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Echt zauberhaft

Echt zauberhaft

Titel: Echt zauberhaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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überhaupt
    vorschlägt.«
    »Beschämend, jawohl«, bestätigte Rincewind.
    »Außerdem braucht er seine ganze magische Kraft, um in die Verbote-
    ne Stadt zu gelangen«, meinte Schmetterling. Rincewind verabscheute
    ihre Stimme immer mehr.
    »Die Verbotene Stadt«, murmelte er.
    »Es ist allgemein bekannt, daß es dort schreckliche Fallen aller Art und
    viele, viele Soldaten gibt.«
    »Fallen, Soldaten…«

    * Später mußte Rincewind deshalb mit einer Therapie beginnen. Sie drehte sich um eine hübsche Frau, einen großen Teller mit Kartoffeln und einen Knüppel
    mit Nägeln.
    »Wenn seine Magie versagt, weil Zwei Feuerkraut ein paar magische
    Kunststücke von ihm verlangt… dann findet er sich im tiefsten Verlies
    wieder, um dort Zentimeter für Zentimeter zu sterben.«
    »Zentimeter für… äh… welche Zentimeter zuerst?«
    »Du solltest dich wirklich schämen, Zwei Feuerkraut!«
    Rincewind lächelte schief.
    »Eigentlich bin ich gar nicht so groß. Oh, ich bin schon groß«, fügte er rasch hinzu, als Schmetterling die Stirn runzelte, »aber nicht sehr… «
    »In seinen Schriften erzählt uns der Meister, daß du mächtige Zauberer
    besiegt und einige sehr gefährliche Situationen überlebt hast.«
    Rincewind nickte betrübt. Das stimmte, mehr oder weniger. Doch in
    den meisten Fäl en steckte keine Absicht dahinter. Und die Verbotene
    Stadt… nun, sie machte einen verbotenen Eindruck. Einladend wirkte
    sie gewiß nicht. Nein. Dort wurden vermutlich keine Postkarten ver-
    kauft. Das einzige Souvenir, das man von einem solchen Ort mit nach
    Hause nehmen konnte, waren die eigenen Zähne. In einer Tüte.
    »Äh… ich nehme an, der Ochsen-Bursche befindet sich in irgendei-
    nem tiefen Verlies, oder?«
    »Im tiefsten«, sagte Zwei Feuerkraut.
    »Und… ihr seht die Leute nie wieder? Die verhaftet werden, meine
    ich.«
    »Manchmal sehen wir Teile von ihnen wieder«, sagte Lotosblüte.
    »Für gewöhnlich die Köpfe«, fügte Zwei Feuerkraut hinzu. »An den
    Toren aufgespießt.«
    »Aber mit Drei Pflugochsen passiert so etwas nicht«, proklamierte Lo-
    tosblüte. »Der Große Zauberer hat gesprochen!«
    »Nun… äh… eigentlich habe ich kaum etwas gesagt…«
    »Du hast gesprochen«, sagte Schmetterling fest.
    Rincewinds Augen gewöhnten sich al mählich ans Halbdunkel. Offen-
    bar war er in einem Lagerraum oder Keller. Die Geräusche der Stadt
    drangen gedämpft durch Gitter in der Decke. Die Kammer enthielt Fäs-
    ser und große Bündel, die derzeit als Sitze dienten. Eine Art Versamm-
    lung schien hier stattzufinden.
    Die Anwesenden beobachteten den Zauberer mit hingerissener Faszi-
    nation. Sie hatten auch noch etwas anderes gemeinsam.
    Rincewinds Blick glitt durch den Raum.
    »Wer sind al diese Kinder?« fragte er.
    »Dies ist der Hunghung-Kader der Roten Armee«, verkündete Lotos-
    blüte stolz.
    Zwei Feuerkraut schnaubte.
    »Warum hast du ihm das verraten?« fragte er. »Jetzt bleibt uns gar
    nichts anderes übrig, als ihn zu töten.«
    »Aber sie sind alle so jung!«
    »Was ihre Lebensjahre angeht, mögen sie unterprivilegiert sein«, ge-
    stand Zwei Feuerkraut. »Aber in Hinsicht auf Mut und Ehre sind sie
    uralt.«
    »Auch in bezug auf Kampferfahrung?« erkundigte sich Rincewind.
    »Die Soldaten, die ich bisher gesehen habe, scheinen nicht besonders
    nett zu sein. Ich meine, habt ihr überhaupt Waffen?«
    »Wenn wir Waffen benötigen, so entreißen wir sie dem Feind!« erwi-
    derte Zwei Feuerkraut. Jubel belohnte seine Worte.
    »Ach? Und wie wollt ihr den Feind dazu bringen, daß er seine Waffen
    losläßt?« Rincewind deutete auf ein recht kleines Mädchen, das sich zu-
    rückbeugte, als befürchtete es einen Schuß. Es schien höchstens sieben
    Jahre alt zu sein und hielt ein Plüschtier – ein Kaninchen – in den Ar-
    men.
    »Wie heißt du?«
    »Eins Lieblingsperle, Großer Zauberer!«
    »Und was machst du in der Roten Armee?«
    »Ich habe eine Medaille bekommen, Großer Zauberer. Für das Ankle-
    ben von Plakaten.«
    »Mit Texten wie ›Unseren Gegnern sol en bitte ein paar böse Dinge zu-
    stoßen‹? Etwas in der Art?«
    »Äh…«, sagte das Mädchen und richtete einen flehenden Blick auf
    Schmetterling.
    »Die Rebellion fällt uns nicht leicht«, sagte die junge Frau. »Uns fehlt…
    Erfahrung.«
    »Nun, ich bin hier, um euch zu sagen, daß man mit Revolutionen nicht
    sehr weit kommt, wenn man Lieder singt, Plakate an Mauern klebt und
    mit bloßen Händen kämpft«, entfuhr es Rincewind.

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