Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Echte Vampire beißen sanft

Titel: Echte Vampire beißen sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
Vom Netzwerk:
hatten. Binnen kürzester Zeit kämpfte ich mit den Tränen. Ich sank auf eine steinerne Bank vor der Kirche.
    Flo setzte sich neben mich und legte mir einen Arm um die Schulter. »Valdez würde nicht einfach so sang- und klanglos verschwinden, Glory. Er hängt an dir.«
    »Das... Das dachte ich auch. Er ist seit Jahren bei mir.« Ich tupfte mir mit dem blütenweißen Taschentuch, das mir Sarah Mainwaring in die Hand gedrückt hatte, die Tränen ab. »Und dann die Sache mit Jerry... Wenn er nichts mehr von mir will, dann braucht er es mir doch nur zu sagen. Ich werde mich ihm garantiert nicht aufdrängen.« Außer vielleicht, wenn ich mit Vampir-Viagra vollgepumpt war und wir uns im selben Raum befanden.
    »Da ist Richard.« Sarah strahlte ihren Sohnemann an.
    Ich spürte, wie ich errötete, als mir das gestrige Fiasko wieder einfiel. Ich hatte mich vor ihm entblößt und lächerlich gemacht. Doch meine Verlegenheit war jetzt nebensächlich; die Suche nach Valdez hatte oberste Priorität.
    Ich hob den Kopf. Nun, da ich Richard und seine Mutter nebeneinanderstehen sah, konnte ich durchaus eine gewisse Ähnlichkeit erkennen. Sarahs Haar war zwar nicht ganz so hell wie das ihres Sohnes, aber sie war ebenfalls blond, und hatte dasselbe aristokratische Gebaren wie er. Richard musste hergeflogen sein und sich irgendwo in der Nähe verwandelt haben. Mit dem Auto oder dem Motorrad hätte er niemals so schnell auftauchen können, es sei denn, er war mir gefolgt.
    Nein. Er hatte Besseres zu tun. Bestimmt suchte er weiterhin wie ein Besessener nach dem Unterschlupf der EVs. Diese Besessenheit könnte mir jetzt zugutekommen. Wieder spülte
eine Welle der Übelkeit über mich hinweg, diesmal, weil das Verschwinden meines Hundes eindeutig die Handschrift dieser Schurken trug. Natürlich hatte ich keinerlei Beweise, nur einen vagen Verdacht.
    »Richard!« Ich sprang auf und ergriff seine Hand. »Du hast nicht zufällig auf dem Weg hierher irgendwo Valdez gesehen?«
    »Nein.« Er drückte meine Hand. »Wie ich höre,hast du meine Mutter kennengelernt.«
    »Ja. Das war mal eine erfreuliche Überraschung.« Flo schnaubte. Ich tat, als hätte ich es nicht gehört. »Wir müssen Valdez finden.Angeblich hat er mir zum Abschied eine Nachricht auf dem Handy hinterlassen, aber ich glaube nicht, dass die wirklich von ihm stammt. Ich weiß zwar nicht, wie seine Stimme klingt, aber...«
    »Lass hören.«
    Ich wählte die Nummer der Mailbox und reichte Richard das Telefon. Er hörte sich die Nachricht an und gab mir das Gerät zurück. »Blade hat Schluss gemacht? Hältst du das für möglich?«
    Er ließ mich nicht aus den Augen, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für ein Drama mit dem Titel Glory’s gebrochenes Herz, und außerdem war mein Herz gar nicht gebrochen. Allerhöchstens ein bisschen angeknackst. »Nein. Jerry und ich führen eine hoch komplizierte Beziehung, aber wir waren immer ehrlich zueinander.Wenn er die Nase voll hätte, würde er mir das persönlich mitteilen und nicht über einen seiner Lakaien.«
    »Es kommt mir auch untypisch für Valdez vor. Er wirkte auf mich sehr loyal. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er einfach abhaut.« Richard drückte erneut meine Hand. »Versuch noch einmal, Blade zu erreichen,und dann schwärmen wir aus. Mal sehen, ob wir deinen Hund finden.«

    Während ich noch einmal Jerrys Nummer wählte, strömten immer mehr Leute aus der Kirche. Richard wandte sich an eine kleine Gruppe. Ich legte auf, weil ich wieder nur die Mailbox erreicht hatte, und beschloss, mich noch einmal drinnen umzusehen. Ich betrat das riesige Kirchenschiff und hastete durch die langen Gänge, bis sich mir der Platzanweiser von vorhin in den Weg stellte.
    »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Ma’am?«
    »Ich... Ich suche meinen Hund.«
    »Den großen weißen, der vorhin schon mal hier war?« Der Mann sah zu dem Blumengesteck, das jemand wieder in die Vase gestellt hatte, und dann auf den nassen Fleck auf dem Teppich.
    »Nein, der andere; ein schwarzer mit einem rot-weiß gemusterten Tuch um den Hals. Er wartet normalerweise immer vorn am Ausgang auf mich.« Ich spürte, wie mir eine Träne über die Wange rollte. Der Platzanweiser klopfte mir beruhigend auf den Rücken.
    »Sehen Sie doch mal nebenan nach, da wird nach dem Gottesdienst immer Kaffee und Kuchen serviert.Vielleicht hat er die Leckereien gerochen.« Der Mann lächelte.
    Ich hätte mich am liebsten laut schluchzend an seine Schulter gelehnt.

Weitere Kostenlose Bücher