auf das poetische
    Drumherum verzichten könnten…«
    »Äh… ›Das Protokoll der letzten Sitzung wurde ordnungsgemäß un-
    terschrieben.‹«
    »Das ist alles?«
    »Äh… Ich muß noch die Blütenblätter malen…«
    »Ich möchte diese Versammlung bis heute abend beenden. Geh jetzt.«
    Der Eunuch blickte sich furchtsam am Tisch um und griff nach
    Schriftrollen und Pinseln, bevor er hinauseilte.
    »Gut«, sagte Lord Hong. Er nickte den anderen Kriegsherrn zu, und
    ein besonders freundliches Lächeln schenkte er Lord Tang. Lord Hong
    hatte sich nicht ohne Faszination mit dem Gedanken befaßt, daß Tang
    ein ehrenvoller Mann war. Seine Ehre mochte schüchterner, verdrießli-
    cher Natur sein, aber sie existierte und mußte berücksichtigt werden.
    »Es dürfte ohnehin besser sein, wenn wir ganz offen miteinander re-
    den«, sagte er. »Und zwar über die Rebel en. Mich haben beunruhigende
    Nachrichten über ihre Aktivitäten erreicht.«
    Lord McSweeney nickte. »Ich habe in Sum Dim dreißig Rebel en hin-
    richten lassen. Als abschreckendes Beispiel.«
    Und als ein Beispiel für deine Dummheit, dachte Lord Hong. Er war
    immer bestens informiert und wußte daher, daß es in Sum Dim nie einen
    Kader der Roten Armee gegeben hatte. Nun, bestimmt gab es jetzt ei-
    nen. Es ist ja so einfach…
    Auch die übrigen Kriegsherrn berichteten von ihren Bemühungen, die
    darauf hinausliefen, kaum nennenswerte Unruhen in eine blutige Revolu-
    tion zu verwandeln – obwohl sie es natürlich anders sahen.
    Doch hinter den Masken aus Tapferkeit und Determination verbarg
    sich Nervosität. Sie verhielten sich wie Schäferhunde, die kurz in eine
    Welt gesehen hatten, in der die Schafe nicht mehr fortliefen.
    Lord Hong fand großen Gefal en an dieser Nervosität. Er wol te sie
    nutzen, irgendwann. Er lächelte und lächelte.
    Schließlich sagte er: »Lords… trotz eurer lobenswerten Bemühungen
    bleibt die Situation ernst. Ich habe erfahren, daß ein mächtiger Zauberer
    aus Ankh-Morpork eingetroffen ist, um den Rebel en hier in Hunghung
    zu helfen. Es existiert ein Plan, der vorsieht, die gute Organisation der
    himmlischen Welt zu zerschlagen und den Kaiser umzubringen, möge er
    zehntausend Jahre alt werden. Ich nehme natürlich an, daß ausländische
    Teufel dahinterstecken.«
    »Ich weiß nichts davon!« sagte Lord Tang scharf.
    »Das wollte ich auch keineswegs andeuten, mein lieber Lord Tang«,
    erwiderte Lord Hong.
    »Ich meine…«, begann Lord Tang.
    »Deine Treue zum Kaiser ist über jeden Zweifel erhaben«, fuhr Lord
    Hong fort. Seine Stimme war wie ein Messer, das durch warme Butter
    schnitt. »Ich habe Grund zu der Annahme, daß eine sehr hochrangige
    Person den Aufrührern hilft, aber nichts deutet auf dich hin.«
    »Das will ich auch hoffen!«
    Die Lords Fang und McSweeney rückten ein wenig von Lord Tang
    fort.
    »Wie konnte es nur dazu kommen?« fragte Lord Fang. »Es stimmt na-
    türlich, daß manchmal Leute, die an hochgradiger geistiger Verwirrung
    leiden, das Reich verlassen, um sich jenseits der Mauer umzusehen.
    Doch daß jemand zurückkehrt…«
    »Ich fürchte, der damalige Großwesir war ein recht wankelmütiger
    Mann. Er hielt es für interessant zu erfahren, welche Neuigkeiten den
    Heimkehrer begleiteten.«
    »Interessant!« platzte es aus Lord Fang heraus. »Diese Stadt namens
    Ankh… Moor… Pork… ist eine Abscheulichkeit! Reine Anarchie! Of-
    fenbar gibt es dort überhaupt keinen Adel, und die Gesel schaft gleicht
    der eines Termitenhaufens! Es wäre besser, eine solche Stadt vom Ange-
    sicht der Welt zu entfernen!«
    »Ich nehme deine scharfsinnigen Bemerkungen hiermit zur Kenntnis,
    Lord Fang«, sagte Lord Hong, während ein Teil von ihm vor Lachen auf
    dem Boden rol te. »Nun, ich schicke zusätzliche Wächter in die Gemä-
    cher des Kaisers. Wie auch immer diese Sache begann – wir müssen da-
    für sorgen, daß sie hier endet.«
    Er beobachtete, wie ihn die anderen Lords beobachteten. Sie

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