Echte Vampire beißen sanft
Taco-Bell-Werbung.«
»Trotzdem. Irgendwie kommt mir diese Stimme bekannt vor.« Flo gab mir das Telefon zurück. »Ruf Jeremiah an.«
»Das hatte ich als Nächstes vor.« Ich drückte auf die entsprechende Kurzwahltaste, doch der Anruf wurde sofort auf die Mailbox umgeleitet.
»Jerry, Valdez ist verschwunden. Hast du ihn wirklich aus dem Dienst entlassen? Bitte ruf mich umgehend zurück.« Ich legte auf. Plötzlich brachen meine Unsicherheiten wie eine Welle über mich herein. Ich hatte jahrzehntelang auf Jerry eingeredet, er solle seine Wachhunde abziehen und mich mein eigenes Leben führen lassen. Nahm er mich jetzt endlich ernst? War er zu dem Schluss gekommen, dass ich allein überleben konnte? Ich fühlte mich leer, und mir war speiübel.
Ich startete einen zweiten Versuch. »Äh, ich bin’s nochmal. Ich wollte nur noch sagen, ich habe kein Problem damit, wenn du dich anderweitig orientierst, aber falls es so ist, dann finde ich, du könntest es mir wenigstens persönlich sagen, okay?« Gar nichts war okay Meine Umgebung verschwamm vor meinen Augen. Ich sank auf eine der Bänke.
»Das ist doch lächerlich. Blade würde dich nie und nimmer auf so schäbige Weise abservieren.« Flo stampfte mit dem Fuß auf und beugte sich zu Will hinunter. »Wach auf, du nutzloses Hundevieh! Sieh mich an!«
Will hob den Kopf und stierte sie mit blutunterlaufenen Augen an. »Hey, meine Schöne.Wie wär’s, wenn wir zwei uns ein bisschen miteinander vergnügen, s-sobald ich meinen Dienst beendet habe? Ich glaube, wir würden ein hübsches Pärchen abgeben. Che bella. Si? «
»Konzentrier dich auf das vorliegende Problem, signore.« Flo holte mit dem Fuß aus, als wollte sie ihn in den Hintern treten. Dann fiel ihr wieder ein, wo sie war. »Wo ist Valdez? Was hast du mit ihm angestellt?«
»Nichts, ehrlich.« Er ließ den Kopf hängen.
»Woher hast du den Alkohol, Will?« Ich ging neben ihm in die Knie und hob seine Schnauze an, um ihm in die Augen zu sehen. »Hast du etwa deine menschliche Gestalt angenommen?«
»Nein. Irgend so ein Kerl hat mir eine große Schüssel Glenlivet hingestellt.« Er rülpste und versuchte, mir erneut das Gesicht zu lecken.
Ich wich zurück. »Klingt, als hätte dich jemand bewusst unschädlich gemacht.Wie hat der Mann ausgesehen?«
»Er trug braune Schuhe.« Hicks. »Mehr hab ich nicht gesehen. Hab mich ganz auf die Schüssel mit dem leckeren schottischen Gesöff konzentriert.« Grunz. Schnarch.
Inzwischen hatte Sarah zum Telefon gegriffen. »Richtig, in
der Moonlight Church. Valdez, einer von Glorianas... Wachhunden, ist verschwunden.« Sie sah zu mir, dann ließ sie das Handy zuschnappen. »Richard ist schon auf dem Weg.«
»Wozu haben Sie ihn herbestellt? Wir waren doch noch gar nicht draußen, um nach Valdez zu suchen.« Ich packte eines der üppigen Gestecke, legte die Blumen auf eine Bank und kippte Will das Wasser aus der Vase über den Kopf.
»Hey, womit hab ich das verdient?« Will rappelte sich mühsam auf und schüttelte sich, dass das Wasser in alle Richtungen spritzte. Sogleich eilte ein Platzanweiser in einem gestärkten weißen Hemd herbei.
»Meine Damen, etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf. Wir sind hier in einer Kirche, und Hunde müssen leider draußen bleiben; es sei denn, es handelt sich um einen Blindenhund.«
Ich hatte ein oder zwei Mal so getan, als wäre ich blind, und mich plagte noch immer das schlechte Gewissen deswegen. »Tut mir leid.« Hastig ergriff ich Wills Leine, um ihn vor die Tür zu zerren. Kein leichtes Unterfangen. Er war an sich schon ganz schön schwer, und er konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Als es mir zu dumm wurde, bückte ich mich kurzerhand und hob das Riesenvieh hoch, was mir so einige verwunderte Blicke eintrug.
Draußen ließ ich ihn auf den Rasen plumpsen und begann sogleich, nach Valdez Ausschau zu halten und ihn zu rufen.Wo konnte er nur sein? Hatte er etwa seine menschliche Gestalt angenommen, um Will mit Scotch abzufüllen? Wohl kaum; er wäre nackt gewesen (bis auf das rot-weiße Halstuch, sein Kirchenoutfit), und Will hatte von braunen Schuhen gesprochen. Außerdem hätte ein Mann im Adamskostüm garantiert für einige Aufregung gesorgt, noch dazu, wenn er sich in der Nähe einer Kirche herumtrieb. Selbst, wenn es sich um eine
so liberale Gemeinde wie diese handelte. Also begann ich, wildfremde Leute zu fragen, ob sie zufällig einen schwarzen Labradoodle mit einem rotweißen Bandana um den Hals gesehen
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